EditorialDer lange Weg zur sanften Mobilität in Luxemburg

Editorial / Der lange Weg zur sanften Mobilität in Luxemburg
 Archivbild: Editpress/Didier Sylvestre

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Obwohl das Wetter momentan nicht immer zum Radfahren einlädt, stand der Drahtesel in den vergangenen Tagen verstärkt im Mittelpunkt. Den Auftakt machte die Vereinigung ProVelo, die ihre Generalversammlung abhielt und den Finger in die Wunde des Radlands Luxemburg legte. Immerhin 1.700 Mitglieder zählt ProVelo inzwischen, was den Verein zu einem wichtigen Protagonisten in Sachen Mobilität macht. Landesweite Schlagzeilen wie bei der zuerst von der Stadt Luxemburg nicht genehmigten Rad-Demonstration im vergangenen Jahr untermauern den gestiegenen Stellenwert der Radlobbyisten. 

Der äußerst schleppend voranschreitende Ausbau des Radwegenetzes wurde auf dem Kongress genauso thematisiert wie Politiker „alter Schule“, die zwar viel über die Förderung der sanften Mobilität sprächen, aber keine Taten folgen ließen. Lydie Polfer darf sich dabei durchaus angesprochen fühlen. Die Hauptstadt-Bürgermeisterin täte genau wie alle anderen Gemeindeverantwortlichen im Land gut daran, sich die vergangene Woche vom „Mouvement écologique“ (Méco) veröffentlichte „Vëloskaart“ anzuschauen. Zwischen August und Oktober 2021 haben mehr als 1.000 Radfahrer dem Méco gefährliche Stellen weitergegeben. Heraus kamen 1.500 Meldungen, die auf einer interaktiven Karte zusammengefasst wurden (veloskaart.lu). Der Löwenanteil entfällt dabei auf Luxemburg-Stadt. Prinzipiell aber lässt die große Resonanz der Aktion den Schluss zu, dass so manches im Argen liegt im Radland Luxemburg – nicht nur in der Hauptstadt.

Plötzlich endende Radwege, gefährliche Kreuzungen, schlechte Fahrbeläge, überlastete Straßen, fehlende Beschilderung oder Abstellmöglichkeiten sind Alltag für Radfahrer in Luxemburg. Auch heute noch gibt es eine grundsätzliche Ausrichtung des Verkehrs auf das Automobil. Will man aber wirklich der sanften Mobilität Vorrang geben, dann muss man dem Auto wohl oder übel Platz wegnehmen. Da die Luxemburger aber weiter autoaffin sind, fehlt vielen Lokalpolitikern dazu der Mut.   

Noch in diesem Frühjahr will Minister François Bausch den nationalen Mobilitätsplan 2035 vorstellen. Die Botschaft dabei ist deutlich: Geht es so weiter wie bisher, dann bedeutet das bis ins Jahr 2035 für die Stadt Luxemburg und ihren Speckgürtel 200.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag, für die Prosud-Gemeinden eine Zunahme von 120.000 Fahrten. In Anbetracht des alltäglichen Verkehrsinfarkts ein Horrorszenario, das nur mit attraktiven Alternativen zum Auto verhindert werden kann. Innerorts heißt diese Alternative in der Regel Fahrrad.

Dem muss Rechnung getragen werden. Die „Vëloskaart“ zeigt deutlich, dass es um die Alltagstauglichkeit der Luxemburger Straßen und Orte für das Fahrrad nicht allzu gut bestellt ist. Dass 35% aller Wege unter einem Kilometer hierzulande mit dem Auto zurückgelegt werden, hat zwar mit einem Mentalitätsproblem zu tun, aber auch mit unzureichender Radinfrastruktur. 

lusskannt
8. Februar 2022 - 12.30

Ein Benzinpreis von 3-4€ wird das schon regeln.