„Orwellscher Staat“Chaos Computer Club in Luxemburg sieht bei Patientenakte zu viele Fragen offen

„Orwellscher Staat“ / Chaos Computer Club in Luxemburg sieht bei Patientenakte zu viele Fragen offen
 Grafik: Frank Goebel

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Die Aktivisten des Luxemburger Chaos Computer Clubs erneuern ihre Kritik an der digitalen Patientenakte, die Anfang des Jahres eingeführt wurde. Der Verein verweist auf die vielen Risiken und fordert die Offenlegung einer möglichen Sicherheitsprüfung.

Viele Bürger in Luxemburg haben in der jüngeren Vergangenheit Briefpost zur digitalen Patientenakte bekommen mit der Aufforderung, das entsprechende Nutzerkonto einzurichten. Medienberichten zufolge soll bis Ende 2021 jedem Luxemburger Einwohner eine solche Speichermöglichkeit zugewiesen sein. In einer aktuellen Mitteilung betont der Chaos Computer Club Luxemburg noch einmal seine grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich einer solchen zentralen Datenbank  – vor allem, da immer noch Fragen offen seien.

So sei etwa unklar, was mit den bereits gespeicherten Daten passiere, wenn ein Bürger die Möglichkeit nutzt, sein Dossier zu löschen.

Natürlich klinge im Digitalzeitalter eine digitale Patientenakte nach einer guten Idee. Allerdings handele es sich bei medizinischen Daten nun mal um solche von „großer, kritischer Natur“, die „natürlich anfällig für Missbrauch seien“. Beispielhaft wird auf die „Médicoleaks“-Affäre von 2012 verwiesen: Dabei waren etwa 49.000 Datensätze der „Médico-sportif“-Datenbank durch Passwort-Missbrauch offengelegt worden. 

Auch abseits solcher Datenlecks seien schwerwiegende Nachteile für die Nutzer in Zukunft zu befürchten. Szenarien, bei denen etwa Versicherungen Zugang zu den Daten bekommen, seien leicht denkbar. Insgesamt komme man einem „orwellschen Staat“ immer näher.

Der Verein fordert, das Fazit eines möglicherweise bereits gemachten Sicherheits-Audits zu veröffentlichen – oder das System schnellstens einem solchen Stresstest zu unterziehen.