Cyclocross-WM„Der Parcours hier lügt nicht“: Nationaltrainer Jempy Drucker im Interview

Cyclocross-WM / „Der Parcours hier lügt nicht“: Nationaltrainer Jempy Drucker im Interview
Jempy Drucker sagt, dass Marie Schreiber lernen muss, mit dem Druck umzugehen Foto: Pascal Gillen/Editpress

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Mit fünf Radsportlern ist Cyclocross-Nationaltrainer Jempy Drucker zur Weltmeisterschaft nach Tabor gefahren. Im Gespräch blickt er auf die Rennen zurück und versucht Erklärungen für die verpasste Medaille von Marie Schreiber zu finden. 

Tageblatt: Jempy Drucker, wie groß ist die Enttäuschung nach dem Rennen von Marie Schreiber?

Jempy Drucker: Wenn du für das Podium kommst, was realistisch war, dann ist es schon eine Enttäuschung. Aber es ist, wie ich vorher auf der Pressekonferenz gesagt habe: Man hat nie eine Garantie. Es gibt ein Sprichwort: Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.

Schreiber hat man in dieser Saison selten so gesehen. 

Das stimmt. Aber man blickt vor der WM immer auf ein oder zwei Wochenenden vorher. All diese Wochenenden zählen nicht. Hier startest du bei null. Vielleicht hatte sie in den letzten Tagen zu viel Druck. Sie hat mir aber das Gefühl gegeben, dass sie entspannt ist. Aber morgens habe ich gesehen, dass sie nervös ist. Seit der ersten Runde war sie nicht im Rennen. Sie hat Fehler gemacht. In der zweiten und dritten Runde war es besser, sie hat auf Platz 2 und 3 keine Zeit verloren. Ich denke, die erste Runde war fatal. Wenn du da mit den Podiumsplätzen im Kontakt bleibst, dann läuft es mental ganz anders. Du weißt, dass du eine Medaille holen kannst. So fährst du 20 Sekunden dahinter und es ist sehr schwierig, diese Löcher zu schließen. 

Gab es keine anderen Probleme bei Schreiber?

Nein, ich denke nicht. Die Beine haben heute gesprochen. Es hat nicht gereicht. 

Wird es schwer für Sie werden, dieses Resultat zu verdauen?

Es ist das erste Mal, dass sie als Favoritin ins Rennen ging. Letztes Jahr war eine Medaille drin, wenn alles gut gegangen wäre. Dieses Jahr war das Podium wirklich realistisch. Sie muss daraus lernen, mit dem Druck klarzukommen. Das ist ein Prozess. Sie wird wiederkommen, sie ist stark im Kopf. Aber es wird ein paar Tage dauern, um das zu schlucken. 

Wird sie nächstes Jahr noch in der Espoirs-Altersklasse bleiben?

Ja, es gibt noch weitere Schritte zu gehen. Es ist wichtig für sie, Espoir zu bleiben. Eine Fahrerin wie Zoe Bäckstedt wird, glaube ich, in die Elite aufsteigen. Bei den Espoirs hat sie nichts mehr zu gewinnen. Wie sie hier gefahren ist … sie war die Stärkste. 

Wie ist Ihre Meinung zu den anderen FSCL-Sportlern?

Liv (Wenzel) hatte einen starken Start, den sie danach etwas bezahlt hat. Sie war sehr stark am Anfang, vielleicht war sie mit den ganzen Zuschauern etwas euphorisiert. Am Ende war es etwas weniger flüssig, aber es war ein gutes Rennen. Sie hat gut gekämpft. Wir dachten an eine Top-15-Platzierung, jetzt wurde sie 19. Sie kann zufrieden sein. Letztes Jahr war sie 28., sie entwickelt sich. Sie hat noch zwei Jahre bei den Espoirs. Bei den Junioren war es schwierig, mit über 70 Fahrern am Start, die Ersten davon sind Halbprofis. Yannis (Lang) hat einen starken Start gezeigt und hat ein exzellentes Rennen gemacht. Rick (Meylender) ist enttäuscht. Der Parcours hier lügt nicht. Jonah (Flammang-Lies) hatte Probleme mit dem Rad. Vielleicht erklärt das sein Resultat. Insgesamt war es wichtig, Erfahrung zu sammeln.