Konscht am GronnDas Grund-Viertel im Wandel der Kunst

Konscht am Gronn / Das Grund-Viertel im Wandel der Kunst
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der erste Sonntag im Monat zwischen Mai und Oktober hat sich inzwischen zu einem festen Termin für Kunstinteressierte aller Art gemausert: „Konscht am Gronn“ heißt das Konzept, das vom „Syndicat du Stadtgrund“ ins Leben gerufen wurde und seit 2006 Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit bietet, ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. Am Sonntag fand somit die vorletzte Veranstaltung für das Jahr 2020 statt, die eine Vielzahl an Besuchern verzeichnen konnte und das Grundtal wahrlich für einen kurzen Moment zum lokalen Kunstmekka werden ließ.

Ob man nun ganz gezielt auf der Suche oder ganz zwanglos über die Brücke auf der rue Münster flanierte, es gibt sicherlich für jeden Geschmack etwas zu bestaunen oder unter Umständen auch zu erwerben: Von Malerei und Zeichnungen über Fotografie, Glaskunst und digitale Kunst, bis hin zu Keramik, Holz oder Schmiedeskulpturen wird das gesamte Kaleidoskop der modernen Kunst abgedeckt. Interessant sind hierbei die verschiedensten Verarbeitungen unterschiedlicher Materien, die teils skurrile, teils überraschende Kreationen entstehen lassen.

In Zeiten modernster Digitalisierung bietet sicherlich die „digital art“ eine ganz besondere Ästhetik, die sich an algorithmischen Formen orientiert und die sicherlich den einen oder anderen durch die mitunter eckigen und kantigen Formen an seinen eigenen Computerbildschirm erinnert … Am Stand von Jean-Baptiste Rigail kann man sich in die Welt des „Menschen an sich“ begeben. Aus kleinen Karikaturen entsteht die Vision eines Menschen, der in einer sich stetig wandelnden Umgebung lebt und der sich auszudrücken versucht. Wer nun eher echte Schmiedekunst bevorzugt, der wurde ein paar Meter weiter von einer Armee aus Blech- und Metallskulpturen überwältigt.

Vom Phönix über Merlin bis hin zu unserem „Roude Léiw“ (hier natürlich etwas dunkler durch das Metall) wird den Besuchern ein Kunstwerk geboten, dem ein wahrlich heißer Entstehungsprozess zugrunde liegt: Über die Idee und dem Niederzeichnen auf Papier bis hin zum Rausbrennen und dem Schweißen vergehen 4-5 Tage, bevor ein Unikat fertiggestellt ist. Das ganz besondere Zünglein an der Waage ist, neben der absoluten Detailtreue, die Möglichkeit, gewisse Skulpturen (oder auf Anfrage) durch einen Schuss Ethanol zum Brennen bringen zu lassen, ohne dass diese kaputtgehen oder schmelzen würden. Ein wunderschönes Objekt, das man im Wohnzimmer oder auch im Garten platzieren kann und das sicherlich zum Highlight eines gemütlichen Abends werden kann.

Learning by doing

Wer nun etwas interaktiver werden wollte, hatte die Gelegenheit dazu beim Kunsthaus „Am Gronn“. Gravurarbeiten oder Siebdrucke konnte man hier selbst anfertigen und sein eigenes künstlerisches und kreatives Talent unter Beweis stellen. Eröffnet 2019, bietet das Kunsthaus „Am Gronn“ Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, sich auszutoben und kreativ zu werden. Kleine abgetrennte Räume und Ateliers werden angeboten und ermöglichen ein ungestörtes Arbeiten. Zudem kann man im kleinen Shop einige Unikate Luxemburger Künstler erwerben und sich für den kleinen Hunger zwischendurch auch ein frisch zubereitetes Sandwich gönnen. Ein Haus, das sicherlich im Grund bestens aufgehoben ist und die perfekte Symbiose zwischen malerischem Grund-Viertel und der vielfältigen lokalen Kunst bietet.

Das Grund-Viertel entwickelt sich immer mehr zu einem hippen, künstlerischen, dynamischen Viertel, das auch in Corona-Zeiten begeistert und durch Initiativen wie die des „Syndicat du Stadtgrund“ oder des „Am-Gronn-Team“ sich immer wieder neu erfindet und ein wahrer Publikumsmagnet in der Hauptstadt bleiben wird. Nicht zu vergessen die Abtei Neumünster. Es bleibt zu hoffen, dass lokalen Künstlern auch weiterhin solche Plattformen gewährt bleiben und ihre Arbeiten einem breiten Publikum präsentiert werden können – zu schade wäre es, diese schier unendliche Fülle an Ideen, Farben und Kompositionen nicht mehr bestaunen zu können.