StandpunktCovid-19 kommt wieder – was tun?

Standpunkt / Covid-19 kommt wieder – was tun?
Masken können die Ausbreitung des Virus verlangsamen. Doch nur, wenn die Maskenpflicht auch durchgesetzt wird und sich alle sozial an die Regeln halten.  Symbolbild: AP/dpa/Bernat Armangue

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Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber Luxemburg ist am Anfang einer zweiten Welle. Wie weitreichend diese sein wird, ist noch ungewiss. Und es ist sicherlich nicht das letzte Land in der näheren Umgebung, welches vor diesem Problem steht. Die Gründe sind etwas komplexer, als man erhoffen würde. Aber beginnen wir von vorne.

Der Lockdown am Anfang des Jahres war nötig, weil niemand zu diesem Zeitpunkt genau wusste, wie viele Einwohner eigentlich schon mit Sars-CoV-2 infiziert waren, und wie das Gesundheitssystem belastet werden würde. Die letzten Informationen aus Italien, die man zu diesem Zeitpunkt bekommen hatte, waren so erschütternd, dass der Lockdown die sinnvollste Lösung war. Klar gibt es Unterschiede in den Familienstrukturen und im Durchschnittsalter, wenn man Italien und Luxemburg vergleicht. Es stimmt auch, dass diese Konditionen die Verbreitung von Covid-19 in Italien gefördert haben. Forschungsergebnisse haben jedoch auch gezeigt, dass ein politisch schnelles Eingreifen, durch z.B. einen Lockdown oder soziale Distanzierungsmaßnahmen, den größten Effekt auf ein schnelles und wirksames Eindämmen des Virus hatte.

Die letzten Daten deuten mehr und mehr darauf hin, dass Luxemburg eine zweite Welle bevorsteht. Die Situation jetzt ist jedoch etwas anders als noch im Februar, einfach, weil wir viel mehr Informationen über Covid-19 haben. Wir wissen mehr über die Art und Weise, wie sich das Virus ausbreitet und wer gefährdet ist. Wir wissen, welche Regeln eingehalten werden müssen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Wir testen mehr, sodass wir einen besseren Überblick über die Ausbreitung von Covid-19 in der Gesellschaft haben. Die Frage ist jetzt, wie Luxemburg einer weiteren Ausbreitung entgegenwirken kann.

Rolle der Presse

Hier gibt es zwei Möglichkeiten und eine wichtige komplementäre Option. Die erste Möglichkeit ist, dass die Politik die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung wieder verschärft. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Luxemburger von sich aus wieder anfangen, die nötige soziale Distanzierung einzuhalten. Die wichtige komplementäre Option ist die Rolle der Presse, die auch Medien-übergreifend informieren muss. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist, welche Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden sollten.

Während des Lockdowns, sowie kurz danach, haben wir bei 1.600 Personen in Luxemburg und Frankreich eine Umfrage durchgeführt, um die Einstellung von Luxemburgern und Franzosen zum Umgang mit der Covid-19-Situation zu erfassen. Ein Ergebnis ist, dass der Lockdown zu einer drastischen Reduktion der sozialen Kontakte geführt hat, aber dass ohne staatliche Regulierung (also nach dem Lockdown) die Leute wieder fast zu ihren üblichen sozialen Kontakten zurückkehren. Es ist also klar, dass die vermehrten sozialen Kontakte nach dem Lockdown unweigerlich auch wieder zu einer Ausbreitung des Virus beitragen. Solange jedoch die Infektionen nicht überhandnehmen und die Krankenhäuser an ihre Grenzen bringen, ist ein weiterer Lockdown nicht vonnöten. Mittlerweile stellt sich jedoch eine weitere Frage: Wollen wir die Infektionen niedrig genug halten, damit wir auch weiterhin ins Ausland fahren können? Länder wie Belgien oder Deutschland haben schon die Regulierungen gegenüber Luxemburg verstärkt, weil die Fälle hierzulande wieder hochgeschnellt sind. Ein zusätzliches Problem ergibt sich durch das Contact Tracing. Schon durch die jetzigen Infektionszahlen stößt das Contact Tracing in Luxemburg an seine Grenzen. Wenn die Infektionszahlen noch weiter steigen, wird das Contact Tracing nicht mehr möglich sein, was wiederum die Chancen verringert, die Verbreitung des Virus unter Kontrolle zu halten.

Weder Maske noch Abstand

Aus unserer Umfrage hat sich auch ergeben, dass, ohne Regulierung von der Regierung, ein Drittel der Befragten entweder keine oder nur sehr wenig soziale Distanzierung einhalten würde. Dies bedeutet, dass ein Drittel aller Leute weder Maske tragen noch die zwei Meter Abstand einhalten und sich nur selten zusätzlich die Hände waschen. Die Daten zeigen auch, dass diejenigen, die soziale Distanzierung als wenig nützlich ansehen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, auch diejenigen sind, die öfter andere Leute treffen. Wir sehen es deshalb als eine wichtige Aufgabe der Medien, weiterhin über den Nutzen der sozialen Distanzierungsmaßnahmen zu informieren, damit auch das letzte Drittel der Bevölkerung die Wichtigkeit dieser Maßnahmen einsieht.

Unsere Studie kommt deshalb zu folgenden Ergebnissen. Um die Ausbreitung von Covid-19 weiterhin so niedrig zu halten, damit weder ein Lockdown erforderlich wird, noch Luxemburger von anderen Ländern Einreisebeschränkungen zu befürchten haben, müssen drei Komponenten zusammenkommen.

Erstens, die Medien müssen wieder vermehrt über den Nutzen von sozialer Distanzierung informieren. Hierbei ist es  wichtig, ein Auge auf die sozialen Netzwerke zu halten, damit Fehlinformationen dort auch von Medien- und Regierungsseite richtiggestellt werden können. Dazu müssen die Medien mehr aufklären und zeigen, dass durchaus auch jüngere Luxemburger einen recht schwerwiegenden Krankheitsverlauf haben können. Fallbeispiele, die von den Medien publiziert werden, könnten hier auch jüngeren Menschen den manchmal auch drastischen Verlauf der Covid-19-Erkrankung vor Augen führen.

Strafen für Regelbrecher

Zweitens, die Regierung muss klar und überall präsent der Bevölkerung die Regulierungen für Covid-19 zur Verfügung stellen. Dies ist momentan nur beschränkt der Fall. Außerdem müssen die Strafen für eine Nichteinhaltung der Regelungen verstärkt werden. Zusätzlich sollte die Regierung in ihren Entscheidungen zur Regulierung auch die internationalen Interessen mit einbeziehen. Wenn Nachbarländer wieder anfangen, die Maßnahmen gegenüber Luxemburg zu verstärken, dann bedeutet dies auch erhöhte Kosten für ein so international ausgerichtetes Land wie Luxemburg. Nur durch eine Reduktion der Fälle sind diese erhöhten Kosten für Luxemburg vermeidbar. Dazu ist es wichtig, dass nicht nur auf die Kapazitäten der Krankenhäuser geachtet wird, sondern auch auf die des Contact Tracing sowie auf die Richtlinien zu den Grenzen der Infektionszahlen der umliegenden Länder, die bei einer Überschreitung neue Einschränkungen für Luxemburg zur Folge haben.

Drittens, die letzten Forschungsergebnisse von Forschern des Kings College London zeigen, dass die Immunität gegenüber Covid-19 nicht lange anhält und kürzer ausfällt, je schwächer die Symptome waren. Dies bedeutet leider auch, dass eine Impfung, wenn sie erst mal entwickelt ist, sehr wahrscheinlich nur kurzzeitig wirksam sein wird. Covid-19 könnte daher viel länger Bestandteil unserer Gesellschaft sein als anfangs vermutet. Zusätzlich bedeutet dies, dass die sozialen Distanzierungsmaßnahmen wohl auch in der Zukunft aufrechterhalten werden müssen. Daher ist es wichtig, dass auch das letzte Drittel der Bevölkerung, das nicht an die Effektivität dieser Maßnahmen glaubt, besser informiert wird. Hier spielen die Medien eine große Rolle, aber auch die sozialen Normen. Nur wenn die Gesellschaft anfängt zu akzeptieren, dass diese Maßnahmen die neue Norm sein werden, können wir auch die Ausbreitung von Covid-19 unter Kontrolle halten.

Letzten Endes möchten wir noch Folgendes hervorheben: Unsere Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass die meisten Menschen eigentlich sozial und kooperativ sind und das Prinzip des „Social Distancing“ befolgen, um nicht nur sich selbst und ihre Angehörigen, sondern auch andere zu schützen. Den meisten Menschen ist die Ausbreitung des Virus nicht gleichgültig und sie sind bereit, zu seiner Verlangsamung beizutragen. Jeder Einzelne kann viel dazu beitragen, die Verbreitung von Covid-19 zu minimieren. Je mehr Menschen zu sozialer Distanzierung bereit sind, desto weniger stark muss der Einfluss der Regierung sein, und desto wahrscheinlicher ist es, dass das Virus unter Kontrolle gehalten wird. In dieser Krise zeigt sich, wie solidarisch und sozial wir alle wirklich sind.

Alois
18. Juli 2020 - 14.15

De Virus ass nach do an miir müssen dermadden liewen.Do hëlleft weder d'Leit anspeerren nach Grenzen zo maachen.Denn effet dovunn hunn mer jo elo gesinn! Jiddereen soll seng eegen Verantwortung iwwerhuelen wadd En Wee oder Wo mécht.

Ko
18. Juli 2020 - 10.01

Distanz für Leute die alleine ohne Partner ohne Kinder sind ist fatal. Ob jung oder alt es ist wichtig,dass auch diese Leute Körperkontakt und Nähe haben. Sonst wird es für diese Kategorie Leute ein Überleben was zu Depressionen und Suicide führen kann. Vulnerable Leute einer anderen aber nicht weniger schlimmen Krankheit.

Miette
17. Juli 2020 - 22.10

Es ist wirklich nicht so schwer, sich an Abstand, Maske tragen und nicht total losgelöst zu feiern. Es ist nicht so schwer Anstand zu leben, oder? Bleiben sie bitte alle gesund❣❣❣

Ernesto
17. Juli 2020 - 19.13

et kann dach net esou schwéier sinn, sech un e puer Reegelen ze halen.

trotinette josy
17. Juli 2020 - 18.54

Diese zweite Welle war, nach dem Lockdown, so sicher wie Amen im Gebet. Jetzt haben wir den Salat und können wieder von vorne anfangen. Das ist das Resultat, wenn sich nicht alle konsequent an die Regeln halten, die bekanntlich eh immer nur für die anderen gelten. Arroganz, Borniertheit und Dummheit haben uns dahin gebracht. Nicht zu unterschätzen, die Verschwörungstheorie auf die ein Grossteil der Bürger hereinfallen. Urlaub ade!

Zuli
17. Juli 2020 - 15.40

Die Viren haben von Anfang an gesungen: Wir sind gekommen um zu bleiben, wir geh'n nicht mehr weg.