Der Wirt, Musiker und Hobbykoch Giordano Bruno will die Welt besser machen

Der Wirt, Musiker und Hobbykoch Giordano Bruno will die Welt besser machen

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Sein Beruf ist es, Gastgeber zu sein, seine Berufung ist die Musik – und das Kochen. Der gebürtige Luxemburger mit süditalienischen Wurzeln setzt sich außerdem für mehr Toleranz und weniger Plastik ein.

Von Greta Bauer

In Luxemburg kennt man in erster Linie sein Bistro „Beim Renert“, aber auch die Band, in der Giordano Bruno seit 14 Jahren Bass spielt, Versus You, ist nicht nur Punkrock-Fans ein Begriff. Er ist aktiv in seiner Heimat Luxemburg und versucht, gemeinsam mit seinen Partnern, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. „In unserem Bistro ‚Beim Renert‘ verwenden wir weitgehend lokale und regionale Produkte, uns ist Qualität zu fairen Preisen für alle Seiten wichtig. Bei uns sollen sich alle wohlfühlen, der Banker so sehr wie der Künstler“, sagt Bruno, der das Bistro seit fünf Jahren führt.

Seine Partner, Philip Busca und Didier Quaring, und er pflegen die Gaststätte als Ort der Toleranz und schätzen, dass hier die ältere Dame mit dem tätowierten Hipster, der Politiker mit dem Musiker an einem Tisch sitzen. Wer sich nicht benimmt, bekommt Hausverbot. Das ist bislang zweimal geschehen. „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Gästen, aber wenn sie andere aufgrund deren politischer Einstellung, sexueller Neigung, des Alters oder was auch immer nicht respektvoll behandeln, dann sind sie bei uns nicht willkommen.“

Toleranz und Lokalverbundenheit

So ist die Stimmung im Bistro geprägt vom offenen Diskurs und man erfreut sich gemeinsam an hausgemachten Buletten aus der Fleischherstellung lokaler Betriebe wie Traiteur Steffen oder Pâté bzw. Kachkeís der Boucherie Kaiffer nach einem Spezialrezept. Seit Bruno mal bei einer RTL-Kochsendung zu Gast war, ist das Clubsandwich im „Renert“ zum beliebtesten der Stadt mutiert „und die Mayonnaise ist übrigens selbst gemacht!“. Ansonsten trinkt man sehr guten (und italienischen!) Caffè, lokalen Weißwein und Crémant, Bier wie Bofferding oder Battin. Auch Cocktails und klassische Long Drinks stehen auf der Karte und sobald sich die Sonne zeigt, wird es vor allem am Samstag zur Geduldsprobe, einen Platz auf der Terrasse zu ergattern.

Dank seiner über hundertjährigen Geschichte ist das „Renert“ bekannt wie wenige andere Etablissements in der Stadt, auch wenn es sich immer wieder gewandelt hat. „Als wir das ‚Café Renert‘ übernommen haben, wie es früher hieß, hat sich durch uns mehr verändert als nur der Name zu ‚Bistro Beim Renert‘. Wir haben großzügig renoviert, wollten es hochwertig, aber gleichzeitig einladend gestalten. Jeder soll sich hier wohlfühlen.“ An den Wänden hängen Bilder unterschiedlicher Künstler und Talente, wie des Luxemburgers Kim Schreiner, der auch die Grafik für Versus You macht, oder Raphael Spang, der als Architekt und Interior Designer arbeitet und bereits Installationen für das Festival „Food For Your Senses“ entwickelt und gebaut hat. Einige Bilder sind auch Schenkungen, zum Beispiel zwei Arbeiten des Künstlers Pit Wagner. Man kennt sich und unterstützt sich gegenseitig.

Punkrock als „Lehre des Lebens“

Giordano Bruno ist ein „Kind der Stadt“ und war zwischenzeitlich eher auf Stippvisite im Ausland. Nach zwei Jahren Kommunikationsstudium in Brüssel kam er zurück nach Luxemburg und arbeitete erst einmal im Skateshop „Olliewood“, wo er auch zuvor immer wieder als Aushilfe gejobbt hatte. „Mein bester Kumpel war damals der Besitzer und im Jahr 2008 hatte ich die Idee, dort eine Art ‚Shop-in-Shop‘ für Skater-Frauenkleidung zu eröffnen. Während dieser Zeit verbrachte ich aber auch immer mehr Stunden im Proberaum“, erzählt Giordano Bruno.

Bis 2012 gaben Versus You bis zu 70 Konzerte pro Jahr. Ihre Auftritte führten die Musiker nach Russland, England, Deutschland und Österreich, auch in Luxemburg sind sie von lokalen Musikfestivals nicht wegzudenken. Heute haben sie das Glück, wie der 39-Jährige sagt, dass sie sich mehr oder weniger aussuchen können, wo sie spielen. Da alle Bandmitglieder ihr Geld mit anderen Jobs verdienen und teilweise Familie haben, bleibt ohnehin weniger Zeit, auch wenn die Passion für Punkrock immer noch dieselbe ist. „Versus You sind ihrem Stil immer treu geblieben. Das wird auch auf unserem jüngsten Album ‚Worn And Loved‘ deutlich. Wir sehen Punkrock heute als eine Art ‚Lehre des Lebens‘ und wir als Musiker, aber auch die Fans, stehen für Menschlichkeit, Offenheit und ein gutes Miteinander in der Gesellschaft.“

Giordano kümmert sich – teilweise zusammen mit seinem Bruder und Bandkollegen Dario Bruno – um das Management, Booking und ist Inhaber des Plattenlabels Noiseworks/G Chord Records. Im Frühjahr geht es für die vierköpfige Band auf Tour. Im Mai sind sie zum Beispiel auf dem österreichischen „Sbäm Festival“ in Wels live zu erleben, am 15. Juni auf der heimischen „Fête de la musique“ in Düdelingen.

Leidenschaft fürs Kochen

Privat lässt der begeisterte Hobbykoch es auch gerne mal ruhig angehen. Gemeinsam mit Partnerin Tilly und Kaninchendackel „Lotti“ verbringt er so viel Zeit wie möglich zu Hause oder bei Spaziergängen in der Natur. Gekocht wird vor allem italienisch, aber auch traditionelle Gerichte aus dem Großherzogtum kommen auf den Tisch, für die Tilly zuständig sei, so Giordano. „Meine Mutter ist gebürtige Sizilianerin und eine begnadete Köchin, von der ich viel gelernt habe, zum Beispiel traditionelle Gerichte aus der apulischen Küche. Mein Vater war jahrzehntelang als Gastronom in Luxemburg tätig und hat die ‚Osteria del Teatro‘ sehr erfolgreich geführt.“

Wenn er nicht der Auffassung wäre, dass man sich auf mehr oder weniger eine Sache konzentrieren sollte, wenn man sie „richtig“ machen wolle, hätte er vielleicht schon ein Restaurant eröffnet. Aber seine Partner und er ziehen es vor, sich voll und ganz um das Bistro zu kümmern, und sind dort auch präsent.

Zu Hause machen die Brunos viel selbst. „Wir kochen nicht nur viel, sondern stellen auch Pasta, Soßen oder Müsliriegel für den Eigengebrauch her. So wissen wir, was drinsteckt, es ist günstiger und verursacht weniger Müll. Es regt mich auf, wenn Bananen oder Avocados in Plastikverpackungen im Supermarkt angeboten werden. Ich kaufe gerne auf dem Markt oder im Bioladen, man muss aber fairerweise sagen, dass auch viele konventionelle Supermärkte nachziehen – das ist gut so.“

Danielle
29. März 2019 - 1.07

Keep on rocking, Giordano!