Nach schweren StürzenDie Angst fährt mit: Sicherheitsdebatte ist im Radsport wieder präsent

Nach schweren Stürzen / Die Angst fährt mit: Sicherheitsdebatte ist im Radsport wieder präsent
Wout van Aert hat am Mittwoch mehrere Knochenbrüche erlitten – eine Teilnahme am Giro d’Italia ist fraglich Foto: AFP/David Pintens

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Eine Highspeed-Abfahrt, ein verheerender Massensturz und zahlreiche Knochenbrüche: Der schlimme Unfall, bei dem unter anderem Wout van Aert und Alex Kirsch bei Quer durch Flandern zu Sturz kamen, wirkt nach.

Vor der legendären Flandern-Rundfahrt am Sonntag (Eurosport), bei der in van Aert einer der absoluten Topfavoriten fehlen wird, ist das Thema Sicherheit wieder präsent. Und damit die Frage: War es ein normaler Rennunfall, wie es ihn immer gab und wohl auch immer geben wird? War es eine vermeidbare, fahrlässige Situation, ein Symptom einer unguten Entwicklung?

Der Sturz am Mittwoch ereignete sich jedenfalls in einer besonders schnellen Abfahrt, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit aus der Strecke der Flandern-Rundfahrt gestrichen worden war. Bei Quer durch Flandern aber blieb sie im Programm – mit bösen Folgen. „Vielleicht werden wir sie aus all unseren Rennen entfernen“, sagte Tomas Van Den Spiegel, einer der Organisatoren der „Flanders Classics“, im Anschluss.

Ihren Beitrag könnte wohl die Material-Revolution der vergangenen Jahre geleistet haben: Viele Aktive bremsen aufgrund der effektiveren Scheibenbremsen heute später als in früheren Jahren. Und: In manchen Rennen wird kompromissloser gefahren. „Das Niveau des Feldes ist sehr hoch und der Druck, eine gute Position zu haben, vorne zu sein, ist enorm“, sagte der belgische Fahrer Tim Declercq.

In Zukunft könnte eine schützende Ausrüstung eingesetzt werden, um den Straßen-Radsport etwas sicherer zu machen. „Stürze sind Teil unseres Sports, aber wir können etwas tun, um die Fahrer zu schützen“, sagte Jan Bakelants, ehemaliger Träger des Gelben Trikots bei der Tour de France und enger Vertrauter von van Aert: „Eine Art Airbag, den man sich wie beim Skifahren auf den Rücken schnallt.“

Trotzdem: Die Gefahr wird beim Hochgeschwindigkeitssport wohl auch in Zukunft mitfahren, zum Leid der Athleten: „Einen Radfahrer, der keine Angst hat, kenne ich nicht“, sagte der französische Profi Benoît Cosnefroy.

Van Aert (Visma-Lease a Bike) war am Mittwoch 67 km vor Rennende in einen Massensturz verwickelt gewesen. Der neunmalige Tour-Etappensieger verlor bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Rad, insgesamt kam etwa ein Dutzend Fahrer zu Fall. Später wurden beim Belgier ein Schlüsselbeinbruch und diverse Rippenbrüche diagnostiziert.

Die Schuld für den Crash nahm übrigens ein Teamkollege auf sich: Van Aert habe sein Hinterrad touchiert, das habe den Sturz ausgelöst, sagte der untröstliche Tiesj Benoot, damit sei er mindestens teilweise in der Verantwortung.