„Es geht weiter, und das mit allen Alterskategorien, die wir auch bisher betreut haben“: Das war die zentrale Botschaft bei der außerordentlichen Generalversammlung des Merscher Turnvereins am Mittwochabend. Ende April hatte der Klub eine Mitteilung veröffentlicht, in der seine Auflösung angekündigt wurde. Damals hieß es im Schreiben: „Mir gesi keng Méiglechkeet méi, weiderzefueren.“ Dies, weil, so der Brief, keine adäquate Halle zur Verfügung stand und man nicht ausreichend von der Gemeinde unterstützt werde.
Am Mittwoch nun entschuldigt sich das dreiköpfige Komitee für das Chaos der vergangenen Wochen. „Wir sind das nicht richtig angegangen“, sagte die neu gewählte Vizepräsidentin Alexandra Neyens. Sie kündigte zudem an, dass Lindsay Kelly als Präsidentin zurückgetreten sei und eine weitere Person das Komitee verlassen habe. Neyens will selbst den Posten als Präsidentin nicht übernehmen: „Ich mache die Arbeit nur zeitweise, bis wir jemanden gefunden haben. In meinen Augen sollte der Posten nicht komplett von jemandem übernommen werden, der auch gleichzeitig als Trainer fungiert“, erklärt Neyens anschließend gegenüber dem Tageblatt.
Es geht weiter, aber in einem ersten Schritt nur mit dem ,Loisirs‘-Bereich. Wir werden nicht an Wettbewerben teilnehmen und auch keine größeren Events wie eine Gala ausrichten, bis wir wieder besser aufgestellt sind.
„Es geht weiter, aber in einem ersten Schritt nur mit dem ,Loisirs‘-Bereich. Wir werden nicht an Wettbewerben teilnehmen und auch keine größeren Events wie eine Gala ausrichten, bis wir wieder besser aufgestellt sind“, erklärt Neyens. Trotzdem werde man als Verein im nationalen Turnverband bleiben: „Damit wir in Zukunft problemlos wieder durchstarten können.“
Neue Mitglieder „herzlich willkommen“
Man wolle den verschiedenen Gruppen zunächst einmal wöchentlich ein Training anbieten, „außer es ergeben sich mehr Möglichkeiten“. Das Training würde hauptsächlich von ihr selbst geleitet, aber sie habe bereits Hilfe von Schöffe Michel Reiland (CSV), der als bald ehemaliger Sportlehrer viel Erfahrung mitbringe, sowie einer Mutter angeboten bekommen. „Wer sich noch engagieren möchte, ist herzlich willkommen.“ Dies gelte sowohl für potenzielle Trainer als auch für Mitglieder, die sich im Komitee engagieren wollen. Sobald klar sei, wo und wie viel trainiert werden könne, werde an die Eltern ein Link für eine Voranmeldung herausgeschickt. „Vorrang haben zunächst diejenigen, die im Verein bleiben wollen. Wenn dann noch freie Plätze da sind, können Kinder aus der Warteliste nachrücken.“
Des Weiteren wurden auf der außerordentlichen Generalversammlung die neuen Statuten verabschiedet. Bei deren Ausarbeitung habe man konkrete Hilfe von Schöffe Abby Toussaint (CSV) erhalten, der auch künftig in administrativen Dingen als Ratgeber zur Seite stehen soll. Die Positionierung von Reiland und Toussaint kommt nicht von ungefähr: Die Gemeinde hatte wegen der Vorwürfe des Turnvereins, man habe ihn nicht ausreichend unterstützt, viel Kritik erhalten. Die drohende Auflösung hatte für nationale Schlagzeilen gesorgt, sogar Sportminister Georges Mischo mischte sich ein und verlangte nach einer Lösung.
Die Gemeinde selbst sah den Fehler allerdings nicht bei sich. „Wir haben dem Turnverein mehrere Lösungen angeboten. Diese allerdings beinhaltet stets die Verpflichtung, Material im betreffenden Turnsaal auf- und abzubauen, da aufgrund des limitierten Platzes mehrere Sportvereine sich die Hallen teilen müssen“, erklärte Toussaint dem Tageblatt bereits vor einigen Wochen. „Sie wollten aber eine Halle, die sie nur für sich selbst nutzen konnten – und das ist derzeit einfach nicht möglich.“ Etliche Lösungsvarianten seien der ehemaligen Präsidentin Lindsay Kelly vorgeschlagen, aber immer wieder abgeschmettert worden. Das Tageblatt hatte Kelly für ein Statement kontaktiert, aber die Ex-Präsidentin wollte sich nicht mehr in der Presse äußern.
Überall lange Wartelisten
„Wir sind nicht daran interessiert, dass dieser Verein einfach die Türen schließt und 150 Kinder ihren Sport verlieren. Im Gegenteil: Hoffentlich können sie eine andere Lösung finden“, so Toussaint damals. Diese scheint sich nun abzuzeichnen. Die am Mittwoch präsenten Eltern zeigen sich erleichtert darüber, dass ihre Kinder weiterturnen können. Die vergangenen Monate seien „chaotisch“ gewesen, erzählt eine Mutter. Als sie die Nachricht bekommen habe, dass sich der Turnverein auflöse, habe sie sich gleich nach Alternativen umgesehen. „Doch überall die gleiche Situation: Entweder musste man sich auf einer langen Warteliste eintragen oder man bekam gleich abgesagt, weil so viele bereits auf den Wartelisten stehen.“
Sie sei „sehr froh“, dass ihre Kinder nun in Mersch weitertrainieren können, hoffe aber trotzdem auf ein paar Veränderungen: „Die Trainer bildeten immer eine tolle Mannschaft, aber es gab einen großen Mangel an Kommunikation. Trainings wurden in letzter Minute abgesagt, wir Eltern aber nicht informiert und dann standen wir plötzlich vor verschlossenen Türen.“ Sie hoffe, dass dies nun unter dem neuen Komitee besser werde.
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