Meisch IIIDie dritte Staffel mit dem Bildungsminister hat begonnen

Meisch III / Die dritte Staffel mit dem Bildungsminister hat begonnen
Frühstücksfernsehen oder Straßenfeger: Claude Meisch stellt sein Programm als Bildungsminister in der dritten Legislaturperiode vor Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Nach den Bilanzen zum Ende der vergangenen Legislaturperiode gibt es nun die Marschrouten für die gerade begonnene Amtszeit – so auch bei Claude Meisch, der sich als Minister für Bildung, Kindheit und Jugend nicht mehr neu vorzustellen braucht, sondern nach zehn Jahren im Amt ein alter Bekannter ist.

Bis er am Mittwochmorgen zum Frühstück mit der Presse seine „Ambitioune fir eng staark Bildung“ vortrug, hatte er bereits ordentlich aufgetischt. Außer Croissants und „Pains au chocolat“, Kaffee und Orangensaft gab es eine ganze Palette von Vorhaben, die der DP-Politiker auf den Weg bringen möchte. Wie schon die Lehrergewerkschafter vom SEW/OGBL Mitte September zugegeben hatte, dass man Meisch sicherlich keine Untätigkeit vorwerfen könne, gab er auch diesmal wieder seinen Tatendrang zum Besten.

Wenn Meisch eine Fernsehserie wäre, ginge er bereits in die dritte Staffel. Dass er seit dieser Legislaturperiode außer dem Bildungsressort auch noch das Ministerium für Wohnungsbau und Landesplanung unter seinen Fittichen hat, macht den DP-Politiker allein schon von der Bedeutung der Fachgebiete her zu einer Art Superminister. Und angesichts des Rufs, der ihm laut SEW vorauseilt, viele Entscheidungen im Allgemeingang zu treffen, machte sich eine Journalistenkollegin bereits Gedanken über das Herkules-Pensum des kürzlich 52 Jahre alt gewordenen Ministers.

„Work-Life-Balance“ bleibt im Takt

Dieser wiederum fand es, so Meisch scherzhaft, „sympathisch, wenn sich das Land Sorgen um meine Work-Life-Balance“ macht. Es sei jedenfalls eine „Challenge“, sagte er. „Was getan werden muss, wird auch getan. Und es geht.“ Beiden Ressorts würde er sein volles Engagement widmen – und sogar noch „Zeit für seine Familie“ haben. Wer glaubt, er würde sein Engagement nun auf Autopilot stellen, scheint sich demnach wohl zu täuschen: Es gelte, „die Schullandschaft an das Profil der Schüler anzupassen und an das Luxemburg von heute anzupassen, doch da sind wir noch nicht ganz angekommen“. Im Vergleich zu früheren Zeiten mag das ein Paradigmenwechsel sein, schließlich galt es traditionell immer, die Schüler in ein Bildungssystem zu zwängen, aus dem sie möglichst konform wieder herauskommen sollten.

Eine der geplanten Neuerungen, die Meisch vorstellte, ist im Grundschul-Zyklus 1, der früheren Spielschule, und im „Précoce“ die Einführung einer zweiten Person, also einer Erzieherin oder eines Erziehers, die neben der üblichen Lehrkraft eingesetzt werden soll. Dafür müsse ein Konzept entwickelt werden. Was aber nicht heißen soll, so der Minister, dass dies in dieser Legislaturperiode bereits flächendeckend eingeführt werden könne: „Wir wissen, dass dies ein großer Aufwand sein wird. Wir haben in Zyklus 1 etwa 850 Klassen. Jedes Mal kommt eine Person hinzu.“ Was nicht zuletzt bedeutet, dass mehr Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden müssen.

Meisch plant eine Reform der „Chèques-service“. Überhaupt soll jedes Kind hierzulande von 2030 an ein Recht auf ein ganztägiges Bildungs- und Betreuungsangebot erhalten. „Maisons relais“ und Schulen sollen besser miteinander verzahnt werden. Ein weiteres Vorhaben ist die Alphabetisierung (als Alternative zur deutschen) auf Französisch. Frühestens zum Schuljahr 2026/2027 soll nach der Auswertung des Pilotprojekts die Alphabetisierung damit auf zwei Sprachen generalisiert werden, um die Schule an die Anforderungen der gesellschaftlichen und demografischen Entwicklung der anzupassen.

Wie im Grundschulwesen soll auch in der Sekundarstufe eine breit angelegte Konsultation über die Modernisierung der Schulprogramme gestartet werden. Unterrichtsmethoden wie das „Enseignements par projets“ soll gefördert und aktuelle Thematiken wie zum Beispiel die Digitalisierung, die nachhaltige Entwicklung, der Umgang mit Finanzen und gesunde Ernährung verstärkt in den Programmen verankert werden.

Sektionen auf dem Prüfstand

Ähnlich wie in den Grundschulen sollen auch die Schüler in den Lyzeen mehr Wahlmöglichkeiten bei den Sprachen bekommen. Dazu soll ein Konzept für einen flexibleren Sprachunterricht in der Sekundarstufe entwickelt werden. Bekanntlich plant Meisch auch drei weitere internationale Schulen: in Düdelingen, in Schifflingen und in der Hauptstadt. Der Koalitionspartner CSV hatte im Wahlprogramm noch davon gesprochen, die Schaffung neuer internationaler Schulen erst einmal zu stoppen. Doch im Bildungsressort wird weiterhin mit blauer Tinte geschrieben.

Auf einen weiteren Plan ging Meisch beim Pressefrühstück erst auf Nachfrage ein: die Abschaffung der Sektionen der klassischen Gymnasien. Der Minister verspricht sich davon mehr Wahlfreiheit der Fächer für die Schüler in den oberen Klassen. Doch soll hierbei mit den Schulpartnern zuerst ein Konzept ausgearbeitet und ein Pilotprojekt gestartet werden. In Frankreich wurde vor zwei Jahren das starre System von drei Sektionen – „bac littéraire“, „économique et social“, „scientifique“ – reformiert, in Deutschland gibt es seit 1972 ein System aus Leistungs- und Grundkursen. Die Abschaffung der Sektionen, so ist Meischs Worten zu entnehmen, wird in dieser Legislaturperiode sicherlich nicht mehr über die Bühne gehen.

Berufsausbildung aufwerten

Ein weiterer Punkt betrifft die Berufsausbildung, der Meisch in den kommenden fünf Jahren mehr Aufmerksamkeit schenken möchte. Die einzelnen Formationen sollen „modernisiert und dynamisiert“ werden. Neue Qualifizierungswege soll es geben, wie etwa das einjährige „Première DAP“ („Diplôme d’aptitude professionnelle“), die es auch Schülern im „Enseignement classique“ und im „général“ ermöglichen sollen, zusätzlich eine Lehre zu absolvieren. Ebenso soll eine „Formation professionnelle supérieure“ hinzukommen. Die berufliche Ausbildung soll demnach attraktiver werden und die Absolventen sollen die Möglichkeit erhalten, noch eine akademische Laufbahn einzuschlagen.

Unterm Strich durchzieht Meischs Reformkurs ein evidenzbasierter Ansatz als „roter Faden“ nach dem Prinzip „Diskutieren, Elaborieren, Pilotieren und Evaluieren“: Nach Gesprächen mit den Schulpartner entsteht ein Konzept, das in Form eines Pilotprojekts getestet wird. Nach einer Evaluation kann es dann in die Praxis umgesetzt werden. Der Minister hingegen sieht seine Aufgaben darin, zu moderieren und Brücken zu bauen. Während andere Minister aus dem Programm genommen wurden oder neu dabei sein werden und wiederum andere die Rollen tauschten, geht Meisch in die nächste Staffel. „Meisch III“ hat begonnen, ganz ohne Cliffhanger.

Emile Müller
4. Dezember 2023 - 13.40

Der Superminister oder der Superbock? Dass Claude Meisch sich in seinen 10 Jahren als Bildungsminister nicht gerade mit Ruhm bekläckert hat und seine Reformen, welche er meistens entgegen allen Warnungen im Alleingang durchgeboxt hat meistens Klogriffe waren ist wohl kein Geheimnis. Nun könnte man sich ja über die Doppelnominierung wundern, wie ein Mann zwei so wichtige Ministerien in der Krise stemmen soll. Die Antwort.... gar nicht! Claude Meisch wird das Bauernopfer sein, da die CSV sich sicherlich nicht die Finger an diesen unlösbaren Aufgaben verbrennen will und unser Ex-Premier sich schnell ins Ausland aufmacht, wir Herr Meisch, dessen Umfragewerte national und innerparteilich am Boden sind nun geopfert. In 5 Jahren sind Wahlen und wer an allem Schuld sein wird und muss ist jetzt schon absehbar, ein Garant für Stagnation.

Nicolas
4. Dezember 2023 - 6.44

Vun un dass de Meisch Educatiounsminister gin as , könne mir mat guddem Gewessen em Hildegard Knef sein Lidd sangen : Von nun an gings Bergab.....

Brian
2. Dezember 2023 - 11.36

Wëll et 10 Joer esou lëschteg a flott mam Educatiouns Expert war gin der nach 5 hannendru gehâng. Motto: "Never change a winning team", oder wéi oder wât ...

artkau
2. Dezember 2023 - 8.07

Ich würde mich Wundern wenn nicht bald ein Streik kommen wird. Denn Der ist nicht Kompetent für die zwei so grosse Posten zu Übernehmen. Eine grosse fehlentscheidung.

jung.luc.lux
1. Dezember 2023 - 21.38

Dieser Minister hatte schon 10 Jahre Zeit um etwas in die Wege zu leiten. Doch was kam? Nichts. Das Schulpersonal hat kaum noch Vertrauen in diesen Mann. Man braucht nur mit Lehrern und Professoren zu sprechen.