Impfstoff-StrategieDeutschland schert bei Sputnik V aus

Impfstoff-Strategie / Deutschland schert bei Sputnik V aus
Russland verschickt das im Land hergestellte Vakzin Sputnik V durch die ganze Welt, wie hier nach Venezuela. Auch in Europa wird es bereits eingesetzt, von der EMA ist der Impfstoff allerdings noch nicht zugelassen Foto: Federico Parra/AFP

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Berlin und Brüssel gehen bei der Impfstoff-Strategie künftig getrennte Wege. Während die deutsche Regierung den umstrittenen russischen Impfstoff Sputnik V beschaffen will, lehnt die EU-Kommission in Brüssel dies weiter ab. Man habe sich deshalb zu einem Alleingang entschlossen, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn in Berlin.

Bislang hatte die deutsche Regierung die Impfstoff-Beschaffung der EU überlassen. Dies hatten die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Sommer 2020 vereinbart. Doch angesichts der anhaltenden Lieferprobleme bei den gemeinsam bestellten Vakzinen will Berlin nun ausscheren. Auch Ungarn, die Slowakei, Tschechien und Österreich wollen sich nicht mehr an die Absprachen auf EU-Ebene halten.

Von einem Ende der gemeinsamen Strategie könne dennoch keine Rede sein, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Es stehe jedem frei, neben den gemeinsam beschafften Impfstoffen noch weitere Vakzine zu ordern. „Sputnik ist nicht Teil unseres Portfolios“, so der Sprecher. Gegen die Verwendung des russischen Präparats hat sich vor allem der französische EU-Kommissar Thierry Breton ausgesprochen. Auch ohne Sputnik V werde es bis Ende Juni genügend Dosen geben, um etwa 70 Prozent der Erwachsenen in der EU zu impfen, glaubt der Kommissar.

Dem widerspricht der EVP-Europaabgeordnete Peter Liese. „Die EU-Kommission muss sofort konkrete Verhandlungen über die Lieferung des russischen Impfstoffs Sputnik aufnehmen“, sagte der Gesundheitspolitiker. Nach einer erfolgreichen Prüfung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA stehe einer Zulassung nichts im Wege. „Es macht keinen Sinn, aus Russland Öl, Gas und Wodka zu importieren, aber einen von der EMA für gut befundenen Impfstoff nicht“, so Liese weiter. Allerdings sei es nicht hilfreich, wenn einzelne Länder oder Regionen wie Deutschland bzw. Bayern vorpreschen. Deshalb solle sich die EU-Kommission einschalten.

Widerspruch bei Nutzung von AstraZeneca

Streit gibt es auch über den Umgang mit AstraZeneca. Bei einer eilig einberufenen Videokonferenz konnten sich die EU-Gesundheitsminister am Mittwochabend nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Damit herrschen in den 27 Mitgliedstaaten weiter unterschiedliche Vorgaben, für welche Altersgruppen das Vakzin eingesetzt wird.

Einige Länder hatten die Verwendung zunächst nur für unter 65-Jährige zugelassen. Nach mehreren Thrombose-Fällen empfehlen manche Länder dagegen ein Mindestalter von 60 Jahren. Dies steht im Widerspruch zur Empfehlung der EMA-Experten. Sie haben AstraZeneca nach erneuter Prüfung am Mittwoch uneingeschränkt empfohlen – ohne Altersbeschränkungen. Das Mittel sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie, betonte EMA-Chefin Emer Cooke. Das Risiko, an Covid-19 zu Tode zu kommen, sei deutlich höher als das Risiko, an Nebenwirkungen zu sterben. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides plädierte für ein einheitliches Vorgehen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

Das Ergebnis: Die EU-Behörde steht isoliert da. Eine gemeinsame Strategie existiert nur noch auf dem Papier.

Blücher
9. April 2021 - 15.21

@HTK/DW: Die Russen stehen was medizinische Forschung / Entwicklung angeht auf gleichem Stellenwert wie die westliche Welt.Allerdings ein anderes Land , Kuba hat einen Impfstoff entwickelt , der in den nächsten Monaten die anderen Impfstoffe in den Schatten stellen wird. Kuba mag uns verwöhnten Westlern arm vorkommen, aber was Bildung, medizinische Forschung angeht spielt das Land in der Oberliga. Sogar NTV war der kubanische Impfstoff einen Artikel wert, wobei präzisiert wird , dieses Jahr Kuba noch Herdenimmunität durch die Impfung erreichen wird. Erinnern wir uns auch den Kubaner, die an der Eindämpfung von Ebola maßgeblich beteiligt waren, der Westen den Kopf tief in den Sand stach .

J.C. Kemp
9. April 2021 - 13.38

Schert aus oder Spahnt aus? Muttis Befehl?

D.W.
9. April 2021 - 11.13

@HTK...dieses "ZEUG" hat seit über 2 Monaten seine Zulassung in der EU beantragt, Informationen zur Wirksamkeit gibt es von vielen renommierten Instituten und deren Wissenschaftlern. Und da Herr Putin sich nun mal nicht vor laufenden Kameras hat impfen lassen, wird dies nun gleich wieder als Fake ausgelegt...na Bravo! Wahrscheinlich werden dann auch die rein europäische hergestellten Varianten von Sputnik V mit geheimen Rezepturen aus dem russischen Reich gemixt sein. Sie sind doch sonst immer gut informiert HTK

Observer
9. April 2021 - 10.16

Die Russenfeinde haben Angst dass Vladimir ihnen Novitchok unterjubelt.Dabei könnte man das Vakzin sogar in Bayern produzieren.Wieder wird unnötig Zeit vergeudet.Das Virus marschiert weiter.

Blücher
9. April 2021 - 9.55

Die so gelobte europäische Einigkeit bei der Beschaffung von Impfstoff geht eigene Wege. Deutschland, wie auch andere Länder beweisen , Europa ein wirtschaftliches Konstrukt ist, sich die Macht über Teile des Kontinents ,ohne Krieg zuführen ,abzusichern. Solidarität,Einigkeit,Reisefreiheit,Einheitswährung sind schöne Worte den Bürger zu ködern. „ An d‘Letzebuerger faalen emmer drop eran, bis hinnen erem d‘Dier op der Nues zugeklaakt get an se vun 2028 in mat Milliounen Schold um Bockel den Opbau vun aneren europäeschen Länner matbezuelen dierfen, hir Kanner dann awer am Aarmenhaus Letzebuerg liewen.“

HTK
9. April 2021 - 8.52

Spahn ist seit langem im Alleingang unterwegs.Diese Verzweiflungstat könnte ihm das Genick brechen oder er wird Deutschlands Superstar. Die Informationen die aus Russland kommen was dieses Zeug betrifft sind doch mit Vorsicht zu geniessen,falls es überhaupt Informationen gibt. Hat Putin sich noch immer nicht impfen lassen?

D.W.
9. April 2021 - 8.00

...den umstrittenen russischen Impfstoff Sputnik V beschaffen will, lehnt die EU-Kommission in Brüssel dies weiter ab. Warum? Wieso? Es wird sich über AstraZeneca diskutiert und diskutiert, verworfen und doch für gut befunden, Altersgrenzen werden gezogen etc. In über 40 Ländern der Welt wird mittlerweile ohne solche unnötigen Diskussionen Sputnik V erfolgreich eingesetzt....soviel schlechter (und mit einer höheren Wirkungsgrad) kann er wohl nicht sein!