„Haupeschbléiser“Die Kunst des Jagdhornblasens als immaterielles Kulturerbe der Menschheit

„Haupeschbléiser“ / Die Kunst des Jagdhornblasens als immaterielles Kulturerbe der Menschheit
Haupeschbléiser von „Les trompes de chasse Saint-Hubert“ Foto: Susanne Wysocki

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Mitte Dezember wurden die Jagdhornbläser („Haupeschbléiser“) von der Unesco in deren repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Der Antrag war von vier Ländern, darunter auch Luxemburg, eingereicht worden. Auch wenn der Name auf den Ursprung im Bereich der Jagd hinweist, gehen die „Haupeschbléiser“ nicht zur Jagd. Das Musizieren und die Geselligkeit stehen bei ihnen im Mittelpunkt.

Laut Guy Wagner, Gründungsmitglied und Präsident der Vereinigung „Les trompes de chasse Saint-Hubert“, gibt es hierzulande rund 40 bis 50 „Haupeschbléiser“. 22 von ihnen sind in seiner Vereinigung organisiert. Neben ihr gibt es hierzulande eine weitere namens „Trompes de la vallée des sept châteaux“. Das Wort „Haupesch“ stammt von Saint-Hubert, dem Schutzpatron der Jagd.

Einst war das Horn ein Kommunikationsmittel und ein unverzichtbares Jagdutensil. „Es war das Handy des Jägers“, heißt es auf einer deutschen Jagdwebsite. Im Laufe der Zeit änderte es nicht nur seine Form, sondern auch seine Verwendung. Die Kunst der „Haupeschbléiser“ wurde im 18. Jahrhundert am französischen Königshof geboren. Seitdem ist sie in unserer Region, vor allem in Frankreich und Belgien, zu einer lebendigen Tradition geworden. In Italien gibt es laut Guy Wagner nur einen Klub. Mit diesen drei Ländern hatte Luxemburg im März 2019 bei der Unesco den Antrag eingereicht, um die Tradition des Jagdhornblasens in die Liste des immaterielles Kulturerbes der Menschheit aufzunehmen.

Durch die nun erfolgte Anerkennung hofft Wagner vor allem, dass sich jüngere Menschen für die Kunst begeistern. Das Durchschnittsalter der Bläser liege zwischen 45 und 50 Jahren. „Alle Anerkennung nützt nichts, wenn kein Nachwuchs da ist“, meint er. In Mamer unterhält der Klub eine eigene Hornistenschule, in der jeder willkommen ist. Eine musikalische Vorbildung ist nicht nötig. „Man ist nach nur ein paar Wochen üben allerdings nicht schon ein Hornist“, so Wagner. Da müsse man schon einige Jahre investieren. Beim Horn fehlen Klappen oder Ventile, der Tonumfang ist entsprechend auf etwa fünf Töne eingeschränkt – und diese werden durch Veränderung des Luftstroms erzeugt, was das Spielen im Vergleich zu anderen Instrumenten erschwere.

In normalen Zeiten treffe man sich viermal im Monat, um zu üben. „Der Klub hat zwar in Kopstal einen Saal zum Proben, doch es klingt eh besser im Freien“, sagt Wagner. Er selbst übe jeden Tag zu Hause. Dank technischer Hilfsmittel kann man die Lautstärke so weit dämpfen, dass die Nachbarn nicht gestört werden.

Erster multinationaler Antrag

Die Bläser des Klubs waren übrigens voriges Jahr Benelux-Meister. Die Meisterschaft wurde 2019 in Mersch ausgetragen. Im Vorjahr wurde der Verein bei der in Belgien (bei Brügge) ausgetragenen Meisterschaft Vizemeister. In „normalen“ Zeiten spielen er 12 bis 15 Konzerte im Jahr. Für 2021 sind schon mehrere Konzerte geplant, u.a. kleinere Auftritte an fünf historischen Orten in der Hauptstadt.

Die zweite luxemburgische „Haupeschbléiser“-Vereinigung – die „Trompes de la vallée des sept châteaux“ – ist wesentlich kleiner: Sie zählt nur neun aktive Mitglieder. Doch die Nachwuchssorgen sind die gleichen, wie  Präsident Fernand Weber erzählt. Momentan besuchen zwei junge Nachwuchsbläser die Kurse der Vereinigung. „Es ist sehr schwierig, Kinder und Jugendliche für diese Kunst zu motivieren.“

Es ist übrigens das erste Mal, dass ein Kulturgut durch einen multinationalen Antrag in die Unesco-Liste aufgenommen wurde, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Kulturministeriums. Zehn Jahre nach der Aufnahme der Echternacher Springprozession in die Liste ist es nun für Luxemburg der zweite Eintrag. Der Antrag wurde zusammen mit Belgien, Frankreich und Italien gestellt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Unesco-Auszeichnung auch nur für diese Länder gilt. So kann sich beispielsweise Deutschland, wo es die Tradition auch gibt, nicht mit dem Titel schmücken. Sehr verbreitet ist die Kunst in Frankreich, wo es laut Wagner rund 150 Jagdhornbläser-Gruppen gibt. Der Benelux-Verband (beide luxemburgischen Vereine sind ihm angegliedert) zählt rund 25 Gruppen.

Um überhaupt einen Antrag auf internationale Anerkennung einreichen zu können, muss die Kunst oder der Brauch auch schon im Inventar des nationalen Kulturerbes aufgenommen sein, was in Luxemburg seit November 2018 der Fall ist.

Als immaterielles Kulturerbe können mündliche Traditionen, darstellende Künste, soziale Rituale und traditionelle Handwerkskunst ausgezeichnet werden. Im jagdlichen Bereich gehört bereits die Falknerei dazu, doch die Bezeichnung „jagdlicher Bereich“ muss man einschränken. Wie Guy Wagner betont, gehen die „Haupeschbléiser“ nicht auf die Jagd. „Das Wichtigste bei uns ist die Geselligkeit“, betont er.

Kontaktinfos der Vereinigungen

Les Trompes de chasse Saint-Hubert de Luxembourg
Guy Wagner (Präsident)
Tel.: +352 691 16 03 14
Edmond Heischbourg,
Tel.: +352 661 61 04 19,
E-Mail: edmond.heischbourg@hotmail.fr

Trompes de la Vallée des Sept Châteaux
Kontakt: Fernand Weber (Präsident)
Tel.: +352 691 799 217
E-Mail: wefe.2008@pt.lu
www.tvsc.lu