Energie„Die besten Jahre sind vorbei“ – Luxemburgs Tankstellen-Branche macht sich Sorgen

Energie / „Die besten Jahre sind vorbei“ – Luxemburgs Tankstellen-Branche macht sich Sorgen
Autos fahren in Wasserbillig an den Tankstellen vorbei  Foto: dpa/Harald Tittel

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Um öffentlich eine Bilanz der letzten Jahre zu ziehen, hatte der Verband „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ am Donnerstag die Presse zu sich geladen. Im Tankstellen-Sektor macht man sich wachsende Sorgen um die Zukunft.

Einst war Luxemburg stolz auf seine vielen Tankstellen, und auf die stabilen, hohen Einnahmen, die die Branche dem Staat bescherte. Eine günstigere Besteuerung als in den Nachbarländern machte es für Auto- und Lastwagenfahrer attraktiv, nach Luxemburg tanken zu kommen. Gleichzeitig konnten sich die Kunden noch mit billigeren Zigaretten, Kaffee und Alkohol eindecken. Während Jahren stand der Sektor so für bis zu zehn Prozent der nationalen Steuereinnahmen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Es kam der Kampf gegen den Klimawandel, dann die Covid-Krise, und nun auch noch die durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöste Energie-Krise. Die Entwicklung der Umsätze stockt – beziehungsweise geht das Volumen sogar zurück.

Bereits im Jahr 2019 war der Abwärtstrend eingeläutet worden: Um die Klimabilanz des Landes zu verbessern, sollte der Tanktourismus weniger attraktiv gemacht werden. Immerhin verschlechtert jeder Liter Kraftstoff, der im Land verkauft wird, die nationale CO2-Bilanz. Eingeführt wurden somit neue Abgaben für Lastkraftwagen.

Auf Klimakrise folgt Covid-Krise

Später folgten weitere Erhöhungen der Abgaben, wie auch die CO2-Steuer. Für professionelle Transportunternehmen war es schnell preiswerter geworden, den Diesel in Belgien zu tanken. Die Verkäufe von Diesel begannen zurückzugehen. Verglichen mit Frankreich und Deutschland waren die Preise im Großherzogtum aber vorerst wettbewerbsfähig geblieben.

Dann kam die Covid-Krise. Schwierig für die Betreiber von Tankstellen: Während der Lockdown-Monate brachen die Verkäufe regelrecht ein. Zum Ende des Jahres 2020 hatte die Branche einen Rückgang von 21 Prozent beim verkauften Volumen gemessen. Jedoch haben nicht nur die Verkäufe von Kraftstoffen nachgegeben – vor allem wegen des Home-Office war auch der Umsatz in den Geschäften stark rückläufig, so Paul Kaiser, Vize-Präsident des Branchenverbandes. Auch im darauffolgenden Jahr 2021 wurde kein starker Zuwachs gemessen, das Volumen der Verkäufe blieb lediglich stabil.

Erst zu Beginn des Jahres 2022 schien sich die Lage zu bessern, so Romain Hoffmann, Präsident der Vereinigung, weiter. Die Verkäufe legten wieder zu. „Wir dachten schon, dass jetzt alles wieder gut ist.“ Doch dem war nicht so. Es kam die nächste Krise. Angetrieben durch den Krieg in der Ukraine und den schwachen Euro stiegen die Preise und die Versorgung wurde schwieriger. Im März 2022 hätten die Tankstellen die Kraftstoffe (aufgrund der festgelegten Preise) teilweise sogar mit „großen Verlusten“ verkaufen müssen, so Kaiser.

Staatliche Subventionen verändern Preisniveaus

Es folgten staatliche Subventionen für den Verkauf eines jeden Liters Treibstoff. „Doch in den Nachbarländern waren die Beihilfen höher“, so Kaiser. Im Mai seien die Verkaufspreise so, zumindest teilweise, in Deutschland niedriger gewesen als in Luxemburg. Je nach Tankstelle seien die Verkäufe um mehr als 40 Prozent eingebrochen.

„Und kaum hatte Deutschland mit den Subventionen aufgehört, da wurden welche in Frankreich eingeführt“, so Kaiser weiter. Danach sei dann teilweise das Tanken in Frankreich günstiger geworden als in Luxemburg. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Nun brachen an der Luxemburger Grenze zu Frankreich die Verkäufe ein. Bis zum Jahresende sollen die Subventionen in Frankreich gestoppt werden. Ob das aber wirklich passieren wird? Paul Kaiser scheint eher skeptisch.

Zu diesen Beihilfen komme noch die Tatsache hinzu, dass professionelle Transportunternehmen in Belgien und in Frankreich einen Teil der zu zahlenden Abgaben zurückerhalten können, so der Vize-Präsident der Vereinigung. „Luxemburg hat demnach an Wettbewerbsfähigkeit verloren.“

Die Branchenvertreter befürchten, dass man im Gesamtjahr 2022 nun vielleicht sogar noch weniger Volumen als 2021 verkaufen werde. „Die besten Jahre sind vorbei“, so Hoffmann. Sorgen macht man sich mittelfristig vor allem über die Margen der acht Luxemburger Autobahntankstellen. Ansonsten werde man versuchen sich anzupassen, etwa durch die Installation von mehr schnellen Ladestationen für E-Autos.

„Wir unterstützen die Pariser Klimaziele“

Man sei nicht gegen Maßnahmen, um den Klimawandel zu bekämpfen, unterstreicht Hoffmann am Donnerstag. „Wir unterstützen die Pariser Klimaziele.“ Unter anderem habe man dies auch mit der rezenten Umänderung des Namens der Vereinigung unterstreichen wollen. So heißt die Branchenvertretung mittlerweile „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ (GEML). Dies soll zeigen, dass es nicht nur um fossile Energieträger geht. Als die Vereinigung 1979 nach der Ölkrise gegründet wurde, hieß sie „Groupement pétrolier luxembourgeois“.

„Wir wollen auch ein Akteur in dem Prozess des Wandels sein“, so Hoffmann weiter. Man sei bereit, das mitzutragen, was Sinn ergebe. „Doch nicht nur auf dem Papier der Klimabilanz.“ So seien die Verkäufe von Diesel in Luxemburg zwar rückläufig, hätten sich aber nur in andere Länder verschoben. „Weniger Lastwagen fahren dadurch nicht durch Luxemburg. Das Klima hat nichts davon.“ Zudem warnt er: Man dürfe auch nicht vergessen, dass „die Welt, mit der wachsenden Bevölkerung, immer mehr Energie braucht“.

Die Vereinigung wünscht sich eine neue Art der Berechnung von Steuern auf Energie. Da keine „Energie-Form komplett CO2-neutral ist“, solle ein Berechnungsmodus eingeführt werden, wo jeglichen Formen der Energie (auch Solar und Wind) eine Steuer auf Grundlage ihres CO2-Ausstoßes auferlegt würde, so Kaiser.

Ein praktisches und aktuelles Problem haben die Tankstellen derzeit zudem bei der Preisgestaltung von Strom aus Ladestationen: Während sie die Elektrizität zu Marktpreisen einkaufen – und dann auch zu solchen weiterverkaufen – müssen, können Privathaushalte, die ihr Auto zu Hause laden, von staatlich gedeckelten Preisen profitieren. Das führt zu ungesunden Preisverzerrungen und kann Investitionen in neue Ladestationen unattraktiv machen.

Eine Branche mit 3.600 Beschäftigten

Zu den Mitgliedern des bei der Fedil angesiedelten Branchenverbandes „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ (GEML) zählen vornehmlich Unternehmen und Privatpersonen, die sich mit dem Handel von Kraftstoffen/Brennstoffen aus der Erdölraffination befassen. Dazu zählen die wichtigsten in Luxemburg tätigen Ölgesellschaften sowie einige andere Unternehmen.

Insgesamt zählt die Branche, den eigenen Angaben zufolge, 3.600 Mitarbeiter. Davon 2.750 auf den 232 Tankstellen des Landes, 350 in der Logistik, 310 in der Verwaltung und 190 im Bereich Heizöl.

Die Branche, die von GEML vertreten wird, steht für den Großteil des Luxemburger Energieverbrauchs. Erdöl steht nämlich (wegen des Tanktourismus) für rund 60 Prozent am gesamten nationalen Energieverbrauch. Diesel macht derweil 55 Prozent der Luxemburger Kraftstoffverkäufe aus. Für einen überaus hohen, und seit Jahren ansteigenden Anteil steht das „sehr wenig besteuerte“ Kerosin für Flugzeuge (mehr als 20 Prozent).

Der Energieverbrauch in Luxemburg: Aufteilung nach den unterschiedlichen Energieformen. Dass der Anteil von Erdöl so groß ist, liegt am Tanktourismus.
Der Energieverbrauch in Luxemburg: Aufteilung nach den unterschiedlichen Energieformen. Dass der Anteil von Erdöl so groß ist, liegt am Tanktourismus. Screenshot: GEML
Der Erdölverbrauch in Luxemburg: Anteile der unterschiedlichen Formen am Gesamtverbrauch. Das „sehr wenig besteuerte“ Jet-Fuel gewinnt beispielsweise seit Jahren an Gewicht.
Der Erdölverbrauch in Luxemburg: Anteile der unterschiedlichen Formen am Gesamtverbrauch. Das „sehr wenig besteuerte“ Jet-Fuel gewinnt beispielsweise seit Jahren an Gewicht. Screenshot: GEML

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v.l.n.r. Paul Kaiser, Romain Hoffmann, Jean-Marc Zahlen
v.l.n.r. Paul Kaiser, Romain Hoffmann, Jean-Marc Zahlen Foto: Editpress/Julien Garroy
JJ
28. Oktober 2022 - 22.45

"Harr" würden die Panzerknacker von Walt Disney sagen. Da haben wir "geschürft" und plötzlich ist die Quelle versiegt. Das ist aber nichts Neues. Die Gier und der Profit produzieren außergwöhnliche Formen der Innovationen. Da macht die Mutti eine Tankstelle auf und verkauft" hinter der Theke" etwas Alkohol an durstige Touristen.Vielleicht noch eine Stange Zigaretten? So begann die "Chose" vor etwa 30 Jahren. Dann noch der deutsche Mauerfall und die anschliessende Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Luxusartikel ( Benzin,Tabak,Alk.) Der luxemburgische TVA-Satz der im Vergleich zu den Nachbarländern ein Witz war und ist,trug und trägt dazu bei, dass heuer noch immer der Teufel los ist in den "Tanken". Da werden Kaffee,Tabak und billiges "Bullshit-Getränk" palettenweise abgeschleppt. Also Leute. Solange der Staat die Steuer auf Schrottware niedrig hält,braucht ihr euch keine Sorgen zu machen.

Phil
28. Oktober 2022 - 20.59

Tankstellensterben... made by Turmes! An d'Rechnung bezillt nees de klénge Mann man sengen Steieren. Gréng wierkt!