Freitag31. Oktober 2025

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KommentarDie kooperationsunwilligen EU-Anwärter Serbien und Kosovo verbauen sich selbst ihre Zukunft

Kommentar / Die kooperationsunwilligen EU-Anwärter Serbien und Kosovo verbauen sich selbst ihre Zukunft
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat mit der Entsendung der Armee an die Grenze zu Kosovo den Konflikt eskaliert Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa

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Truppenmobilisierungen und Propaganda-Botschaften, die verschreckte Zeitzeugen an die Kosovo-Rhetorik von Serbiens einstigem Ex-Autokraten Slobodan Milosevic erinnern: Die beunruhigenden Nachrichten aus Europas vergessenem Hinterhof mehren sich. Doch trotz verschärften Waffengerassels und den ersten in Stellung gebrachten Haubitzen an der Grenze zwischen Serbien und Kosovo: Mit einer Neuauflage des Kosovo-Kriegs von 1999 ist kaum zu rechnen.

Zwar zählten Präsident Aleksander Vucic oder Außenminister Ivica Dacic bereits während des Kosovo-Kriegs zu Serbiens Führungsriege. Doch mit 1999 ist die heutige Lage kaum zu vergleichen. Obwohl Belgrad in den letzten Jahren kräftig in die Aufrüstung seiner Armee investierte, verfügt diese längst nicht mehr über die einstige Kampfkraft von Jugoslawiens JNA. Ohnehin dürfte der vom Ukrainekrieg gebeutelte Westen einen weiteren Waffengang in Europa kaum zulassen.

Ein wie immer gearteter Waffengang würde den Exodus junger Fachkräfte in die Emigration nachhaltig beschleunigen – und die Auslandsinvestitionen in die ausgeblutete Region rasch versiegen lassen. Das ist den Entscheidungsträgern in Belgrad genauso bewusst wie ihren Kontrahenten in Pristina.

Über die Hälfte der stark geschrumpften Minderheit der Kosovo-Serben trägt sich laut einer kürzlichen Umfrage mit dem Gedanken an eine Abwanderung. Das offene Eingeständnis, die Ex-Provinz schon 1999 endgültig verloren zu haben, kann sich in Serbien zwar noch immer kein Würdenträger erlauben. Doch statt mit ständigen, oft aus innenpolitischen Gründen geschürten Dauerspannungen die Lebensbedingungen der Landsleute in der Ex-Provinz weiter zu verschlechtern, wäre Belgrad gut beraten, auch ohne explizite Anerkennung einen Ausgleich und „Modus vivendi“ mit Pristina zu suchen: Nicht nur die Kosovo-Serben, sondern auch Serbiens Exportwirtschaft würde am meisten von einem spannungsfreien Nachbarschaftsalltag profitieren.

Pragmatismus gefragt

Mit dem Verweis auf die schlechten Erfahrungen mit der Republika Srpska in Bosniens Staatslabyrinth verweigert Pristina der serbischen Minderheit hartnäckig die bereits 2013 zugesagte Schaffung eines Verbands der serbischen Kommunen. Doch auch auf dem Balkan wedelt der Schwanz kaum mit dem Hund: Im Gegensatz zu Bosnien machen die Serben nur einen kleinen Bruchteil von Kosovos Bevölkerung aus. In Kooperation mit dem Westen könnte Pristina problemlos einen Minderheitenrat mit klar begrenzten Zuständigkeiten schaffen.

Die Wege aus den selbst gewählten Sackgassen sind klar. Doch leider verbauen sich die Nachbarn mit hartnäckigen Selbstblockaden ihre Zukunft. Dabei ist es der Mangel an Perspektiven, der junge Kosovo-Albaner und Kosovo-Serben gleichermaßen die Emigrationskoffer packen lässt. 23 Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs gibt es für die einstigen Kontrahenten nur zwei Alternativen. Entweder sie treten sturköpfig weitere 20 Jahre auf Europas Abstellgleis auf der Stelle. Oder sie springen über den eigenen Schatten und finden mit einem pragmatischen Kurs der Verständigung doch noch den Anschluss an Europa – und die Zukunft.

Naja
29. Dezember 2022 - 10.22

Bleibt mal schön wo ihr seid bis ihr im 21. angekommen seid. Sich wegen einem Verkehrsschild die Köpfe einschlagen.Unglaublich.