Infektionszahlen pro Gemeinde„Diese Karte sagt doch nichts wirklich aus“

Infektionszahlen pro Gemeinde / „Diese Karte sagt doch nichts wirklich aus“
Diese Karten zeigen die Neuinfektionen pro Gemeinde. Links in absoluten Zahlen, rechts projiziert auf 10.000 Einwohner, was für kleine Kommunen ein verzerrtes Bild abgeben kann. Quelle: Gesundheitsministerium

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Lange haben sich die Gemeinden dagegen gewehrt, dann erscheint sie doch: eine Karte, auf der für jede Gemeinde des Landes dargestellt wird, wie sich zwischen dem 22. Juni und 12. Juli die Neuinfektionen aufsummiert haben. Die Veröffentlichung dieser Statistik durch das Gesundheitsministerium soll angeblich ein Versehen gewesen sein. Kommunalpolitiker stellen den Sinn einer solchen Karte insgesamt infrage.

„Diese Karte hat doch überhaupt keinen Mehrwert“, bringt der Bürgermeister von Esch/Sauer, Marco Schank (CSV), seinen Eindruck auf den Punkt. Seine Gemeinde erscheint auf der statistischen Karte weiß, weil sich dort zwischen dem 22. Juni und dem 12. Juli nur ganz wenige Bürger neu mit dem Coronavirus angesteckt haben. Es sei „droleg“, dass diese Karte überhaupt erschienen ist. Denn einen wirklichen Zweck erfüllt sie für Schank nicht: Nur aufzuzeigen, wo Infizierte wohnen, würde einen ja nicht viel weiterbringen. Viel wichtiger sei es, zu wissen, „wo sich die Leute anstecken“. 

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Gemeinde Kiischpelt, die im Gegensatz zu Esch/Sauer in einer der beiden Karten in einem tiefen Dunkelrot erscheint. Bürgermeister Yves Kaiser (unabhängig) zeigt sich davon wenig begeistert und relativiert sofort: „Wir haben nur fünf Infizierte bei 1.200 Einwohnern.“ Damit liegt die Gemeinde bei den absoluten Zahlen selbstverständlich weit hinter den einwohnerstarken Spitzenreitern Stadt Luxemburg, Differdingen und Esch. Werden diese aber auf 10.000 Einwohner projiziert, schießt Kiischpelt gemeinsam mit Schieren an die Statistik-Spitze. Die beiden Kommunen werden dann auf der Karte in der Kategorie „35,6 bis 44 Neuinfektionen pro 10.000 Einwohner“ verortet. 

„Dann fängt das Gerede an“

Wie Schank kritisiert auch Kaiser, dass die Karte keine Auskunft darüber gibt, wo sich die Menschen anstecken. Er fügt hinzu: „So eine Karte in unserem kleinen Land zu veröffentlichen, ist eine schwierige Sache. Innerhalb der Gemeinde fangen die Menschen dann natürlich mit Reden an. Das kann dann vielleicht auch zur Hetzjagd werden.“ Waldbilligs Bürgermeisterin Andrée Henx-Greischer (unabhängig) stimmt ihrem Kollegen aus dem Norden zu – obwohl ihre Gemeinde auf der Karte grau eingefärbt ist und somit keine Neuinfektionen zwischen dem 22. Juni und dem 12. Juli aufweist. „Das ist einerseits eine Erleichterung für unsere Gemeinde“, sagt Henx-Greischer. „Aber es ist sicherlich schlecht für die Gemeinden, die viele Neuinfektionen haben. Da könnten die Menschen dann zögern, hinzugehen.“ 

„Andererseits muss man natürlich der Öffentlichkeit gegenüber ehrlich sein“, sagt Yves Kaiser. „Man muss sich fragen, warum wir als Gemeinde diese Zahlen nicht bekommen haben.“

Epidemiologe Joël Mossong von der Gesundheitsinspektion erklärt am Freitag gegenüber dem Tageblatt: „Wir haben die zwei Karten schon längere Zeit.“ Es habe rege Diskussionen darüber gegeben, welche Daten man herausgeben sollte. Am Ende habe man sich für eine Darstellung auf Kantonsebene entschieden, weil diese neutraler sei.

Wo infiziert man sich?

Auch Mossong sagt, dass sich der Ursprung einer Infektion nicht mit dem Wohnort der Person decken müsse. „Den Ursprung der Infektionen herauszufinden, kann sehr schwierig sein, weil die meisten Leute nicht wissen, wo sie sich angesteckt haben“, sagt Mossong. „Ich kann Ihnen ganz klar sagen, dass der Infektionsort von verschiedenen Events, auf denen Menschen aus dem Süden waren, nicht unbedingt im Süden war.“ Außerdem seien die Menschen nicht immer nur dort unterwegs, wo sie wohnen. Sie gingen auch anderswo aus oder einkaufen. 

Am Ende sei die Hauptquelle für Ansteckungen noch immer die Familie oder der Freundeskreis. „Uns ist noch kein Fall bekannt, bei dem eine Ansteckung in einem Supermarkt passiert ist.“ Mossong teilt die Befürchtung der zitierten Gemeindeväter, dass eine Statistik auf Gemeindeebene das Risiko berge, betroffene Gemeinden zu stigmatisieren – und das sei nicht hilfreich bei der Bekämpfung einer Pandemie. 

de Schéifermisch
11. August 2020 - 17.37

@ Charles Hild. Do hu Dir vollkomme Recht an ech sinn total bei Iech. Hat Är Argumentatioun vu virdrun falsch interpretéiert.

Charles Hild
11. August 2020 - 12.02

@Schéifermisch: Kuckt, wann een an der Duerflotterie nëmme wéineg Louse keeft, da kann et sinn dat ee net gewënnt. Wann ee sech an der Pandémie wäit ewech vun anere Leit hällt, a sech un Hygiènemoossnahme gewinnt, da kann et och sinn dat een derlaanscht kënnt. Wann een awer ënnert d'Leit geet, egal op am Eisleck oder am Sueden, zum Beispill op eng Bradderie, dann ass dat ewéi wann ee ganz vill Louse beieneen akeeft. Virwat mécht een dat?

de Schéifermisch
10. August 2020 - 17.44

@ Charles Hil: ech hoffen a kann Iech nëmme wönschen, dass Dir vum grousse Lous Corona verschount bleift.

HTK
9. August 2020 - 15.20

@Charles Hild, richteg,just: Am Lotto stinn d'Chancen 1/120 000 000.Do sidd dir beim Virus vill éischter dobäi an gëtt allefalls méi deier wéi een Lottoschäin.

Charles Hild
8. August 2020 - 13.42

Dës Kaart ass eng Foto aus vergaangener Zäit, a si weist wat normal ass: "De Virus ass iwwerall". De Risiko an onser Regioun ass iwwerall zimmlech geréng. Et ass ewéi d' grousst Lous an enger Lotterie ze zéien. Doduerch hu vill Leit een iwwerhieflecht Gefill vu Sécherheet. De Risiko geet gewalteg an d' Lut wann den R-Faktor klëmmt. Dat heescht: wann s du mat ville Mënschen länger Zeit Kontakt hues, a wann dee Kontakt net ganz sécher ass (HOM) dann hues du ee méi grousse Risiko de Virus ze erwëschen. Eng Wanderung eleng an der frëscher Loft am Süden ass ongeféierlech! Awer am Éislek, am Grupp, zwëschent honnerte Matmënschen ouni Mask, déi net vum Fleck kommen, dat ass geféierlech. Nach net onbedingt vir jidder Eenzelnen, awer um Schluss sinn der e puer, déi et mat bei sech Heem huelen. Dohier kënnt de Cluster an der Famill. Hei nach eppes fir ze denken: Mat Pech kritt een de Virus, grad ewéi ee mat Chance och an der Lotterie ka gewannen.

HTK
8. August 2020 - 13.22

" Viel wichtiger sei es, zu wissen, „wo sich die Leute anstecken“. Wenn wir das wüssten wäre die Sache längst gegessen. Es ist eben unmöglich das festzustellen. Die Möglichkeiten sich zu infizieren sind unendlich.Masken sind da eine Bremse,aber kein Allheilmittel. Die Hände machen den Rest.Unbewusste Handbewegungen,das Reiben in Augen oder Nase usw. Wenn wir wissen,dass in Ischgl ein Ansteckungsherd war und die Leute haben sich danach über ganz Europa verteilt,dann ist uns nicht geholfen.Wir können nur eine Karte zeichnen auf der Ischgl als "No go Ort" verzeichnet ist,oder eben Wuhan usw. Bringen tut das nichts.