Nachdem Europas Zentralbank (EZB) im Juli 2022 das langjährige Umfeld der Niedrig- und Strafzinsen beendet und eine Serie von Leitzinserhöhungen eingeleitet hatte, sind die Zinssätze auch hierzulande deutlich nach oben geschnellt. Innerhalb kurzer Zeit waren sie bis auf einen Höchststand im Dezember 2023 gestiegen.
Mitte 2022 waren es gerade mal 1,3 Prozent, die die Luxemburger Haushalte im Schnitt für neue Immobilienkredite mit einem variablen Zinssatz akzeptieren mussten. Im Dezember 2023, dem Monat mit den höchsten Zinssätzen, waren es satte 5 Prozent.
Hintergrund für die höheren Leitzinsen war damals die europaweit stark zulegende Inflationsrate. Angefangen rasant zu steigen hatten die Verbraucherpreise in der zweiten Jahreshälfte 2021. Damals stiegen vor allem die Energiepreise. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen zur Eroberung der Ukraine organisierte Russland eine künstliche Verknappung des Gasangebots in Europa. Gazprom füllte die Gasspeicher für den Winter nicht auf. Mit Verzögerung sind nach den Energiepreisen nach und nach auch die Erzeugerpreise, die für Rohstoffe und die für Lebensmittel und Dienstleistungen stark gestiegen.
Mit der sich beruhigenden Inflationsrate hat Europas Zentralbank im Laufe des Jahres 2024 begonnen, den Leitzins wieder zu senken. Seitdem sind auch die durchschnittlichen Zinssätze hierzulande wieder rückläufig.

Laut neuen Zahlen der Luxemburger Zentralbank sind die durchschnittlichen Zinssätze für neue Immobilienkredite mit einem variablen Zinssatz im Januar 2025 erstmals seit März 2023 wieder unter vier Prozent (3,88 Prozent) gefallen.
Die Zinssätze für Kredite mit einem festen Zinssatz haben sich ähnlich entwickelt: Nach einem historischen Tiefststand im Dezember 2020 (1,26 Prozent) ist die Rate auf einen Höchststand von 4,16 Prozent im November 2023 gestiegen. Bis Januar 2025 ist dieser Wert nun wieder auf 3,39 gefallen.
Das Fallen der Zinsen, gekoppelt an die in den letzten Jahren deutlich gefallenen Immobilienpreise, hat jedoch bislang nicht gereicht, um wieder spürbar mehr Käufer in den Markt zu locken. Als Folge der weiterhin hohen Zinsen bleibt das Volumen der geliehenen Gelder deutlich rückläufig: Im Jahr 2024 waren insgesamt Immobilienkredite in Höhe von 5,99 Milliarden Euro vergeben worden. Das sind nur leicht mehr als im Vorjahr und immer noch deutlich weniger als die über 9 Milliarden Euro im Jahr 2021.
Auch im Januar 2025 blieben die Zahlen schlecht: Mit 446 Millionen Euro lag das Volumen der neuen Immobilienkredite lediglich 15 Millionen höher als im Januar 2024. Im Januar 2022 waren es noch deutlich mehr als 600 Millionen Euro.

Diese Zahlen bestätigen die Aussagen der Handwerkskammer, die zuletzt erklärt hatte, dass sich der Wohnungsmarkt nur schwer erholt. Besonders für den Bausektor, wo seit Anfang 2023 mehr als 3.500 Arbeitsplätze verloren gegangen sind, gebe es weiterhin nur wenig Zuversicht. Die zaghafte Erholung, die es bei der Zunahme der Hypothekarkredite gebe, betreffe hauptsächlich bestehende Wohnungen und nicht Neubauten.
Auch Zinsen für Spareinlagen fallen wieder
Ähnlich wie die Zinsen auf Kredite haben sich in den vergangenen Monaten auch die Zinsen auf Sparguthaben entwickelt: Während die Luxemburger Banken ihren Kunden im Januar 2022 im Schnitt nur Strafzinsen auf ihren Spareinlagen angeboten hatten, erreichte der durchschnittliche Zinssatz auf neuen Sparguthaben in Form von „dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr im Januar 2024 einen Höchststand von 3,46 Prozent. Bis Januar 2025 (letzte verfügbare Zahlen) ist er wieder auf 2,38 Prozent zurückgefallen.
Die Luxemburger Privathaushalte haben reagiert: Seit Januar 2023 setzen sie wieder aufs traditionelle Sparen und legen mittlerweile rund vier Milliarden Euro pro Monat neu auf Festgeldkonten von bis zu einem Jahr angelegt. Allein im Januar 2025 waren es fünf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2021 waren es gerade mal 263 Millionen.
Die Haushalte haben sich demnach an die neue Situation der gestiegenen Leitzinsen angepasst: Während sie deutlich weniger Kredite zum Kauf von Immobilien aufnehmen, haben sich die Summen, die sie zum Sparen auf Festgeldkonten legen, vervielfacht. Zusammen mit den höheren Leitzinsen endete somit 2022 auch die Zeit der sehr rasanten Preissteigerungen für Wohnungen.
Wie sich der Leitzins in Europa nun in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird, ist ungewiss. Das hängt vor allem von der künftigen Entwicklung der Inflationsrate ab. Viele Ungewissheiten prägen derzeit die Weltwirtschaft. Im März hatte die EZB den Leitzins zum sechsten Mal seit 2024, auf 2,5 Prozent, gesenkt.
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