RadsportChristine Majerus vor ihrer letzten Saison: „Ich mache keine Abschiedstournee“

Radsport / Christine Majerus vor ihrer letzten Saison: „Ich mache keine Abschiedstournee“
Christine Majerus beginnt am Donnerstag ihre letzte Saison als Radsportlerin Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Christine Majerus beginnt am Mittwoch mit der Setmana Ciclista Valenciana (2.Pro) ihre letzte Saison im aktiven Radsport. Die 36-Jährige will in diesem Jahr noch einmal alles geben und setzt das Einfahren von Resultaten als oberste Priorität. Persönlich peilt sie die Olympischen Spiele von Paris als großes Ziel an. Im Gespräch mit dem Tageblatt gibt die Radsportlerin vom Team SD Worx-Protime einen Ausblick auf die Saison und auf das, was danach kommt. 

Tageblatt: Christine Majerus, seit 2008 sind Sie im professionellen Radsport aktiv. Sie kennen die Abläufe vor dem Beginn einer Saison auswendig. Fühlt es sich in diesem Jahr aber doch anders an? 

Christine Majerus: Ehrlich gesagt, nein. Ich denke, die Entscheidung war „en mon âme et conscience“. Ich stehe voll dahinter und bereue das nicht. Deswegen fühlt sich nichts falsch an, es fühlt sich alles gut an. 

Mitte Dezember hatten Sie sich mit dem Coronavirus infiziert. Wie ist die Form nun kurz vor dem Beginn Ihres ersten Rennens?

Im Moment ist alles o.k. Anfang des Jahres hatte ich es sehr schwer. Seit ich im Januar mit der Mannschaft im Trainingslager war, hatte ich keinen Rückschlag mehr. Ich konnte seitdem normal trainieren. Dementsprechend wurde die Form von Tag zu Tag besser. Ich bin für den Zeitpunkt des Jahres in einer guten Form. Ich fühle mich gut und kann optimistisch ins Frühjahr schauen. Die letzten drei bis vier Wochen hat alles genau so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe.

Wollen Sie in Ihrer letzten Saison noch mal versuchen, die Rennen auch zu genießen?

Ich werde versuchen, von allem so gut es geht zu profitieren, vor allem will ich aber noch einmal 100 Prozent investieren. Wie immer haben auch in dieser Saison die sportlichen Erfolge Priorität. Ich bin nicht hier, um Urlaub zu machen, sonst hätte ich auch vorher aufhören können. Ich will Leistungen abrufen und alles für das Team und mich geben. Aber der Wunsch, die Rennen noch mal zu genießen, ist da. Ich weiß, dass es ein Privileg ist, über all die Jahre mein Hobby als Beruf ausgeübt zu haben. Das kann nicht jeder von sich behaupten und dessen bin ich mir bewusst. Ich will also auch alles noch mal so gut es geht aufsaugen. 

Ihr Rennkalender wurde bis Ende April veröffentlicht. Was ist Ihr Highlight?

Ich habe einen großen Block bis Ende April. Natürlich habe ich Lust, bei dem einen oder anderen Klassiker nach meiner Arbeit auch mal für mich zu fahren – so wie letztes Jahr bei Gent-Wevelgem (Majerus fuhr auf Platz 12, Anm. d. Red.). Wenn die Form stimmt, kann ich mir solche Möglichkeiten bestimmt selbst kreieren. Paris-Roubaix steht auch auf meiner Liste, dort werde ich dieses Jahr für Lotte (Kopecky) fahren. Ich bin dort nun dreimal gefahren und hatte dreimal Pech. Entweder bin ich gestürzt, war krank oder hatte einen Materialschaden. Ich hoffe nun, bis zum Ende durchzukommen. Ich wäre auch über eine Selektion für die Flandern-Rundfahrt froh. Da sind wir acht bis neun Fahrerinnen auf der Liste (die Damen-Teams haben sechs Startplätze, Anm. d. Red.). Auch das Festival Elsy Jacobs liegt mir am Herzen, dort habe ich schon einmal das Gesamtklassement und zwei Etappen gewonnen. Es wird von meinem Klub organisiert, deswegen ist es wichtig für mich, ein letztes Mal dort am Start zu sein. Hoffentlich werden wir da mit einer kompletten Mannschaft starten, damit wir das Rennen animieren können. 

Ich habe über alle Jahre jedes Rennen mit der gleichen Professionalität und derselben Motivation bestritten – egal, ob es ein kleines oder großes Rennen ist

Christine Majerus

Mitte des Jahres stehen dann Olympia und die Tour de France an. 

Im Überblick

Vorläufiges Rennprogramm von Christine Majerus bis Ende April:
15.-18.2.: Setmana Ciclista Volta Femenina de la Comunitat Valenciana (ESP/2.Pro)
24.2.: Omloop Het Nieuwsblad (BEL/1.WWT)
6.3.: Altez GP Oetingen p/b Lotto (BEL/1.1)
9.3.: Drentse Acht van Westerveld (NL/1.1)
13.3.: Danilith Nokere Koerse Women (BEL/1.Pro/im erweiterten Kader)
21.3.: Classic Brugge-De Panne (BEL/1.WWT)
24.3.: Gent-Wevelgem (BEL/1.WWT)
31.3.: Flandern-Rundfahrt (BEL/1.WWT/im erweiterten Kader)
6.4.: Paris-Roubaix (FRA/1.WWT)
27.4.: Festival Elsy Jacobs in Garnich (LUX/1.2)
28.4.: Festival Elsy Jacobs in Luxemburg (LUX/1.2)

Ich will ein gutes Frühjahr fahren, um mich für Olympia zu empfehlen (Luxemburg hat bei den Damen einen Quotenplatz, Anm. d. Red.). Paris ist definitiv das große Ziel dieses Jahr. Danach kommt die Tour de France. Ich habe angefragt, um dort zu fahren, es wird wie immer auf die Selektion ankommen. Wissend, dass wir nah an Luxemburg vorbeifahren würden, wäre ich froh, mitzufahren. Auch die ersten Etappen rund um Rotterdam werden mir liegen, dort wird es darauf ankommen, im Wind zu fahren und auf die Sprinter aufzupassen. Da könnte ich der Mannschaft wirklich unter die Arme greifen – mehr als auf der letzten Etappe an der Alpe d’Huez (lacht). 

Haben Sie sich ein besonderes Rennen ausgesucht, bei dem Sie sich verabschieden?

Nein, ich habe einen Vertrag bis zum 31. Dezember und werde meine Saison fertig fahren. Ich respektiere den Vertrag und werde voll durchfahren. Es gibt ein paar schöne Rennen noch bis Oktober. Außerdem mache ich keine Abschiedstour. So stelle ich mir meine letzte Saison nicht vor. Ich mache ein Jahr wie jedes andere. Alle Rennen sind wichtig. Es gibt nicht ein Rennen, das wichtiger ist als ein anderes – vielleicht ist Olympia dieses Jahr etwas wichtiger. Aber ich habe über alle Jahre jedes Rennen mit der gleichen Professionalität und derselben Motivation bestritten – egal, ob es ein kleines oder großes Rennen ist. Das versuche ich auch meinen Teamkolleginnen beizubringen. Wir repräsentieren in jedem Rennen unsere Mannschaft und unser Land. Da gilt es, immer hundert Prozent zu geben. 

Haben Sie schon eine Idee, was Sie nach Ihrer sportlichen Karriere tun werden?

Ich bin natürlich dabei, die Augen offenzuhalten. Ich werde sicher nicht ohne etwas dastehen. Aber ich habe noch nichts entschieden. Es werden bis dahin noch ein paar Monate vergehen, vielleicht bieten sich bis dahin noch andere Möglichkeiten. Die Armee hat mich immer gut unterstützt, das tut sie auch jetzt. Sie hilft mir dabei, über meine sportliche Karriere hinauszuschauen und zu planen. Da bin ich sehr dankbar für. Das hilft mir auch mental für die Saison. 

Werden Sie dem Radsport treu bleiben?

Das ist eine Option (lacht). Ich kann noch nicht viel sagen, aber es klingt doch logisch, dass ich mit all der Erfahrung Sportlern in irgendeiner Hinsicht weiterhelfe. 


Algarve: Luxemburger ohne Zeitverlust 

Neben Christine Majerus (SD Worx-Protime) wird auch Nina Berton (Ceratizit-WNT) bei der am Donnerstag beginnenden Setmana Ciclista Valenciana – Vuelta Comunitat V (2.Pro) teilnehmen. Während es für Majerus der Saisonbeginn ist, hat Berton bereits zwei Renntage in Spanien in den Beinen. Das Etappenrennen rund um Valencia beinhaltet vier anspruchsvolle Etappen und endet damit am Sonntag.
Auch die luxemburgischen Männer sind momentan auf der Iberischen Halbinsel unterwegs. Auch die luxemburgischen Männer sind momentan auf der Iberischen Halbinsel unterwegs. Drei Luxemburger waren am Mittwoch beim Auftakt der Algarve-Rundfahrt (2. Pro) am Start. Der Belgier Gerben Thijssen (Intermaché) feierte den Sieg vor Marijn van den Berg (EF Education) und Jordi Meeus (Bora-hansgrohe). Arthur Kluckers (Tudor) wurde 75., Luc Wirtgen (Tudor) 77. und Bob Jungels (Bora-hansgrohe) beendete die Etappe als 105. Alle wurden in der Zeit des Siegers gewertet. Am Donnerstag steht eine anspruchsvolle Etappe mit einer Bergankunft an. Das Rennen endet am Sonntag. Mit dabei sind große Namen wie Remco Evenepoel (Soudal-Quick Step), Marc Hirschi (UAE) oder Wout van Aert (Visma/Lease a Bike).