„Plan local de sécurité“
Im Beisein des ehemaligen Ministers für innere Sicherheit Henri Kox („déi gréng“) und weiterer Akteure wie der Differdinger Polizei und der nationalen Polizeidirektion wurde die Wichtigkeit des Plans unterstrichen: Vor allem gegen Probleme wie Drogenkriminalität und Jugendstraffälligkeit sollte gezielt vorgegangen werden. Der Plan ist Teil eines Maßnahmenkatalogs, der vom Ministerium für innere Sicherheit in Zusammenarbeit mit fünf Partnerministerien ausgearbeitet wurde. Dabei stehe die aktive Kooperation im Vordergrund – zwischen Gemeinde, Polizei, sozialen Diensten und den Bürgerinnen und Bürgern. In einer ersten Phase erstellten die Zuständigen eine Übersicht über die Herausforderungen in der Stadt und entwickelten erste Maßnahmen – zu diesen zählen unter anderem Prävention, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung. Ein Zeitplan soll gleichzeitig die Wirksamkeit des Plans überprüfen. Am Sicherheitsplan für Differdingen waren unter anderem die Stadtverwaltung, die Polizei, die Zollbehörde, der Jugendtreff sowie Streetworker beteiligt. Das „Comité de prévention“ setzt sich drei- bis viermal pro Jahr zusammen.
In Differdingen sorgten Gewalt-, Vandalismus– und Drogenexzesse regelmäßig für Schlagzeilen. Besonders die Umgebung des „Parc Gerlache“ erwies sich in der Vergangenheit oft als Hotspot für Kriminalität, Drogenhandel und Lärmbelästigung. Die damalige Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch („déi gréng“) stellte am 29. September 2022 erstmals den „Plan local de sécurité“ (PLS) vor. Nach gut zweieinhalb Jahren zieht der aktuelle Bürgermeister Guy Altmeisch (LSAP) eine durchaus positive Bilanz. „Die Maßnahmen des Sicherheitsplans tragen schon erste Früchte“, so Altmeisch gegenüber dem Tageblatt. „Die Sicherheitslage kann man allerdings nicht pauschal untersuchen oder darstellen – es ist eine sehr komplexe Angelegenheit.“
Hoffnung durch Lokalpolizei
Vor allem habe die verstärkte Polizeipräsenz dem Bürgermeister zufolge die Situation auf den Straßen von Differdingen verbessert: „Im Laufe der vergangenen drei Jahre führte die Polizei acht großangelegte Kontrollen durch – rund 30 Polizisten, Zollbeamte und mehrere Drogenhunde waren im Einsatz.“ Das Ergebnis: Bei jeder Kontrolle wurden Drogen und Waffen beschlagnahmt. Zu der erhöhten Visibilität trage außerdem der Umzug des lokalen Polizeireviers ins Zentrum der Stadt bei. „Das Kommissariat versteckte sich vorher in der rue Pasteur, ist aber jetzt viel besser zu erreichen“, sagt der ehemalige Polizist. Die Lage am Boulevard Emile Krieps befindet sich unweit des „Parc Gerlache“.

Eine weitere Maßnahme ist die Verstärkung durch die Lokalpolizei, der der Bürgermeister positiv entgegenblickt. Kurz nachdem die Pilotphase der Lokalpolizei im vergangenen Jahr in den Städten Luxemburg und Esch einberufen wurde, nahm Guy Altmeisch Kontakt mit dem Innenministerium und der Polizeidirektion auf: „Das erste Echo der Testphase war sehr positiv, deswegen habe ich Differdingen sofort mit auf den Plan gerufen.“ Ab dem 1. Mai werden von montags bis samstags, morgens und mittags, zusätzliche Fußpatrouillen in Differdingen unterwegs sein.
Die Aufgabe der Lokalpolizei bestehe grundsätzlich in der Beobachtung und Präsenz: „Die Lokalpolizisten stellen beispielsweise problematische Situationen fest und greifen ein, das Protokoll führt danach allerdings die lokale Polizeistelle“, erklärt der Bürgermeister. „So muss die Lokalpolizei sich nicht um den administrativen Teil der Arbeit kümmern und kann aktiv und sichtbar auf dem Terrain agieren.“

Laura Pregno („déi gréng“) über den PLS
Oppositionsrätin Laura Pregno unterstreicht gegenüber dem Tageblatt, dass die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure für eine effiziente Umsetzung des lokalen Sicherheitsplans von Anfang an im Vordergrund stand. „Wir (‚déi gréng‘) bedauern allerdings, dass in letzter Zeit immer weniger Treffen stattfinden“, so Pregno. „Außerdem erhalten wir kaum noch Berichte oder Rückmeldungen von den politischen Zuständigen.“ Wenn es dann zu Besprechungen komme, gehe es vorwiegend um die Überwachungskameras: „Es geht aber um mehr als nur die Kameras – soziales Eingreifen ist langfristig viel wichtiger.“ Die Oppositionspartei unterstütze den Einsatz der Kameras, kritisiere jedoch die Stellen, an denen diese installiert werden sollen. „Es kommt regelmäßig zu Vorfällen, die sich außerhalb des ‚Parc Gerlache‘ und seiner Umgebung ereignen.“ Manche Straßen seien im Plan vorgesehen, andere nicht: Die Gemeinderätin spricht von Intransparenz bei der Auslegung.
Umsetzung verlief nicht immer reibungslos
Im Zuge der Präventionsarbeit habe die Polizei unter anderem mit rund 60 Schulklassen zusammengearbeitet, um den Gedanken des gemeinsamen, friedlichen Zusammenlebens zu vermitteln. Mehrere Versammlungen mit dem Jugendtreff dienen dem Austausch mit den Jugendlichen und ihrem Anliegen. „Wir haben außerdem eine Initiative für und mit Jugendlichen ins Leben gerufen“, sagt der Bürgermeister. „Dabei engagierten wir erwerbslose Jugendliche, säuberten mit ihnen gemeinsam die Stadt und ihre Umgebung und gaben ihnen dafür eine kleine Entschädigung.“
Während der Umsetzung des lokalen Sicherheitsplans habe die Gemeinde auch einige Stolpersteine überwinden müssen: „Die Installation der Überwachungskameras gestaltete sich anfangs schwierig, da die nötigen Genehmigungen fehlten.“ Aktuell überwache man lediglich ausgewählte Spielplätze und Sportinfrastrukturen, zukünftig sollen unter anderem die obigen Hotspots bewacht werden. Ab November dieses Jahres sollen 39 neue Kameras das Sicherheitsgefühl bei den Einwohnerinnen und Einwohnern erhöhen.
Anpassungen und Kommunikation
Das Überwachungssystem habe sich bis dato für Differdingen bezahlt gemacht: „Die Gemeinde hat bereits 50.000 Euro an Vandalismus-Kosten gespart, da die schuldigen Personen aufgrund der Aufnahmen ausfindig gemacht werden konnten“, so Altmeisch. Die Installation der Kameras sowie die Einrichtung des „Visupol“-Systems – das die Video-Aufnahmen verwaltet – kosten die Gemeinde 2025 voraussichtlich 770.000 Euro.
Auch die Schicht der Streetworker passten die Zuständigen im Laufe der Umsetzungsphase zweimal an: Zu Beginn verlängerten die Zuständigen die Arbeitszeit von 18 auf 22 Uhr, die Resonanz sei allerdings negativ ausgefallen. „Ab 18 Uhr steigt der Alkoholkonsum auf den Straßen von Differdingen, was den Einsatz der Streetworker zunehmend erschwert“, so der Bürgermeister. „Die Menschen sind dann nicht mehr vernünftig genug, um auf konstruktive Gespräche einzugehen.“ Die Anpassung der Schicht wurde später wieder rückgängig gemacht.
„Das bedeutendste Resultat des lokalen Sicherheitsplans ist allerdings der verstärkte Zusammenhalt und die verbesserte Kommunikation zwischen den verschiedenen implizierten Akteuren“, sagt der Lokalpolitiker. Das Verständnis für die Arbeit des jeweils Anderen sei durch die enge Zusammenarbeit gewachsen und komme der weiteren Umsetzung des „Plan local de sécurité“ zugute.
Herr Bürgermeister, erklären sie uns doch wie das mit der Massenschlägerei in der Rue Michel Rodange am Samstag morgen war!
Bringt zwar keine Sicherheit aber dafür ein 'Gefühl'.
Dann braucht die Gefühlspolizei wohl weniger oft einzuschreiten.
@Jung/ Klaro, in Differdingen war noch immer alles besser als sonst wo.
Solches gibt es im Bahnhofsviertel der Stadt Luxemburg nicht.