Studie27 Prozent der Luxemburger Bevölkerung rauchen: Vor allem neue Tabakprodukte werden beliebter

Studie / 27 Prozent der Luxemburger Bevölkerung rauchen: Vor allem neue Tabakprodukte werden beliebter
Die Zahl der Raucher im Land stagniert seit Jahren: Noch immer greift ein Viertel der Luxemburger zum Tabak Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mehr als ein Viertel aller Luxemburger über 16 Jahren raucht. Diese und andere Zahlen zum Tabakkonsum im Großherzogtum hat die Fondation Cancer in ihrer neuen Studie veröffentlicht. Besonders die Beliebtheit von Shishas und E-Zigaretten bei den Unter-25-Jährigen beunruhigt Direktorin Margot Heirendt.

Am liebsten wäre ihr, sagt Martine Deprez (CSV) zu Beginn ihrer ersten Pressekonferenz als Gesundheitsministerin, wenn Menschen in Luxemburg gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen würden. „Ich möchte verhindern, dass Leute abhängig werden.“ Die Realität ist jedoch eine andere. Mehr als jede vierte Person im Großherzogtum raucht. Eine Zahl, die seit Jahren konstant bleibt – trotz Aufklärungskampagnen und Ausstiegsprogrammen. Am Mittwoch hat das Gesundheitsministerium zusammen mit der Fondation Cancer die neuesten Zahlen zum Rauchen in Luxemburg veröffentlicht. Bei einer repräsentativen Umfrage gaben 27 Prozent an, Tabak zu konsumieren – sei es als klassische Zigarette oder E-Zigarette. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet sind das etwa 149.000 Raucher. Und Raucherinnen. Denn wie Margot Heirendt, Direktorin der Fondation Cancer, sagt: „Zwischen den Geschlechtern gibt es in dieser Frage keine Unterschiede mehr.“ Zum ersten Mal rauchen in Luxemburg Männer und Frauen in gleicher Zahl.

Die Zahl der Raucher ist im Vergleich zum Vorjahr zwar konstant geblieben, bei den verschiedenen Tabakprodukten zeigen sich jedoch neue Unterschiede. Während der Anteil der Zigarettenraucher annähernd gleich bleibt (23 Prozent der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu 24 Prozent in 2022), erlebt vor allem die Shisha ein Beliebtheitshoch. Die Zahl der Wasserpfeifenraucher hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, von 11 auf 22 Prozent. Was Heirendt besonders Sorgen bereitet: Fast die Hälfte aller 16- bis 24-Jährigen raucht Shisha, 16 Prozent gaben an, mindestens einmal im Monat zum Schlauch zu greifen.

E-Zigaretten werden beliebter

Auch die E-Zigarette erfreut sich wachsender Beliebtheit. 17 Prozent der Luxemburger nutzen die elektrische Alternative zur klassischen Zigarette. Bei den Einwohnern unter 25 sind es sogar 36 Prozent. Als Hauptgrund nennen dafür mehr als die Hälfte der Befragten den Geschmack. Immerhin 34 Prozent gaben jedoch an, E-Zigarette zu rauchen, weil sie mit dem Rauchen aufhören wollen. Bei knapp der Hälfte hat sich daraufhin der Tabakkonsum nach eigenen Angaben reduziert – bei einem Drittel ist er gleich geblieben. E-Zigaretten sind auch das einzige Tabakprodukt, bei dem sich ein feiner Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen lässt. Laut Fondation Cancer greifen etwas mehr Frauen zur E-Zigarette als Männer. 

Kämpferinnen gegen Tabakkonsum: Margot Heirendt (l.) und Martine Deprez
Kämpferinnen gegen Tabakkonsum: Margot Heirendt (l.) und Martine Deprez Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Zum Rauchen scheint heute vor allem auch ein schlechtes Gewissen zu gehören: Die Hälfte aller Raucher gab an, in den kommenden sechs Monaten aufhören zu wollen. Immerhin 37 Prozent haben versucht, im vergangenen Jahr aufzuhören. Gescheitert sind die meisten laut Umfrage am Stress und an Gewichtzunahme. Auch die Unterstützungsprogramme von Gesundheitsministerium und Gesundheitskasse sind dabei nicht so bekannt, wie von Ministerin Deprez erhofft. Gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der Befragten haben von diesen Möglichkeiten gehört. Ein Ergebnis der aktuellen Umfrage findet die Gesundheitsministerin besonders bedenklich: Elf Prozent der luxemburgischen Nichtraucher gaben an, dass sie täglich in Innenräumen Passivrauch ausgesetzt seien – obwohl in Luxemburg seit 2013 Rauchverbot an allen öffentlichen Orten gilt.

Der einleitende Wunsch der Ministerin, niemand möge überhaupt erst mit dem Rauchen anfangen, er könnte eines Tages Wirklichkeit werden. Zumindest wenn es nach dem Projekt „Génération sans tabac“ der Fondation Cancer gehen soll. Zusammen mit 37 unterschiedlichen Partnern will die Organisation bis 2040 eine Umgebung schaffen, in der „Kinder und Jugendliche nie mit Tabak in Kontakt kommen“. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet die Fondation mit bislang sechs Gemeinden im Land zusammen, die sich verpflichtet haben, das Rauchen an öffentlichen Plätzen einzuschränken.

Das Projekt wendet sich mit mehreren Forderungen an die Politik. Um eine rauchfreie Zukunft für kommende Generationen auf den Weg zu bringen, müsse der Tabakpreis erhöht und der Verkauf eingeschränkt werden. Zigaretten und andere Produkte dürften nicht länger 24 Stunden am Tag zum Beispiel in Tankstellen erhältlich sein. Auch bei der Darstellung von Rauchen in Film und Serien wünscht sich die Fondation Cancer strengere Regeln – zumal Werbung für Zigaretten durch das Tabakgesetz verboten sei. Besonderer Schutz sollte den Nichtrauchern gelten – vor allem in Anbetracht der aktuellen Zahlen. Mit all diesen Forderungen wolle man Raucher keinesfalls ausgrenzen, schließt die Fondation Cancer, sondern sie auf ihrem Weg zum Nichtraucher unterstützen.                                                                                                                              

Starke Regulierung für neue Tabakprodukte: Ministerin Deprez
Starke Regulierung für neue Tabakprodukte: Ministerin Deprez Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Gesetzentwurf Nr. 8333: Kampf gegen den Tabakkonsum

Am Mittwochmorgen hat Gesundheitsministerin Deprez den Mitgliedern der Kommission für Gesundheit den aktuellen Entwurf zur Änderung des Tabakgesetzes präsentiert. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit neuen Produkten, insbesondere Nikotinbeutel. Für Deprez stellen diese „den Versuch der Tabakindustrie dar, junge Menschen als neue Kunden zu gewinnen“. Laut Regierung werden deshalb in Luxemburg für Nikotinbeutel bald die gleichen Regeln wie für andere Tabakprodukte gelten: Damit wäre der Verkauf an Personen unter 18 Jahren sowie Werbung verboten.

Die Höhe der Tabaksteuer auf Nikotinbeutel war ein Diskussionsthema in der Kommission. Während die Gesundheitsministerin erklärte, dass die Verbrauchsteuer 22 Euro pro Kilogramm betragen sollte und ein Mehrwertsteuersatz von 17 Prozent gelten würde, forderten einige Abgeordnete, die Tabaksteuer an die der luxemburgischen Nachbarländer anzupassen, um Steuerschlupflöcher und weiteren Tabaktourismus zu verhindern. Ministerin Deprez kündigte an, der Kommission beim nächsten Mal detaillierte Zahlen aus den Nachbarländern vorzulegen. Nikotinbeutel sind in Belgien und den Niederlanden verboten, Frankreich arbeitet aktuell an seiner Gesetzgebung. In Deutschland sind Nikotinbeutel unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Ein Verbot in Luxemburg sei deshalb nicht der beste Weg, so Deprez, wenn Käufe auf der anderen Seite der Grenze möglich sind.

Mit dem Gesetzentwurf Nr. 8333 wird außerdem eine EU-Richtlinie umgesetzt, die vorsieht, dass neue Tabakprodukte Gesundheitswarnungen auf der Verpackung tragen müssen und dass Aromen und Zusatzstoffe verboten sind.

Lassner
23. Mai 2024 - 16.41

Nur ein Viertel stinkt uns voll? Rauchen überall verbieten, nur zu Hause, wie beim Kiffen dann wird's schnell weniger.

RCZ
23. Mai 2024 - 8.39

Wie viele Zigarrenraucher gibt es noch? Und wie viele Pfeifenraucher ohne Schlauch?🧐🤔🦀🩻