Fußball„Der letzte Wille hat gefehlt“: Der neue Jeunesse-Trainer Arno Bordi im Interview

Fußball / „Der letzte Wille hat gefehlt“: Der neue Jeunesse-Trainer Arno Bordi im Interview
Arnaud Bordi will dynamischen Fußball spielen Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Nach nur zwölf Spieltagen endete die zweite Ära von Marc Thomé auf der „Grenz“. Nachfolger auf der Jeunesse-Bank ist der bisherige Co-Trainer Arnaud Bordi. Der Franzose machte sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Jugendtrainer. Nach sieben Spielen ohne Sieg soll der 38-Jährige den Rekordmeister wieder auf Kurs bringen. Im Tageblatt-Interview sagt Bordi, dass zunächst einmal an der Einstellung gefeilt werden muss.

Tageblatt: Seit Sie Ihre Trainerkarriere begonnen haben, geben Sie Jugendlichen Anweisungen, seit ein paar Tagen müssen erwachsene Männer auf Ihr Kommando hören. War das eine große Umstellung für Sie?

Arnaud Bordi: In den vergangenen Jahren hatte ich immer mit älteren Jugendlichen zu tun. Aber eigentlich ist das Prinzip das Gleiche: Man muss ehrlich mit den Spielern sein und ihnen genau sagen, was von ihnen verlangt wird. Als Trainer muss man sich in jeder Altersklasse durchsetzen, eine gewisse Autorität ausstrahlen und die Richtung anzeigen, die eingeschlagen werden soll. Der große Unterschied zum Nachwuchs ist, dass man im Seniors-Bereich nicht sehr viel Zeit hat. Mit der Jeunesse müssen bis zur Winterpause möglichst viele Punkte geholt werden. Ich stehe also in der Pflicht, sofort auf etwas zu reagieren, anstatt mir Zeit zu nehmen und etwas aufzubauen – wie das in der Jugend meist der Fall ist.

Als Co-Trainer haben Sie die vergangenen Monate hautnah miterlebt. An welchen Schrauben muss gedreht werden, um die Jeunesse wieder erfolgreich zu machen?

Die Mannschaft hat Qualität und Charakter. Trotzdem muss es meine Aufgabe sein, wieder ein Team zu formen, das eine exemplarische Einstellung an den Tag legt. Wir haben in den vergangenen Wochen so einige Spiele knapp verloren. In diesen Partien hat der letzte Wille gefehlt, um den Sieg oder ein Unentschieden zu erringen. Es muss uns gelingen, unsere Schwächephasen besser zu überstehen und in diesen nicht immer ein Tor zu kassieren. Wenn wir das hinbekommen und die Mentalität wieder stimmt, können wir an anderen Sachen arbeiten.

Werden Sie große taktische und personelle Veränderungen vornehmen?

Ich denke eher nicht. In den vergangenen Monaten wurde eigentlich gut gearbeitet. Die Spieler haben gut auf das Training reagiert. Es werden aber zwangsläufig einige Spieler eine Chance bekommen, sich zu beweisen. Für mich sind die Trainingsleistungen sehr entscheidend. Wer unter der Woche nicht alles gibt, der wird es schwer bekommen, am Wochenende auf dem Platz zu stehen.

Kann man als ehemaliger Co-Trainer den gleichen Elektroschock-Effekt herbeiführen wie ein Außenstehender?

Der Vorstand hat mir das Vertrauen geschenkt, also gehe ich davon aus, dass sie denken, dass ich dazu in der Lage bin. Wir haben uns aber auch dazu entschieden, einen neuen Trainerstab zu formieren. Es gibt so einige neue Gesichter, die neue Ideen und eine neue Dynamik in die Mannschaft bringen sollen.

Wie sehen Sie sich selbst als Trainer?

Mir ist es wichtig, dass die Mannschaft eine Einheit formt. Ich will intensiven und dynamischen Fußball spielen lassen. Uns muss es auch wieder gelingen, dem Gegner unsere Spielweise aufzuzwingen. Die Mannschaft hat das Potenzial, all diese Dinge umzusetzen.

Sie sind der neunte Jeunesse-Trainer seit 2020. Bereitet Ihnen diese Statistik Sorgen?

Ich weiß natürlich, welchen Verein ich übernommen habe. Mein Trainerstab und ich werden unsere Bestes geben, damit es nicht wieder schnell zu einem Wechsel kommen wird. Aber im Fußball kann es schnell gehen – in beide Richtungen.

Vor dem Start der Meisterschaft liebäugelte der Jeunesse-Vorstand mit Platz fünf. Wurde die Qualität der Mannschaft überschätzt?

Heute geht es nur darum, unsere Situation zu verbessern. Es wäre vermessen und respektlos gegenüber unserer Konkurrenz, in der aktuellen Situation zu denken, dass wir über Platz fünf nachdenken können. Man darf aber nicht vergessen, dass wir Spieler haben, die eine gewisse Qualität besitzen, und deshalb ist es normal, dass der Vorstand sich gewisse Ziele setzt. Am Ende der Saison werden wir Bilanz ziehen und sehen, ob die Erwartungshaltung zu hoch war.

Am Wochenende kommt es zum Duell mit Hesperingen. Der Swift hat diese Woche mit Roland Vrabec auch einen neuen Trainer unter Vertrag genommen. Ist dieser Wechsel ein Vor- oder ein Nachteil?

Es ist natürlich ein kleiner Nachteil, da man nicht genau weiß, was der neue Trainer vorhat. Zudem hat Hesperingen einen viel größeren Kader als wir und kann deshalb immer wieder mit dem einen oder anderen neuen Gesicht überraschen. Es kann aber auch ein Vorteil sein. Das wird sich erst nach dem Spiel zeigen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und versuchen, mit viel Willen das Beste aus diesem Spiel herauszuholen.

Steckbrief

Name: Arnaud Bordi
Geboren am 2.7.1985
Nationalität: Franzose
Bisherige Vereine als Trainer: Homécourt (F/Jugend), RFCUL (Jugend), FC Metz (F/Jugend), Homécourt (F/Jugend), RFCUL (Jugend), Jeunesse (Co-Trainer), Jeunesse (Cheftrainer seit dem 19.11.2023)