EschDer steile Aufstieg des Christian Weis: Neuer Bürgermeister wird am Mittwoch gewählt

Esch / Der steile Aufstieg des Christian Weis: Neuer Bürgermeister wird am Mittwoch gewählt
Als 19-Jähriger kandidierte Christian Weis erstmals bei den Gemeindewahlen. 18 Jahre später wird er nun Escher Bürgermeister.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ab Mittwoch weht in Esch ein anderer Wind, denn die Stadt bekommt einen neuen Bürgermeister. Christian Weis übernimmt für Georges Mischo, der als Minister in die neue CSV-DP-Regierung berufen wurde. Auf eine neue Politik brauchen sich die Escher nicht einzustellen, auf einen neuen Politikstil schon.

Es ist der bisherige Höhepunkt in der politischen Karriere des Christian Weis: Am Mittwoch werden ihn die Gemeinderäte zum neuen Bürgermeister der Stadt Esch wählen. Was beim 37-Jährigen allerdings keine Gefühlsausbrüche auslöst: „Ich gehe die Sache gelassen an und empfinde den Mittwoch nicht wirklich als großen Tag für mich“, sagt Christian Weis im Gespräch mit dem Tageblatt, „natürlich freue ich mich darauf, ich werde deswegen aber nicht unruhig schlafen“. Offiziell auf seinem neuen Posten inthronisiert wird Weis sowieso erst bei der Vereidigung durch den Innenminister Léon Gloden (CSV), aller Voraussicht nach am 6. oder 7. Dezember. Deshalb spricht der neue CSV-Bürgermeister vom Mittwoch auch als eine Etappe. „Ich denke, bei der Vereidigung oder aber kurz vor der ersten Haushaltsrede werde ich nervöser sein“, so Weis. 

Es ist ein steiler Aufstieg, auf den der 37-Jährige zurückblicken kann. Im Oktober 2016 rückte Weis in den Gemeinderat nach, zur Mitte der letzten Legislaturperiode übernahm er im September 2020 den zwischen CSV und Grünen gesplitteten Schöffenratsposten von Mandy Ragni („déi gréng“). Etwas mehr als drei Jahre später ist er Bürgermeister seiner Heimatstadt.

Vollzeit-Bürgermeister

Geboren wurde Christian Weis am 22. Februar 1986 in Luxemburg-Stadt. Eines der wenigen Dinge seines Lebens, die er nicht in Esch gemacht habe, wie Christian Weis vor drei Jahren im Tageblatt-Porträt mit einem Augenzwinkern verriet. Groß geworden ist er im Grenzer Viertel, ehe die MLS-Erkrankung seines Vaters einen Umzug in die Residenz für Multiple Sklerose hinter dem Rathaus erforderte. Nach seinem Abitur und einem abgebrochenen Geschichtsstudium in Trier begann Weis seine Ausbildung zum Sozialarbeiter in Louvain (B) und hängte einen Master in Politikwissenschaften dran. Zurück in Luxemburg arbeitet er ein knappes Jahr für den Jugendschutz und wechselte dann ins „Office social“ in Mamer, wo er noch heute arbeitet. „Meine Arbeitskollegen haben es möglich gemacht, dass ich bis hierhin gekommen bin. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar“, sagt Christian Weis, der sich mit einem politischen Urlaub von 40 Stunden voll und ganz auf die Aufgabe als Escher Bürgermeister konzentrieren wird. 

Die Ressortaufteilung im Schöffenrat

Mit dem Wechsel auf den Bürgermeisterstuhl ändert sich auch die Ressortaufteilung der CSV-Schöffen. So wird Weis die klassischen Bürgermeisterressorts Finanzen und Budget sowie Sicherheit übernehmen. Logement, Resilienz und Gesundheit wird er behalten, Soziales und Jugend an den neuen Schöffen Bruno Cavaleiro abtreten. „Das kommt für den ein oder anderen vielleicht überraschend, doch sind wir im Sozialen gut aufgestellt, und außerdem gibt es genug Schnittstellen mit dem Logement. Zudem bestimmt der Bürgermeister ja stets bei den Themen mit“, erklärt Weis. Fest steht zudem, dass André Zwally (CSV) den Sport übernehmen wird. (P.M.) 

Wird in Zukunft demnach alles anders in der Minettemetropole, zumal man bei der letzten Gemeinderatssitzung in Abwesenheit des bei den Koalitionsverhandlungen weilenden Bürgermeisters Mischo eine wesentlich entspanntere Atmosphäre erleben konnte? „Ich bin nicht Georges Mischo, das stimmt. Und wir haben einen anderen Stil, weil wir einen anderen Charakter haben“, antwortet Christian Weis auf die dementsprechende Frage: „Seit 2013 waren wir ein Tandem, das sich gut ergänzt hat. Ich habe vielleicht eine andere Art und Weise, an die Dossiers heranzugehen. Das ändert aber nichts am Programm.“ Und das baut auf dem Koalitionsabkommen zwischen CSV, DP und den Grünen auf. Also wird auch unter dem Bürgermeister Christian Weis Kontinuität großgeschrieben. „Georges Mischo war für mich der perfekte Kapitän auf dem Spielfeld“, bemüht der Jeunesse-Anhänger die Fußballsprache, „ich sehe mich eher von der Liberoposition aus agieren.“ Mit anderen Worten: Während Mischo auf dem gesamten Spielfeld unterwegs war, bevorzugt Weis als letzter Mann den Gesamtüberblick über den Platz.

Im Stadion auf der „Escher Grenz“ ist er zusammen mit seinem Freund und politischen Mentor Marc Spautz bei fast jedem Heimspiel des Fußball-Rekordmeisters anzutreffen. Der Abgeordnete und Schifflinger Schöffe war zumindest auch indirekt mitverantwortlich, dass Weis seine Ehefrau Ilona Zeimens kennenlernte. Vor zwei Monaten heiratete das Paar auch kirchlich. 2023 ist demnach definitiv ein besonderes Jahr für Christian Weis. Zeit, zurückzublicken, hat er momentan eher wenig. Der Budgetentwurf für 2024 muss finalisiert werden. Ins Detail gehen möchte Weis noch nicht, nur soviel verrät er: „Wir brauchen eine gute Aufteilung in den nächsten sechs Jahren.“ Was bedeuten könnte, dass nicht alle angekündigten Projekte im Budget des nächsten Jahres auftauchen dürften.

Escher Identität

Ob das auch für die Renovierung der Alzettestraße gilt, bleibt abzuwarten. Die Opposition will genau das auch tun, nämlich abwarten. Und dem neuen, aus dem Sozialbereich kommenden Bürgermeister nicht allzu viele Vorschusslorbeeren verteilen: „Christian Weis hat an der teilweise als verfehlt anzusehenden Politik mitgewirkt und trägt dafür Mitverantwortung. Unsere Aufgabe als Opposition besteht darin, den neuen Bürgermeister konstruktiv und kritisch zu begleiten, ihn in seiner Amtsführung im Gemeinderat zu kontrollieren und dabei auch eigene Vorschläge einzubringen“, sagt LSAP-Fraktionssprecher Steve Faltz. Natürlich sei man gespannt, ob Weis „neue, eigene Akzente setzen kann“, und man wünscht ihm dabei eine „glückliche Hand“. 

Die wird es brauchen, denn die Herausforderungen in Esch sind vielfältig. Christian Weis sieht sie in drei Bereichen: der Stadtentwicklung mit mittelfristig drei neuen Vierteln, der Transition und natürlich der sozialen Kohäsion zwischen den Eschern. „Es geht darum, die Escher Identität zu erhalten“, sagt der neue Bürgermeister und meint damit Attribute wie Solidarität, Zusammengehörigkeit und Offenheit.    

Der neue Schöffe Bruno Cavaleiro 
Der neue Schöffe Bruno Cavaleiro  Foto: Editpress/Alain Rischard

Cavaleiro Schöffe, Ramdedovic neuer Rat

Durch das Ausscheiden von Georges Mischo gibt es nicht nur einen Wechsel auf dem Bürgermeisterposten, sondern auch Veränderungen im Schöffen- und Gemeinderat. So wird der bisherige CSV-Fraktionssprecher Bruno Cavaleiro den Schöffenposten von Christian Weis einnehmen. Der 47-Jährige ist seit 2017 Mitglied des Gemeinderats und belegte bei den letzten Kommunalwahlen im Juni den vierten Platz auf der Liste der CSV. Der selbstständige Finanzberater ist schon lange in der Lokalpolitik aktiv. 2005 nahm der frühere CSJ-Esch-Präsident erstmals an den Gemeindewahlen teil. Cavaleiro ist im Vereinsleben engagiert und u.a. Präsident der „Secouristes de la ville d’Esch/Alzette“ und des FC Commune.
Cavaleiros Platz im Gemeinderat übernimmt derweil der Siebtplatzierte der CSV-Liste vom Juni, Dejvid Ramdedovic. Der gebürtige Montenegriner wohnt seit 32 Jahren in Esch und ist genau wie Cavaleiro mit einer eigenen Firma im Finanzbereich tätig. Ramdedovic ist Mitglied der Shoura, der Vereinigung der muslimischen Gemeinschaften in Luxemburg. Der 44-Jährige trat im Juni erstmals bei den Gemeindewahlen an und fand auch die Aufnahme auf der Südliste der CSV bei den Parlamentswahlen im Oktober, wo er den 22. Platz belegte. (P.M.)  

21. Oktober 2016: Christian Weis rückt für Annette Hildgen-Reuter in den Escher Gemeinderat nach und wird von der damaligen Bürgermeisterin Vera Spautz (LSAP) vereidigt
21. Oktober 2016: Christian Weis rückt für Annette Hildgen-Reuter in den Escher Gemeinderat nach und wird von der damaligen Bürgermeisterin Vera Spautz (LSAP) vereidigt Foto: Editpress

Ujheen
29. November 2023 - 12.23

@ Stephane
Geenee. An elo klappt e Steve Faltz an d‘Flillécken a behëllt sech wéi wann hien elo misst op dee neie Buergemeeschter oppassen an him op d‘Patte klappen…ech wënschen dem Christian Weis alles erdenklech gutts, hien ass en aneren Kaliber wéi säi Virgänger a virun allem och wéi e virulenten, vum 11. Juni beleidegten Steve Faltz, deen ech eiser Stad Esch net als Buergemeeschter gewënscht hätt.
Bleift all gesond a monter an e schéine Mëttwoch.

Stéphane
29. November 2023 - 8.25

Esch as eroofkomm, Rischteg!
A ween huet daat färdech bruecht? 40 Joer roud LSAP!
Josy Brebsom, François SCHAACK, Lydia MUTSCH, Vera SPAUTZ
Deen Een huet gespuert, deen Aaner dSouen zur Fënster erausgehäit, di 3. huet Alles op Belval verfracht, an di 4. huet just un hir sozial Ooder geduet!
ESCH SELWER as vernooléissecht gin!
Duerfir si mer doo wou mer sin, loo gidd der Escher CSV och di Zäit di dLSAP haat vir ALLES futti zemaachen daat rem riit zebéien