Umwelt „Crassier“: Der Anfang vom Ende

Umwelt  / „Crassier“: Der Anfang vom Ende
Das Foto zeigt den Erdrutsch 2014. Grund für die Instabilität des Geländes ist Wasser, wie anschließende Studien belegen. Die Erdmassen zerstörten damals die Verbindungsstraße zwischen Monnerich und der Stadt Esch. Mittlerweile gibt es wieder eine Straße (CR 106), sie wurde neben der alten neu gebaut.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Erdrutsche, toxische Ablagerungen, ewiges Ärgernis: Das „Crassier“ zwischen Monnerich und Esch sorgt seit Jahren für Aufregung. Spätestens seit dem erneuten Erdrutsch 2018 ist klar, es muss etwas geschehen. Zwei Jahre dauerte es, bis eine Konvention zwischen allen Beteiligten die Zukunft des Geländes regelte. Die ersten Arbeiten haben begonnen. Eine Zwischenbilanz.

Die Idylle ist trügerisch. Wer nicht weiß, was sich unter den beiden Hügeln am Rand von Monnerich verbirgt, denkt, es handele sich um ein Naherholungsgebiet. Die Natur hat sich zurückgemeldet. Büsche, Bäume und viel Grün übertünchen, dass das Gebiet lange eine Bauschuttdeponie war und teilweise giftiges Material darunter lagert.

Jetzt sind wieder frisch ausgehobene Erdhügel am Fuße des 2014 abgerutschten Hügels zu sehen. Bagger und Rohre zeigen, hier passiert etwas. Die rund 1,1 Kilometer lange Tiefendrainage ist die erste von vielen Maßnahmen, um das „Krebsgeschwür“, wie Monnerichs Bürgermeister Jeannot Fürpass das Gelände gerne bezeichnet, zu stabilisieren.

2014 ergeben nach dem ersten Erdrutsch Studien, dass Wasser das größte Problem ist – von unten und von oben. Starker Regen und der dadurch steigende Grundwasserspiegel destabilisieren das 23 Hektar große Gelände und würden dies weiter tun, wenn nichts unternommen wird. Durch die unterschiedlichen, übereinander liegenden Erdschichten ist es porös und zu instabil. 2018 rutscht das Gelände noch einmal nach. Seitdem kam niemand mehr an der Einsicht vorbei, dass für die ehemalige Schlackenhalde und Bauschuttdeponie eine dauerhafte Lösung gefunden werden muss.

Wasser destabilisiert das Gelände 

Alle Beteiligten – Eigentümer ArcelorMittal, die Firma Cloos, die Regierung und der Anrainer, die Gemeinde Monnerich – einigten sich im April 2020 in einer Konvention. Die Tiefendrainage ist Teil dieser Konvention. Im Herbst soll sie fertiggestellt sein. Die Kosten belaufen sich auf 1,4 Millionen Euro. 80 Prozent sind bereits verlegt. Die letzten knapp 300 Meter sind der Teil, wo am tiefsten in den Boden verlegt wird.

Mithilfe der Drainage soll das Regenwasser in den Kiemelbach fließen. Er entspringt in Zolwer und mündet bei Schifflingen in die Alzette. Das ist der erste Teil. Danach soll ein „Deckel“ aus Lehm das Gelände, das äußerlich sichtbar aus zwei Hügeln besteht, versiegeln.

Am Ende sieht die Landschaft anders aus

Etwas mehr als eine Million Kubikmeter Erdmasse muss dafür herbeigeschafft werden. Es handelt sich dabei um Erdaushub, der bei Neubauten oder anderen Arbeiten anfällt. Die Einnahmen daraus fließen an die Firma Cloos, die dafür die Erdmassen bewegt. Es ist ihr Anteil an der Lösung.

„Früher haben wir diese Einnahmen vom Bauschutt bekommen“, sagt der Monnericher Rathauschef. „Das waren teilweise 600.000 bis 700.000 Euro pro Jahr“. Der Verzicht darauf ist der kommunale Anteil an der Zukunft für das Gelände. Wenn der Deckel angebracht ist, wird sich die Landschaft verändern.

„Dann wird es nur noch ein Hügel sein“, sagt der Bürgermeister von Monnerich, Jeannot Fürpass. Darauf soll auf etwa rund zehn Hektar ein Solarpark entstehen, der nach Rathausberechnungen die gesamte Gemeinde mit Strom versorgt. Aktuell hat Monnerich rund 2.700 Haushalte.

Die Gemeinde hat die Vermittlerrolle in dem insgesamt rund 17,4 Millionen Euro teuren Projekt zur Absicherung des „Crassier“. „Wir als direkt Betroffene sind daran interessiert, eine saubere Lösung zu bekommen“, sagt Gemeindechef Fürpass. Die Gemeinde ist auf einem guten Weg dahin.