Für Serge Tonnar ist es die „Belsch Plaasch“, für Fausti geht nichts über Schlindermanderscheid und laut Statec zieht es die Luxemburger am liebsten nach Frankreich. Doch wie sieht es bei Luxemburgs Politikern aus – wo machen sie eigentlich Urlaub?
Von Lynn Wolff und Pol Schock
Jean Asselborn kann gerade nicht reden. „Keine Zeit, steige in ein Flugzeug“, sagt er. Doch wenige Minuten später schickt der Außenminister per SMS seinen gesamten Radplan. Ab Montag geht es für ihn von Luxemburg gen Süden, von Châlons-en-Champagne Richtung Mont-Ventoux. Seit Jahren verbringt Jean Asselborn (LSAP) seine Sommerferien auf dem Rad in Frankreich. Aber komplett abschalten kann er nie. Der Außenminister ist immer im Dienst, heißt es aus dem Ministerium.
Mit dieser Auffassung steht Asselborn nicht alleine da. Nahezu alle Luxemburger Politiker gönnen sich im August wenigstens ein paar Tage Urlaub, aber die meisten bestätigen, dass sie stets einen Blick auf Nachrichtenlage und E-Mails werfen oder in Kontakt mit den Fraktionsmitarbeitern stehen. So auch Claude Wiseler. Der CSV-Spitzenkandidat verbringt gerade seinen Urlaub in Portugal. „Zehn Tage im schönen Sintra – unweit von Lissabon.“ Er komme seit vielen Jahren hierher. Verwandte seiner Frau Isabelle leben in der Nähe von Sintra.
Urlaub, aber nicht ganz
2018 gilt für den CSV-Spitzenkandidaten als besonderes Jahr – möglicherweise ist er am Ende des Jahres Staatsminister. Nichts weniger erwarten viele Luxemburger. Nichts weniger erwartet seine Partei. Nichts weniger erwartet er von sich selbst. „Ich verspüre schon eine gewisse Anspannung, sogar hier am Atlantik“, gesteht Wiseler. Auch der Spitzenkandidat der LSAP, Etienne Schneider, gönnt sich lediglich eine kurze Verschnaufpause. „Ich werde Mitte August eine Woche an die belgische Küste fahren, die restliche Zeit bleibe ich in Luxemburg“, so der Wirtschaftsminister.
Nachhaltigkeitsminister François Bausch („déi gréng“) zieht es nach Italien. Er verbringt mehrere Tage im Aostatal, dann geht es nach Piemont und schlussendlich in die Toskana. Seine Parteikollegin Josée Lorsché ist hingegen gerade auf der „Ile de Ré“ in Frankreich. Sie spannt eine Woche mit ihrer Familie in einem Landhaus aus. Doch auch sie kann sich nicht ganz vom politischen Alltag lösen: „Ich habe noch eben eine parlamentarische Anfrage verfasst.“
Bei Corinne Cahen entscheiden die Kinder
Ebenfalls in Frankreich weilt gerade Sam Tanson („déi gréng“). Sie habe vor Kurzem die Höhle von Lascaux besucht. Oder besser gesagt: die Nachbildung der Höhle von Lascaux, die 2016 eröffnet wurde. Es tue gut, endlich ausspannen zu können, denn die vergangenen Wochen im Abgeordnetenhaus seien fordernd gewesen, so Tanson. Aber: „Ich bin, war und werde immer ein Newsjunkie bleiben.“ Tanson checke auch in ihrem Urlaub mehrmals täglich nationale und internationale Medien.
Die CSV-Abgeordnete Nancy Arendt wird in wenigen Tagen in die Vereinigten Staaten nach Florida fliegen. Somit ist sie die einzige der befragten Politiker, die es außerhalb des europäischen Kontinents zieht. Doch das hat seinen Grund: Die Ex-Schwimmerin hat fünf Jahre in Florida studiert. Neben dem Sonnentanken freut sich die Politikerin auf das Wiedersehen langjähriger Freunde. Begleitet wird Arendt von ihrem Ehemann und ihren Kindern.
Die Kinder von Familienministerin Corinne Cahen (DP) haben sich für die Reiseziele Frankreich und Deutschland entschieden. Wo genau Cahen hinfährt, wollte sie nicht verraten. Ihre Parteikollegin Joëlle Elvinger befindet sich aktuell mit ihrer Familie in der Provence in Südfrankreich. Für sie gilt ebenso wie für Gilles Baum (DP) Sonne tanken und erholen. Baum wird mit seiner Familie mehrere Tage auf der griechischen Insel Kreta verbringen.
Wo ist eigentlich Xavier Bettel?
Auch Marc Baum („déi Lénk“) zieht es nach Griechenland. Die erste Hälfte des Sommermonats verbringt der 37-Jährige noch in seinem Wochenendhaus im „Éislek“, vor allem um der Hitze in den Städten zu entfliehen. Danach zieht es den Politiker mit seiner Freundin nach Griechenland, um in den Genuss der Ägäis zu kommen. LSAP-Fraktionspräsident Alex Bodry genießt gerade die Atlantikluft und das Licht der Normandie. Dort wird er womöglich in ein paar Tagen auf den CSV-Abgeordneten Serge Wilmes treffen.
Gilles Roth (CSV) reist bald für zehn Tage in die Algarve (Portugal). Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) zieht es an die holländische Nordsee, wo sie schon als Kind oft gewesen war.
Staatsekretär Claude Turmes („déi gréng“) verbringt mehrere Tage in der Bourgogne. Auch David Wagner („déi Lénk“) will hier einen Zwischenstopp machen. „Ich liebe Burgunderwein.“ Anschließend will er nach Südfrankreich, Perpignan und Marseille.
Martine Hansen (CSV) ist gerade auf Palma de Mallorca. „Morgens Fahrrad, mittags relaxen.“ CSV-Präsident Marc Spautz will nach Hamburg und dann an die Ostsee.
Dort befindet sich gerade auch LSAP-Generalsekretär Yves Cruchten: Lübeck, Kiel und am Strand von Travemünde. Minister Romain Schneider (LSAP) fliegt für zwei Wochen nach Teneriffa. Nur der ADR-Abgeordnete Fernand Kartheiser bleibt die ganze Zeit über in Luxemburg.
Und der Premier? Was macht eigentlich Xavier Bettel? Der Staatsminister scheint als einziger wirklich abzuschalten und E-Mails, Telefon, Mitarbeiter und nervige Journalisten zu ignorieren. Bettel war in seinem Urlaub nicht zu erreichen.
Frankreich das Top-Reiseziel
Rund 80 Prozent der Gesamtbevölkerung gönnen sich eine jährliche Auszeit außerhalb der heimischen Grenzen und verreisen bis zu viermal im Jahr. Ein Drittel der gebuchten 1,4 Millionen Freizeitreisen führte die Bevölkerung Luxemburgs in unsere Nachbarländer, laut der jüngsten Umfrage des Statec. Die beliebtesten Ferienländer der Luxemburger sind Frankreich und Deutschland. Daneben sind Spanien, Belgien, Italien und Portugal bevorzugte Reiseziele. Ein Luxemburger von zehn verlässt den Europäischen Kontinent. Langstreckenflüge werden vor allem Richtung Asien gebucht.
Nur ein Prozent der Bewohner Luxemburgs bleibt in der Heimat. Im Durchschnitt geben die Reisenden 770 Euro pro Person aus. Diese Kosten fallen hauptsächlich für Unterkunft und Verpflegung an. Die meisten „Vacanciers“ verbringen ihren Urlaub in Hotels oder bei Bekannten. In den Monaten Februar, März und Juni stehen meist Kurztrips auf dem Plan. Während der Sommermonate Juli und August steigt die Reisedauer meist auf über zehn Nächte. Und damit bestätigt sich erneut das Bonmot des Philosophen Joseph Marie de Maistre „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient“: Die Luxemburger Politiker repräsentieren mit der Auswahl ihrer Reiseziele die Bevölkerung ihres Landes.
De Maart
vun waat sin dei dann eidel gin,hechstens dei vum I-Phone.
Welche Batterien?