Freitag31. Oktober 2025

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MedienkritikBullshit – oder: Die Tücken des Live-Interviews am Beispiel des Michel Reckinger

Medienkritik / Bullshit – oder: Die Tücken des Live-Interviews am Beispiel des Michel Reckinger
Michel Reckinger während der Pressekonferenz am Mittwoch Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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UEL-Präsident Michel Reckinger nutzte das RTL-Interview nach dem gescheiterten Sozialdialog nicht für Argumente, sondern für Bullshit. Warum das gefährlich ist – und wieso die Verantwortung nun bei RTL liegt.

Als der RTL-Journalist Fränz Aulner den UEL-Präsidenten Michel Reckinger im Interview am Donnerstag darauf hinwies, dass er keine Anglizismen verwende, hatte er vielleicht ein bestimmtes Wort im Kopf: „Bullshit“. Das deutsche „Unfug“ oder das luxemburgische „Kabes“ treffen es nicht ganz – „Bullshit“ enthält immer die Absicht der Irreführung. Und was Reckinger in diesem Live-Interview von sich gab, war genau das: Bullshit.

Der US-amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt definiert „Bullshit“ als Gerede, bei dem dem Sprecher die Wahrheit völlig gleichgültig ist. Es geht nicht um Wahrheit oder Lüge, sondern um Wirkung. In bester Trump-Manier warf Reckinger den Gewerkschaften „Fake News“ vor: Sie hätten behauptet, Regierung und Patronat wollten die Kollektivverträge abschaffen – was sie nie getan haben. Und auch die Warnung, die Renten seien in Gefahr, bezeichnete er als „Fake News“. Dabei hatte die IGSS, Luxemburgs Sozialinspektion, im Februar selbst vor einem beschleunigten Aufbrauchen der Rentenreserve gewarnt.

Das Prinzip ist simpel – und leider wirksam: dem Gegner die eigenen Verfehlungen zuschreiben, Unwahrheiten in den Raum stellen und mit vorbelasteten Schlagworten Debatten vergiften. Gerade im Live-Interview wirkt diese Strategie, weil ein Faktencheck in Echtzeit kaum möglich ist. Solche Formate setzen voraus, dass Gesprächspartner ehrlich und transparent antworten. Oder notfalls gar nicht. Sie scheitern, wenn die gebotene Bühne stattdessen genutzt wird, um die Diskussion mit Bullshit zu kapern.

Damit liegt die Verantwortung beim Medium: Wer eingeladen wird, prägt die Debatte. Reckinger ist das Sprachrohr des Luxemburger Unternehmertums und damit eine gewichtige Stimme. Doch wenn aus diesem Megafon nur noch Bullshit dringt, wird es Zeit, es stummzuschalten. RTL braucht Interviewpartner, die zumindest den Anspruch einer ehrlichen Auseinandersetzung haben. Michel Reckinger gehört nicht dazu.

Reinertz Barriera Manfred
12. September 2025 - 19.54

Das sardonische Grinsen des Patronatsvertreters sagt alles, no comment...

fraulein smilla
7. September 2025 - 15.19

@ Romain Was hat das denn mit Courage zu tun ? --RTL wird sich bestimmt nicht von einem TB Schreiber vorschreiben lassen wen sie vors Mikrofon lassen .

Dunord Hagar
5. September 2025 - 17.52

De Michi ass net amused an schneid eng Schëppchen ;))

Pierrard Romain
5. September 2025 - 14.31

Mit Courage und Sachverstand verfasster Beitrag. Glückwunsch dieser Form von Journalismus!

Sklave
5. September 2025 - 10.02

Bullshitter ist die richtige Bezeichnung für diesen selbstsüchtigen wichtigen und profitgierigen Schwätzer. Ciao Monseigneur.

Joao
5. September 2025 - 9.57

Deen Här war nach ëmmer e Bullshitter. Et wonnert een sech just dass et bis elo gedauert huet bis et endlich öffentlech a rechtlech gesoot gouf. Äddi Michel. :-(