26. November 2025 - 15.41 Uhr
Akt.: 26. November 2025 - 15.42 Uhr
100 Jahre im HintergrundDas Luxemburger Unternehmen Minusines feiert Geburtstag
Der Name der Firma erklärt sich durch ihren Ursprung: Gegründet wurde sie 1925 von Luxemburger Familien aus der Industrie. Mission des Betriebs war das Beliefern der Minen und der Fabriken des Landes mit Rohstoffen und Werkzeugen.
Mit den Jahren und Jahrzehnten entwickelte sich das Unternehmen weiter, blieb jedoch bis 2020 immer ein Familienunternehmen, das Luxemburger Betriebe, Handwerker, Bau- und Industriefirmen mit notwendigem Material belieferte.
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Minusines einen deutschen Großhändler gekauft und fing an, sich auf „Elektrizität“ zu konzentrieren. Stecker, Schalter, Zähler und Haushaltsgeräte begannen das alte Produktportfolio zu ergänzen. Den während der Besatzung aufgezwungenen Namen „Elektromontan“ legte man nach dem Krieg jedoch schnell wieder ab und arbeitete wieder als „Versorgungsunternehmen Minusines“ weiter. Elektrische Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Spülmaschinen, Fernseher oder Staubsauger blieben vorerst im Produktportfolio.
Mit dem Finanzsektor gewachsen

Eine neue, verändernde Etappe erlebte das Unternehmen in den 80er Jahren. „Jeder Tag entstand damals eine neue Bank“, erzählt der heutige Geschäftsführer Laurent Saeul im Gespräch mit dem Tageblatt. In Zusammenarbeit mit den Architekten und den Planungsbüros bot Minusines alles rund um das Thema Beleuchtung an. „Wir sind dann mit dem Finanzsektor gewachsen.“
Zeitgleich ließ man sich in der Industriezone in Gasperich nieder, wo das Unternehmen auch heute noch seinen Sitz hat. Zuvor war Minusines an mehreren Adressen in Luxemburg-Stadt zu Hause.
In den folgenden Jahren führte Minusines die ersten IT-Infrastrukturen und Verkabelungslösungen ein und erweiterte sein Angebot an technischer Ausrüstung. Eine weitere einschneidende Etappe war im Jahr 2020, als die Erben der Gründer das Unternehmen an den Luxemburger Energiekonzern Enovos/Encevo verkauften und man in den Bereich der erneuerbaren Energien einstieg.
500 Bestellungen pro Tag
Heute hat die Firma rund 180.000 Produkte von etwa 350 unterschiedlichen Zulieferern aus der ganzen Welt im Angebot, die alle innerhalb von zwei Tagen lieferbar sind. Etwa 10.000 Produkte liegen im Lager in Gasperich, das nach einer Just-in-Time-Politik verwaltet wird. Mit acht Lastwagen fährt man zweimal täglich durchs Land, um die Baustellen möglichst zeitnah zu beliefern.

Täglich habe man etwa 500 Bestellungen zu verarbeiten, so Saeul, der den Einsatz von IT und Digitalisierung im Prozess hervorhebt. Bestellen kann man demnach übers Web und eine App, jedoch auch in Gasperich neben dem Lager. Doch auch dort geht es digital-effizient: Dem Kunden stehen statt der früheren Theke „Telefonzellen“ mit Videobildschirmen und Verbindung zum Verkäufer zur Verfügung. Dieser nimmt die Bestellung auf, als käme sie übers Internet. Der Kunde bekommt dann einen Pager, als bestelle er eine Pizza. Kommt ein paar Minuten später dann ein Piepton, kann er die Bestellung gleich mitnehmen. „Dabei können wir auf 16 Sprachen mit den Kunden kommunizieren“, so Saeul. Im Betrieb selber wird vor allem Luxemburgisch geredet.
Als einfacher „Großhändler“ will Laurent Saeul, der das Unternehmen seit 2011 führt, jedoch nicht bezeichnen. Man sei viel mehr als das, hebt er hervor: „Ein technischer Handel mit Mehrwert.“ Kaufen kann man bei Minusines nämlich nicht nur die Produkte, sondern auch und Dienstleistungen wie Projektplanung. „Wir haben 100 Jahre lang Technologie in den Luxemburger Markt gebracht. (…) In jedem Gebäude in Luxemburg ist etwas drin von uns.“
Wir haben 100 Jahre lang Technologie in den Luxemburger Markt gebracht. (…) In jedem Gebäude in Luxemburg ist etwas drin von uns.
„Wir sprechen nicht nur von Vertrieb, sondern von Integration“, so Saeul weiter. „Was uns auszeichnet, ist unsere Fähigkeit zu verstehen, wie jede Technologie mit den anderen interagiert, um ein kohärentes, leistungsfähiges und nachhaltiges Ganzes zu schaffen.“ Den Kunden, etwa Handwerksbetrieben, bietet man neben den Produkten beispielsweise auch Beratung oder Weiterbildungskurse zu deren Nutzungsmöglichkeiten und Installationsverfahren an. Vor der Lieferung werden bestellte Kabel im Lager auf Maß geschnitten. Schalttafeln werden in Gasperich nach Plan zusammengebaut und fertig zur Baustelle geliefert. Mit einer eigenen Marke „Luxproof“ zertifiziert man, nach Kontrollen bei den eigenen Zulieferern, die Qualität und Sicherheit der Produkte.
Mit den rund 80 Mitarbeitern sieht sich Minusines als mittelständischer Luxemburger Betrieb. Über die Grenzen gehen will man nicht. „Wir wollen uns ganz auf Luxemburg und unsere hiesigen Kunden fokussieren.“ Nicht jedes Unternehmen sei begeistert von kleinen Bestellungen von ein paar durchschnittlich 400 bis 500 Euro. „Das erfordert Effizienz. Das ist unser Mehrwert.“

Ein einschneidender Schritt für das einstige Familienunternehmen Minusines war der Kauf durch die Enovos/Encevo-Gruppe. Doch er war notwendig, erläutert Laurent Saeul. Der Betrieb habe zuvor zu viele Kleinaktionäre gehabt, und man habe einen starken industriellen Partner gebraucht, der eine langfristige Planung mitbringt.
Für Minusines sei Enovos dabei ein Glücksfall gewesen, so der Geschäftsführer weiter. Während die Baubranche in Luxemburg in den letzten Jahren in einer tiefen Krise war, konnte Minusines den Bereich „Erneuerbare, Elektromobilität, Solaranlagen für Privatleute“ stark ausbauen. Dabei installiert man diese auch weiterhin nicht selber, sondern bietet den betreffenden spezialisierten Unternehmen Geräte, Material und das Fachwissen an.
Von den rund 45 Millionen Euro Umsatz pro Jahr kommen jeweils ein Viertel aus den Bereichen Kabel, Beleuchtung, Elektroinstallationsmaterial und Erneuerbare.
Ganz unumstritten war der Kauf durch die Enovos-Grouppe jedoch nicht. Der Dachverband des luxemburgischen Handwerks etwa hatte große Befürchtungen, dass es mit der Übernahme zu Wettbewerbsverzerrungen zugunsten von Enovos kommen könnte. Heute jedoch sind die Sorgen aus der Welt, und bei der Geburtstagsfeier werden auch Kritiker von damals anwesend sein.
„Ich will jeden beliefern“, unterstreicht Laurent Saeul. Dabei sei die Unabhängigkeit ein wichtiger Faktor. Aber in einem kleinen Land wie Luxemburg müsse man bei der Energietransition zusammenarbeiten. Da mache Zusammenarbeit mit beispielsweise dem Netzbetreiber Creos (auch Teil der Enovos-Gruppe) Sinn. Man sei aber eine separate Einheit in der Gruppe, und kein einfacher Unternehmensbereich. „Wir sind zu 100 Prozent unabhängig. Das bin ich meinen Kunden schuldig.“
Und unabhängig werde man auch in Zukunft bleiben, ist er überzeugt. „So wie die Kunden 2020 den Sinn des Zusammenschlusses verstanden haben, so verstehe auch Enovos das Bedürfnis der Unabhängigkeit.“
De Maart

















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