Tour de LuxembourgBurgherr Healy: Ire gewinnt Königsetappe zum Schloss Vianden – Kluckers 23. 

Tour de Luxembourg / Burgherr Healy: Ire gewinnt Königsetappe zum Schloss Vianden – Kluckers 23. 
Erfolgreiche Flucht: Ben Healy jubelte über den Etappensieg in besonderer Kulisse Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Ben Healy hat nach einer langen Solofahrt die 3. Etappe der Tour de Luxembourg gewonnen. Der Ire übernimmt damit die Führung in der Gesamtwertung. Bester Luxemburger war Arthur Kluckers, der 23. wurde. Mats Wenzel war derweil erneut in der Ausreißergruppe des Tages und hat die Bergwertung der Rundfahrt so gut wie sicher gewonnen. 

Es hatte etwas Spektakuläres, etwas Historisches und am Ende hatte die 3. Etappe vor allem viel Radsport auf hohem Niveau: Die 3. Etappe der Tour de Luxembourg machte nicht nur für die Rundfahrt, sondern auch für das Land Werbung. 

Im Innenhof des malerischen Viandener Schlosses war es Ben Healy, der als Erster über den Zielstrich fuhr und sich über den Etappensieg freuen durfte. 34 Kilometer vor dem Ziel hatte er attackiert, die Ausreißer eingeholt, und fuhr einige Zeit mit dem Franzosen Bastien Tronchon zusammen. Der irische Landesmeister wurde erst Tronchon los, dann legte er eine starke Solofahrt hin. Aus dem Hauptfeld nahmen Marc Hirschi (UAE) und Dylan Teuns (Israel-Premier Tech) die Verfolgung auf. 

Es entwickelte sich eine Jagd des Duos auf Healy, der am Ende 15 Sekunden auf Hirschi ins Ziel rettete. „Die Beine sind super gut“, sagte der Ire. „Wir hatten eine starke Taktik mit dem Team. Wir haben attackiert und dann konnte ich weggehen. Sollte ich eingeholt werden, wäre Richard (Carapaz) immer noch dagewesen, um etwas zu machen. Am Ende sind mir etwas die Kräfte ausgegangen. Es war für mich ein Zeitfahren bis ins Ziel. Ich war nicht sicher, den Vorsprung bis ins Ziel zu bringen.“ 

Wenzel vor Gewinn der Bergwertung

Mit seinem Sieg übernahm der Ire das Gelbe Trikot von Sören Kragh Andersen (Alpecin-Deceuninck). „Wir sind hierhergekommen, um das Gesamtklassement zu gewinnen“, sagt Healy. Die Devise des 23-Jährigen ist nun klar: „Ich wäre verrückt, zu sagen, dass ich die Rundfahrt jetzt nicht gewinnen wollen würde.“ Der Giro-Etappensieger ist von der Ankunft und der Rundfahrt begeistert. „Das Ziel, aber auch die ganze Rundfahrt ist ziemlich beeindruckend“, resümierte Healy. 

Mats Wenzel animierte das Rennen am dritten Tag in Folge
Mats Wenzel animierte das Rennen am dritten Tag in Folge Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Aus luxemburgischer Sicht war, wie auf den ersten beiden Etappen, mal wieder Mats Wenzel (Leopard TOGT) im Rampenlicht. Am dritten Tag in Folge schaffte es der 20-Jährige in die Ausreißergruppe und sammelte erneut Punkte im Kampf ums Bergtrikot. Sicher hat er es rein rechnerisch jedoch noch nicht: 26 Punkte hat Wenzel auf dem Konto, der Zweite, Tronchon, hat 12 Punkte. Am Samstag beim Zeitfahren sind keine Bergpunkte zu vergeben, auf der letzten Etappe sind es noch 14. Tronchon müsste also jeden Bergsprint gewinnen und Wenzel dürfte keinen Punkt machen … 

„Das Ziel war es, in die Ausreißergruppe zu gehen und das Maximum der Punkte zu holen“, sagte Wenzel. „Es läuft sehr gut bei der Tour de Luxembourg. Wenn ich ein paar Punkte am Sonntag hole und das Trikot gewinne, kann ich sehr froh sein. Die Tour de Luxembourg ist ein großes Rennen, es ist fast das höchste Niveau, mit Fahrern aus den World- und ProTeams.“ Die Anstrengungen der beiden ersten Tage scheint Wenzel dabei gut verkraftet zu haben. „Ich habe mich auf der 2. Etappe nicht so gut gefühlt wie heute (Freitag). Heute ging es besser. Ich bin froh, dass ich mich so gut erhole.“ Für Wenzel steht beim Zeitfahren eine Art Ruhetag an – er wird seine Kräfte für die letzte Etappe am Sonntag sparen. 

Unzufriedener Geniets

Der beste Luxemburger auf der Etappe war Arthur Kluckers (Tudor), der eine starke Vorstellung zeigte. Mit 21 Sekunden Rückstand fuhr er als 23. in der Burg über die Ziellinie. Damit rückt er im Gesamtklassement auf Platz 20 vor. „Ich bin zufrieden“, sagt Kluckers. „Hätte ich das Ergebnis am Start gewusst, wäre ich sehr zufrieden gewesen. Ich habe mich gut gefühlt, am Berg bin ich mein Tempo gefahren.“ Kluckers hatte zwischenzeitlich den Kontakt zur ersten Gruppe verloren, fuhr dann aber wieder heran. Der 23-Jährige kann darauf hoffen, nach dem Zeitfahren noch ein paar Plätze nach vorne zu rücken: Im Juni wurde er bei den nationalen Meisterschaften im Kampf gegen die Uhr Zweiter, nur vier Sekunden hinter Alex Kirsch. 

Nicht zufrieden hingegen war Kevin Geniets (Groupama-FDJ), der als 40. mit 4:11 Minuten Rückstand ins Ziel kam. „Die Bilanz der Tour de Luxembourg ist bislang wirklich nicht gut“, sagte er. „Wir werden alles daran setzen, das am Wochenende noch zu drehen.“ Nach den krankheitsbedingten Ausfällen von Thibaut Pinot und David Gaudu ist das Team nur noch als Quartett am Start. „Es ist klar, dass unsere Ziele dadurch schwieriger zu realisieren sein werden. Es sind zwei große Fahrer, die fehlen. Aber wir lassen uns nicht demoralisieren. Wir haben immer noch Ambitionen.“ 

Insgesamt startete die 3. Etappe am Freitag bereits hektisch: Wegen des schweren Verkehrsunfalls auf der A1 standen die Teambusse von Lotto Dstny und Bingoal WB im Stau und schafften es nicht rechtzeitig zum Start. Der Beginn der Etappe wurde deswegen um etwa 40 Minuten verschoben. Im Verlauf der Etappe machten erneut die starken Regenfälle den Radsportlern das Leben schwer. Vor allem die Passagen übers Kopfsteinpflaster sowie die steilen und kurvigen Abfahrten hinter Marnach und Pütscheid waren knifflig. 

Am Ende ging alles bis ins Ziel gut. Auf der schmalen Passage im Zielbereich der Burg machten jedoch die Autos Probleme, die nur schwer an den stehenden Fahrern und Soigneuren vorbeikamen und somit für etwas Hektik sorgten. Am Ende bleibt aber eine gelungene Etappe aus sportlicher und organisatorischer Sicht festzuhalten. 

Am Samstag sollte es von der Organisation dann etwas routinierter zugehen: Beim 23,9 Kilometer langen Zeitfahren könnte eine Vorentscheidung um den Gesamtsieg fallen. In Lauerstellung bleibt immer noch Kragh Andersen, der mit 43 Sekunden Rückstand auf Platz 4 liegt. Der Däne gewann unter anderem ein Zeitfahren bei Paris-Nice und könnte Zeit auf Healy gutmachen. Auf der letzten Etappe am Sonntag, wenn es über 177,2 Kilometer von Mersch nach Luxemburg-Limpertsberg geht, könnte es vielleicht auch noch auf die Bonussekunden ankommen. 


Im Überblick

3. Etappe der Tour de Luxembourg, Mertert – Vianden (168,4 km):
1. Ben Healy (IRL/EF Education) in 4:16:33 Stunden, 2. Marc Hirschi (SUI/UAE) 0:15 zurück, 3. Dylan Teuns (BEL/Israel) 0:18, 4. Maxim Van Gils (BEL/Lotto Dstny) 0:37, 5. Brandon McNulty (USA/UAE), 6. Ryan Archie (IRL/Jumbo), 7. Matteo Jorgenson (USA/Movistar) alle gleiche Zeit, 8. Sören Kragh Andersen (DEN/Alpecin) 0:45, 9. Richard Carapaz (ECU/EF Education), 10. Tiesj Benoot (BEL/Jumbo) alle gleiche Zeit, … 23. Arthur Kluckers (LUX/Tudor) 0:51, … 40. Kevin Geniets (LUX/Groupama) 4:11, 41. Bob Jungels (LUX/Bora) 4:14, … 65. Mats Wenzel (LUX/Leopard) 10:51, … 91. Tom Wirtgen (LUX/Global 6) 14:50, … 96. Alex Kirsch (LUX/Lidl-Trek) 15:02, … 103. Cédric Pries (LUX/Leopard) 18:14

Gesamtwertung nach 3 von 5 Etappen:
1. Healy in 12:38:34 Stunden, 2. Hirschi 0:19, 3. Teuns 0:24, 4. Kragh Andersen 0:24, 5. Van Gils 0:47, 6. McNulty 0:47, 7. Jorgenson 0:47, 8. Ilan Van Wilder (BeL/Soudal) 0:55, 9. Carapaz 0:55, 10. Benoot 0:55, … 20. Kluckers 1:01, … 39. Jungels 4:24, 40. Geniets 4:48, … 71. Kirsch 15:11, … 82. T. Wirtgen 20:40, .. 103. Wenzel 33:32, … 105. Pries 36:39