Jedes Jahr lange WartelistenDifferdinger Musikschule feiert 30-jähriges Bestehen und platzt aus allen Nähten

Jedes Jahr lange Wartelisten / Differdinger Musikschule feiert 30-jähriges Bestehen und platzt aus allen Nähten
Seit 2014 ist die Musikschule im „Aalt Stadhaus“ untergebracht Foto: Editpress/Julien Garroy

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Am Samstag, dem 23. März, feiert die Differdinger Musikschule offiziell ihren 30. Geburtstag; die Feierlichkeiten ziehen sich allerdings über das ganze Jahr hin. Der Erfolg der Schule spiegelt sich in der Zahl der Musikschüler wider: 800 sind es mittlerweile, die Schule platzt aus allen Nähten. Neue gewünschte Abteilungen müssen auf sich warten lassen.

Die Abschlussprüfungen des ersten Schuljahrs mussten 1994 noch in Bettemburg abgehalten werden: Über eigene Räumlichkeiten verfügte die Differdinger Musikschule lange nicht. Die besten Schüler erhielten damals übrigens als Geschenk eine Musikkassette.

Bis 1996 wurde die Musikschule noch – wie in vielen anderen Gemeinden auch – zusammen mit der UGDA betrieben. 1996 beschloss die Gemeinde jedoch, dass sie im Sinne der Gemeindeautonomie eine eigene Institution braucht. Das Platzproblem war damit aber noch nicht aus der Welt geschafft. Die Kurse wurden in „deels quasi baufällege Säll duerch d’Gemeng verdeelt gehalen“, schreibt der beigeordnete Direktor Pol Belardi in seinem Vorwort zum Erinnerungsbuch „Déifferdenger Musekschoul 1994-2024“. Alles in allem waren die Kurse auf neun verschiedene Säle in der Stadt verteilt.

Rudi De Bouw ist seit 2016 Direktor der Musikschule. An seinen ersten Arbeitstag kann er sich noch gut erinnern. „Ich war zuvor 20 Jahre lang selbst Musiklehrer, ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen. Wir waren damals auch nur zu zweit in der Verwaltung, heute sind wir immerhin zu viert.“ De Bouw übernahm die Leitung der Schule zu einer Zeit, in der die Schülerzahl regelrecht explodierte, was einerseits wohl mit dem neuen Gebäude zu tun hatte – 2014 zog die Musikschule in das „Aalt Stadhaus“, wo sie im zweiten und dritten Stock untergebracht ist –, andererseits aber auch mit einer Erweiterung des schulischen Angebots.

Wünsche und Träume

Unter De Bouws Regie öffnete sich die Schule verstärkt moderner Musik: 2018 sah die Einführung von spezialisierten Gesangsklassen in Pop, Jazz und Musical. 2019 wurde das klassische Angebot um Orgel- und Kontrabasskurse erweitert. Auch für die kommende Rentrée gibt es eine Neuerung: eine Klasse für barockes Mandolinenspiel.

Rudi De Bouw, Direktor der „Déifferdenger Museksschoul“
Rudi De Bouw, Direktor der „Déifferdenger Museksschoul“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Die Schülerzahl hat sich zu der Zeit fast verdreifacht. 2016 waren es 356 Schüler, ein Jahr später 548. Damit überschritt die Schule schon nach nur zwei Jahren die Grenze, für die das „Stadhaus“ konzipiert wurde, etwa 400. „Der Platz reicht hinten und vorn nicht.“ De Bouw würde das Angebot der Schule noch gerne ausweiten. „Was uns als ,richtige‘ regionale Schule noch fehlt, ist eine Abteilung für Tanz. Die Schüler aus dem Kordall müssen dafür nach Düdelingen oder nach Esch. Dafür bräuchten wir aber mehr Räumlichkeiten.“ De Bouw rechnet, dass er mit Tanzkursen noch gut 300 Schüler mehr haben würde. „Dessen bin ich mir sicher, weil die Nachfrage definitiv da ist.“

De Bouws Wunschträume gehen aber noch weiter. „Ich könnte mir auch eine Abteilung für elektronische Musik vorstellen.“ Aber das ist wohl im wahrsten Sinne des Wortes noch „Zukunftsmusik“.

2023 waren 810 Schüler in Differdingen eingeschrieben. Die Wartelisten sind jedes Jahr dementsprechend lang. Etwa zehn Prozent der Lernwilligen müssen sich erst mit einem Platz auf einer Warteliste begnügen.

Die drei Musikschulen aus dem Kordall, in Petingen, Käerjeng und eben Differdingen, sind zwar regionale Musikschulen, doch wegen des großen Andrangs an Schülern gibt es nur noch bei wenigen Kursen eine Zusammenarbeit. „Wir haben z.B. nicht ausreichend Akkordeonschüler bei uns, also schicken wir die wenigen nach Bascharage, wer Harfe spielen möchte, muss nach Petingen.“

Die Geburtstagsgeschenke, die sich Schüler und Lehrer zum größten Teil selber machen, werden ab Samstag, dem 23. März, ausgepackt. An dem Tag steigt die offizielle Geburtstagsfeier im „Aale Stadhaus“ mit einer akademischen Sitzung und einem Konzert des „Orchestre de Chambre de Luxemburg“ unter der Leitung von Rudi De Bouw selbst, u.a. mit einer Eigenkomposition. Es ist übrigens etwas, auf das in der Differdinger Musikschule großen Wert gelegt wird. „Unsere Lehrer bzw. Angestellte sollen neben ihrer Arbeit auch ihr Musikerleben ausleben.“

Dieser Abend ist leider schon ausverkauft; allerdings findet am 29. März ein CD-Release-Abend statt. Die Lehrer der Schule haben zusammen ein Album eingespielt, das an dem Freitag vorgestellt wird, ebenso das bereits erwähnte offizielle Buch zum 30. Geburtstag.

Ganz besonders stolz ist De Bouw auf drei Konzerte, die Ende April im Rahmen der „JaZz DaYs XL“ stattfinden. Zu Gast werden befreundete Schulen aus Bordeaux und aus Washington sein, u.a. „mit Musikern, die mit Michael Jackson gespielt haben“, betont er. Im Juni werden die Differdinger sich mit einem Konzert im regionalen Konservatorium von Le Bouscat revanchieren.

Geburtstagsprogramm

23.3. Akademische Sitzung und Konzert (ausverkauft!)
28.3. Vernissage: „D’Geeschter vum Stol“, 19.30 Uhr
29.3. CD-Release, 20.00 Uhr
26., 27. + 28.4.: JaZz DaYs XL 2024
7. + 8.6.: Konzert Le Bouscat/Bordeaux (F)
21.9.: Konzert des Gitarrenduos G’M (Flamenco, Latino, Pop-Rock), 20.00 Uhr
15.11.: „Classic meets Jazz“: Konzert der Differdinger Musiklehrer
28.11.: Kino-Konzert: Originalmusik aus dem Film „Nocturno“
1.12.: Piano-Konzert mit Carmen Vilà-Frasier, Ehrendirektorin des Konservatoriums von Barcelona
18.12. Abschlusskonzert, Kirche Niederkorn

Alle Veranstaltungen finden, falls nicht anders vermerkt, im „Aalt Stadhaus“ statt. Tickets können Sie im Internet unter edmdifferdange.lu bestellen.