„Für uns ist es selbstverständlich, hohe Umweltstandards zu setzen“, lautet der erste Satz des Holzverarbeiters Kronospan unter dem Punkt „Nachhaltigkeit“ auf der Webseite. Der letzte lautet: „Kronospan arbeitet an einer nachhaltigeren Holzwerkstoffindustrie.“ Da gibt es noch viel zu tun, wenn man die Bürgerinitiative hört. Ihr kommen fast wöchentlich Klagen von Anwohnern zu Ohren.
Zu laut, es stinkt und es gibt Staub, heißt es von der BIGS. Kronospan mit Hauptsitz in Österreich baut in Sanem seine Produktionskapazitäten aus und stand schon mehrmals wegen anderer Verstöße am Umweltpranger, wie österreichische Medien berichten. In Luxemburg erlässt das Umweltministerium regelmäßig Auflagen für den Betrieb.
Das war zuletzt 2023 und 2024 der Fall. In beiden Jahren handelt es sich laut Umweltministerium um „wesentliche“ Verstöße gegen materielle oder formale Anforderungen, die Auswirkungen auf die Umwelt haben, oder die Tatsache, dass Emissionswerte nicht eingehalten werden. Da ist der Baustopp wegen fehlender Genehmigungen durch die Rathauschefin in Sanem 2024 nur noch ein Grund mehr, wachsam zu bleiben.
Regelmäßige Messungen finden nicht statt
Das Unternehmen begründete sein Vorgehen damals damit, dass es in den USA und Asien üblich sei, Genehmigungen im Nachhinein zu erteilen. „Das Unternehmen ist seit 1994 in Luxemburg ansässig“, hält BIGS-Sprecherin Patrizia Arendt dagegen. Auch anderen Ankündigungen ist es bis jetzt nicht gerecht geworden – zum Unmut der BIGS.
Der größte Teil der Lieferungen sollte auf das Schienennetz verlegt und ein Ausbildungszentrum eingerichtet werden. „Nichts davon zu sehen“, sagt Arendt. Auch fordert die BIGS, dass die regelmäßigen Messungen durch eine von den Gemeinden Sanem und Differdingen beauftragte Firma weiter stattfinden. Sie hatten gesundheitsgefährdende Substanzen ergeben.
Die zweite große Baustelle der Aktivitäten der BIGS ist und bleibt der Kampf gegen das „Contournement“. 66 Seiten lang und mit 268 Kritikpunkte schwer ist der „Recours“, den die Bürgerinitiative 2024 eingereicht hat, um die Abholzung von 150 Jahre alten Bäumen zu verhindern. Am 16. Dezember 2025 wird die Affäre verhandelt. Mit einem Urteil ist vor Anfang 2027 nicht zu rechnen, hieß es auf der Generalversammlung.
„Contournement“ fehlt die Begründung
Die Argumente bleiben immer die gleichen: Die „raison impérative d’intérêt public majeur“, Bedingung für den Eingriff in Naturschutzzonen, ist in den Augen der BIGS nicht mehr gegeben, die Kompensationsmaßnahmen nicht ausreichend. Grundsätzlich bleibt die Frage, warum das Verkehrsproblem mit der Preisgabe von nationalen Naturschutzzonen wie der „Dreckswiss“ und dem „Bobësch“, der Natura-2000-Zone werden soll, gelöst werden müssen.
Im Nachbarland Frankreich hatten die Behörden mehr Einsicht. Dort hat ein Gericht das Autobahnprojekt A69 wegen der Eingriffe in die Natur gestoppt. Das Webportal Mediapart oder die Pariser Tageszeitung Le Parisien berichteten mehrfach über den Fall. Gleiches entschieden die französischen Behörden auf Druck von Umweltaktivisten für eine Umgehungsstraße in der Dordogne, wo bereits gebaute Brückenpfeiler nun wieder abgerissen werden müssen. Das berichtet die Nachrichtenseite Reporterre im Mai 2024.
In Luxemburg wurde zuletzt der Ausbau der N7 auf vier Spuren auf Eis gelegt. Er sei „weder durch den aktuellen und zukünftigen Verkehr noch durch einen Zeitgewinn für die Nutzer gerechtfertigt“, teilte das Transportministerium vor wenigen Tagen erst mit. Bleibt noch festzuhalten: 100.000 Euro hat die BIGS allein der Kampf gegen das „Contournement“ mittlerweile gekostet.
Die Bürgerinitiative wird exklusiv durch Aktivitäten, Mitgliedsbeiträge und Spenden von Privatpersonen und dem Mouvement Sud und natur&ëmwelt Gemeng Suessem finanziert. 2024 jedoch hat der Gemeinderat von Sanem der BIGS eine außerordentliche Förderung von 5.000 Euro zugestanden. Das ist eine Anerkennung für den Einsatz um die Erhaltung der Naturgebiete.

De Maart

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