Corona-Bilanz „Die Schule ist kein Treiber des Virus“: Bildungsminister Meisch will keinen A/B-Gruppenunterricht

Corona-Bilanz  / „Die Schule ist kein Treiber des Virus“: Bildungsminister Meisch will keinen A/B-Gruppenunterricht
Bildungsminister Meisch  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Luxemburg wird weiter an seinem Stufenmodell in den Schulen festhalten. Das teilte Bildungsminister Claude Meisch (DP) am Donnerstag mit. Eine Wiedereinführung der A/B-Gruppen oder sogar eine komplette Umstellung auf Homeschooling schloss er aus – und kündigte nur kleinere Maßnahmen an. 

„Wir wollen dem Virus so wenig Platz wie möglich lassen – und gleichzeitig der Bildung so viel wie nur möglich“, sagte Bildungsminister Claude Meisch zu Beginn der Pressekonferenz am Donnerstag. Er machte deutlich, dass man mit dem bisherigen Stufenmodell an den Luxemburger Schulen zufrieden sei. Das System habe seine Effizienz im Kampf gegen das Virus bewiesen. 

Mitgebracht zur Pressekonferenz hatte Meisch eine ganze Reihe von Beratern und Experten, die an einem zweiten Analyse-Report gearbeitet haben. Der erste war im Sommer in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium erarbeitet worden. Aus ihm gingen das nun angewandte Stufenmodell und die Aussage, dass die Schulen bei der Verbreitung des Virus kaum eine Rolle spielten, hervor. Romain Nehs, Direktor des Sekundarschuldiensts, stellte am Donnerstag die Schlussfolgerungen der Zwischenbilanz nach sechs Wochen vor. 

A/B-Gruppen nur im Notfall

„Die Schule ist kein Treiber des Coronavirus“, betonte Nehs bei seiner Präsentation mehrmals. Das Virus sei  im Schulwesen – im Vergleich zur Gesamtbevölkerung – nicht übermäßig präsent. Der Bericht zeige außerdem, dass das Virus öfter in Lyzeen als in Grundschulen oder Kindergärten vorkomme. „Das untermauert die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse.“

Eine allgemeine Rückkehr zu den A/B-Gruppen, den einige Schüler, Eltern und Lehrer gefordert hatten, sei dem Expertenteam zufolge unnötig. Für die Zwischenbilanz sei das Infektionsgeschehen in den Klassen der Schulen genau verfolgt worden. Die meisten hätten nur mit einigen isolierten Neuinfektionen zu kämpfen – in diesen Fällen habe das Stufenmodell gut gegriffen und die Verbreitung des Virus gestoppt. Nur bei einigen Härtefällen, wie etwa einer anonymisierten Schule aus dem Luxemburger Zentrum, könne das Teilzeit-Homeschooling eventuell in Betracht gezogen werden. Für den Bildungsminister sind die A/B-Gruppen erst dann gerechtfertigt, wenn sich die Regierung gezwungen sehe, weitere Schritte einzuleiten, um das Virus zu bekämpfen. Das sei aktuell nicht der Fall, aber man sei auch darauf vorbereitet.

Meisch sah sich durch den Bericht in seiner Strategie bestätigt und betonte, dass man Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus treffe, sondern sich auf Fakten basiere. „Die Schule ist nicht der Ort, an dem sich die meisten Schüler anstecken, weil wir strenge hygienische Maßnahmen eingeführt haben“, so der Bildungsminister. 

Stufenplan ausgeweitet

„Der Stufenplan ist wirksam“, sagte Meisch dann auch stolz. Trotzdem soll dieser auf nun vier Stufen ausgeweitet werden. „Damit wir besser dokumentieren können, ob sich das Virus in der Schule verbreitet hat oder nicht.“  Bei der Stufe eins handelt es sich immer noch um eine einzelne Infektion in einer Klasse. Hier werden die Schüler von den übrigen Klassen isoliert, müssen aber nicht in Quarantäne. Stufe zwei tritt ein, wenn es zwei Infektionen in einer Klasse gibt, bei der sich die Schüler vermutlich nicht in der Schule angesteckt haben. Von Stufe drei spricht man, wenn es zwei bis fünf Infektionen in einer Klasse gibt, bei denen man schnell die Kontrolle über das Virus wiedererlangt hat. Stufe vier besagt, dass es in einer Klasse mehr als fünf Infektionen gibt oder gar Fälle, die sich klassenübergreifend angesteckt haben. 

Meisch sagte auch, dass die Entscheidung, Fälle der Stufe eins in der Schule nur zu isolieren und nicht in Quarantäne zu schicken, die richtige gewesen sei. So seien lediglich 192 Klassen in der Woche vor den Allerheiligen-Ferien in Quarantäne und 388 weitere in Isolation gewesen. „Wären wir dem Weg anderer europäischer Staaten gefolgt, dann hätten wir viel mehr Klassen in Quarantäne und dreimal mehr Schüler, die nicht zur Schule hätten gehen können“, so Meisch. Mit dem aktuellen Modell stoppe man das Virus erfolgreich und biete der Bildung den größtmöglichen Raum. 

Nur noch vier Kinder an einem Tisch

Daneben habe man nach Beratung mit sämtlichen Betroffenen des Schulwesens weitere sanitäre Maßnahmen ausgearbeitet, sagte Meisch. Der Bildungsminister verliert dabei allerdings kein Wort darüber, dass die Gewerkschaften ihn nach diesen Gesprächen stark kritisiert haben. Meisch kündigte an, dass Schüler in Zukunft in den Schulkantinen nur noch zu viert – statt aktuell zu zehnt – an einem Tisch sitzen dürfen. Außerdem soll sich der Schulsport den Richtlinien für den Vereinssport anpassen und mehrere Aktivitäten nur noch in Vierergruppen möglich sein. 

In Grundschulen und in den „Maisons relais“ sollen Schüler ihren Mundschutz absetzen können, wenn sie sitzen. „Sobald sie sich bewegen, ob drinnen oder draußen, müssen sie eine Maske tragen.“ So soll für die Schüler Klarheit geschaffen werden. Außerdem wurde der Schultransport angepasst. Lehrerversammlungen und ähnliche Treffen mit mehr als vier Personen sollen in Zukunft digital abgehalten werden. 

Meisch wiederholte bei der Pressekonferenz auch, dass Verschreibungen für Tests und Quarantäne nun über die Schulen verteilt werden sollen. Zudem sollen Tests auch in naher Zukunft in den Schulen durchgeführt werden. So will man die starken Verspätungen der letzten Wochen bekämpfen, die Effizienz steigern und die Labore entlasten. 

Auffällig bei der Pressekonferenz war, dass nur von den Schülern gesprochen wurde. Wie sich das Infektionsgeschehen bei den Lehrern und dem restlichen Schulpersonal gestaltet, dazu wollten sich Meisch und Nehs nicht äußern. Man werde in den nächsten Wochen einen weiteren Bericht dazu verfassen. Meisch ließ durchblicken, dass es wohl mehrere Infektionsketten in den Schulen gab, die von Lehrern ausgegangen seien. 

HTK
12. November 2020 - 20.31

Bin kein Meisch Fan.Aber heuer hat er Recht. Bildung ist das Maß aller Dinge. Das sehen wir täglich auf CNN oder anderen amerikanischen Sendern die nicht,oder trotzdem, mit dem Teufel im Bunde sind. Was ein Bildungsdefizit verursachen kann steht in Pracht und Ehre als " The Donald Trump" täglich auf unseren Monitoren. Wehret den Anfängen. Das Virus hat nichts mit Bildung am Hut,eher mit dem Gegenteil.