Dienstag28. Oktober 2025

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„Wäistuff A Possen“ schließtChef Guy Theis sucht neue Herausforderungen, zunächst auf dem Weg nach Santiago de Compostela

„Wäistuff A Possen“ schließt / Chef Guy Theis sucht neue Herausforderungen, zunächst auf dem Weg nach Santiago de Compostela
Guy Theis, Chef der „Wäistuff“, sucht eine neue Herausforderung, zunächst mal auf dem Weg nach Santiago de Compostela Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Restaurant „Wäistuff a Possen“ in Bech-Kleinmacher schließt Ende Oktober. Ein Bericht über mögliche Gründe und über Zukunftsgedanken auf dem „Camino“ nach Santiago de Compostela.

Was macht die Beliebtheit eines Restaurants aus? Das Angebot? Das Interieur? Die Terrasse? Das Personal, die Restaurantleitung oder die Preise? Die „Wäistuff a Possen“ hat alles, um Gästen zu gefallen – und obendrein noch viel authentischen Winzerort-Charme. Und doch schließt das Restaurant in Bech-Kleinmacher Ende Oktober seine Pforten.

„Jetzt kommen viele“, sagt Betreiber Guy Theis, 50, etwas beiläufig. Klingt da irgendwie mit, dass es bisher an Kundschaft mangelte? Nein, das will Theis nicht als Vorwurf an seine Gäste richten, obwohl, etwas mehr hätten es vielleicht doch manchmal sein können, kann man zwischen den Zeilen seiner Erklärung heraushören.

Jakobsweg

Er wirkt nicht lustlos, aber trotzdem wie einer, der einen Schlussstrich ziehen will, etwas anderes machen möchte, das spürt man. Dabei hat er schon einiges gemacht. Als Lehrer hat er beispielsweise gearbeitet und dann hat er während Jahren das Szenencafé „Tramways“ auf Limpertsberg betrieben. Nach der Schließung der „Wäistuff“ will Guy Theis sich nun auf den Weg nach Santiago de Compostela machen. Eine Art Sinnsuche auf dem Jakobsweg, dem Pfad der Spiritualität – gemeinsam mit seinem Hund.

„Congé“ bis 5. September, stand noch am Mittwoch, 9. Oktober, auf der Webseite der „Wäistuff“ zu lesen. Ein Zeichen des nahenden Abschieds? Nein, es sei ihm eigentlich nie wirklich wichtig gewesen, die Seite stets auf dem neusten Stand zu halten, so Theis.

Aber warum denn schließen? Ein harter Beruf sei es, auch weil die Kunden immer anspruchsvoller würden. Doch die wenigsten hätten sich beklagt. Zeit, Verfügbarkeit könnten Stichwörter sein? Er habe Kinder in jungem Alter, habe 12 bis 14 Stunden am Tag gearbeitet und dabei weniger verdient als ein Tellerwäscher in Teilzeit. Echt? Er habe es ehrlich mit Kunden und Personal gemeint. Gute Bezahlung und keine Wucherpreise. In den angebotenen Gerichten stecke viel Handarbeit, kein „convenience food“. Mit letzterem sei die Gewinnmarge vielleicht größer, aber das habe er nicht übers Herz gebracht. Die Miete, die er in der „Wäistuff“ zu bezahlen hatte, sei bescheiden gewesen. Er wisse, dass es in vielen Restaurants Probleme gibt, gutes Personal zu finden und, trotz oft wenig attraktiver Arbeitszeiten, zu behalten, aber das sei bei ihm kein Problem gewesen: „Ich hatte Glück.“

Herzblut

Im Januar 2019 haben er und seine Schwester, die bereits auch im „Tramways“ mit an Bord war,  die „Wäistuff“ übernommen. „Es lief gut, wir haben das mit Herz gemacht, unsere Idee war es, etwas zu schaffen, wo wir selber gerne hingehen möchten.“ Letztes Jahr sei seine Schwester gestorben, sagt Guy Theis. Ihm wird ein enges Verhältnis zur Schwester nachgesagt. Schließt er deshalb, weil es nun kein gemeinsames Projekt mehr sei? „Nein“, sagt er. Wir wollen das so stehen lassen und haken nicht nach.

Doch was nun? Mit 50 in Rente? Nein, das will Guy Theis offensichtlich nicht. Gedanken habe er sich gemacht, gibt er zu verstehen, viel deutlicher wird er nicht. Lehrer möchte er nicht wieder sein: „Mein Gott, die Eltern.“ Irgendwas mit Essen und Trinken. Vielleicht in der Hauptstadt? Dass der derzeitige Chefkoch der „Wäistuff“ das Restaurant übernehmen wolle, streitet Theis nicht kategorisch ab, verrät aber auch nicht mehr. Er erzählt auch, dass es für ihn die Möglichkeit gegeben hätte, ein zweites Standbein aufzubauen. Nicht sein Ding: „Der Chef muss da sein, kann nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein.“ Jetzt geht er zunächst mal auf den Pilgerweg. Vielleicht auch zum Bruder, der lebt in New York. 

„Traditionshäuser müssen in ihrem Charme erhalten bleiben. Wir sind der Meinung, dass das nur möglich ist, wenn moderner Zeitgeist mit traditionellen Werten in Einklang zu bringen ist.“ Auch das steht auf der Webseite der „Wäistuff“. Ein Update ist da wahrlich nicht nötig.

Die „Fondation Possenhaus“ verwaltet das dem Staat gehörende Gebäude, in dem sich die „Wäistuff“ sowie das Museum befinden. Schnell wolle man einen neuen Betreiber für die Traditionsadresse finden, so Pierre Hirtt, Mitglied der Stiftung. Ob es ab November bereits einen Nachfolger gebe, sei ungewiss. Im Frühjahr aber auf jeden Fall, mit etwas Glück sogar schon früher. Bis dahin sollen nötige kleinere Arbeiten im Lokal erledigt werden.

Museum „A Possen“

Das Folklore- und Weinbaumuseum „A Possen“ bietet die Möglichkeit zu einer echten Zeitreise. Das Museum besteht eigentlich aus mehreren Gebäuden, von denen das älteste kurz nach 1600 entstanden sein soll. In den vielen verschachtelten Zimmern bietet sich ein authentischer Einblick in das tägliche Leben einer Winzerfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts. Das Museum soll unter der neuen Direktorin Adeline Karcher neu gestaltet und dann voraussichtlich 2029 in gänzlich neuer Pracht wiedereröffnet werden. Bis dahin soll die Ausstellung aber zugänglich bleiben und nur dann komplett geschlossen werden, wenn es ob verschiedener Arbeiten gar nicht anders geht, betont Pierre Hirtt von der Possenhaus-Stiftung.
Das Problem bei der Umgestaltung sei zum einen die Energieversorgung und zum anderen die Barrierefreiheit, also der Zugang für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Letzteres scheint etwas kompliziert, hört man in Schengen. Eine komplette Barrierefreiheit scheint aber kaum möglich, ohne den Hauptteil des Museums, nämlich die Gebäude selbst, zu beeinträchtigen. Offensichtlich keine gute Lösung. Deshalb, so Pierre Hirtt, werde über Ausnahmeregelungen nachgedacht. Das Museum „A Possen“ ist dienstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Besuch lohnt sich, die Begegnung mit der dynamischen Direktorin auch.

Herry
14. Oktober 2024 - 19.45

Schade um dieses nette Lokal,
wiederum ein Resultat von politischem,unkompetentem Tourismusmanagement, viel Gelaaber aber gar nix am Hut.
Nur weiter schlafen,dieser Zug ist schon längst abgefahren.