DüdelingenBürger als Experten: Fünf Projekte werden im Rahmen des Bürgerbudgets umgesetzt

Düdelingen / Bürger als Experten: Fünf Projekte werden im Rahmen des Bürgerbudgets umgesetzt
Eines der fünf Projekte sieht eine bessere Beschilderung der Wanderwege im Naturschutzgebiet „Haard-Hesselsbierg-Staebierg“ vor Foto: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

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Die „Forge du Sud“ setzt auf Bürgerbeteiligung. Die Düdelingerinnen und Düdelinger konnten Ideen einbringen, die das Leben in ihrer Heimstadt verbessern sollen. Nach der Abstimmung werden fünf Projekte verwirklicht.

Für die Umsetzung der ausgewählten Bürgerprojekte stellt die Stadt 100.000 Euro zur Verfügung. Von den 26 eingereichten Ideen wurden sechs zur Abstimmung freigegeben. Insgesamt haben die Düdelingerinnen und Düdelinger 272 Stimmen abgegeben und somit fünf Projekte ausgewählt. Diese werden zusammen mit den Teilnehmern umgesetzt, von denen die Ideen stammen. Die einzelnen Projekte sind ganz verschiedener Natur und drehen sich um die Bereiche Umwelt, Solidarität, Urbanismus sowie Mobilität.

Das Projekt mit den meisten Stimmen nennt sich „Dudelange – ville comestible“ und sieht unter anderem das weitere Aufstellen von Hochbeeten auf dem Stadtgebiet vor, damit Düdelingen zu einer „essbaren Stadt“ wird. Auf diese Weise soll die Natur geschützt und der öffentliche Raum gleichzeitig einen weiteren Nutzen bekommen.

Im Park Le’h werden Nistkästen für Meisen als Mittel gegen den Eichenprozessionsspinner aufgehängt. Die Kohlmeise isst die Larven in jedem Stadium und eine Vogelfamilie verspeist bis zu 500 Raupen täglich. In der Waldschule sind Kinder gerade dabei, die Nistkästen zu basteln und anzumalen. Als drittes Projekt wird ein Gemeinschaftskühlschrank aufgestellt, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Das Essen, das in den Kühlschrank gelegt wird, soll für jeden frei zugänglich sein.  

Die Vereinigung „Lenkeschléi’er Frënn“ und die restlichen Bewohner wünschen sich, dass die place Cécile Biever-Wagner verschönert wird. Im relativ neuen Wohnviertel „Lenkeschléi“ wohnen viele Familien, verschiedene Altersklassen und Nationalitäten. Neue Bepflanzung, Bänke, Picknicktische sowie ein Pétanque-Platz sollen dazu beitragen, dass der Platz zu einem zentralen Treffpunkt wird.

Damit sich niemand mehr beim Spaziergang im Naturschutzgebiet „Haard-Hesselsbierg-Staebierg“ verläuft, wurde vorgeschlagen, dass die dortige Beschilderung der Naturschutzwege verbessert werden soll. Die Wege erstrecken sich über die Ortschaften Düdelingen, Kayl und Rümelingen und ziehen Wanderer wie Fahrradfahrer gleichermaßen an.

Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) und der zuständige Schöffe Loris Spina (LSAP) setzen seit mehr als sechs Jahren auf die Kompetenzen der Bürger
Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) und der zuständige Schöffe Loris Spina (LSAP) setzen seit mehr als sechs Jahren auf die Kompetenzen der Bürger Foto: Editpress/Alain Rischard

Dem Demokratiedefizit entgegenwirken

Bürgerbeteiligung kann ein Weg sein, das bestehende Demokratiedefizit in Luxemburg zu verringern. Über dieses Thema wurde vor kurzem in der Chamber diskutiert. Während dieser Orientierungsdebatte wurde auch die Stadt Düdelingen öfters zitiert. Momentan wird vom Innenministerium ein Gesetzesvorschlag ausgearbeitet, der die Bürgerbeteiligung auf Gemeindeebene ausweiten soll.

Es sei schön zu sehen, dass Erfahrungen, die auf lokaler Ebene gemacht wurden, auf die nationale Ebene hochgehoben werden, sagte Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) im Gespräch mit dem Tageblatt. Düdelingen sei die erste Gemeinde, die in Sachen Bürgerbeteiligung so weit sei. Die Düdelinger seien bereit, mit auf diesen Weg zu gehen, fügte der zuständige Schöffe Loris Spina (LSAP) hinzu: „Der Bürger ist immer noch der Experte.“ 

Die Einwohner hätten viele Ideen für ihre Viertel, so Biancalana weiter. Sie hätten die Erfahrung und das Know-how dafür. Dies sei eine Bereicherung für die Stadt. Die Rückmeldungen seien gar nicht mal so schlecht. Hier gehe es schließlich darum, selbst mitzumachen oder auch seine Stimme abzugeben. Wenn die Düdelinger sehen, dass sie ernst genommen und die Projekte auch konkret umgesetzt werden, könnte dies ein Ansporn sein, beim nächsten Mal mitzumachen.

Die nötige Kommunikation sei ein weiterer wichtiger Faktor, so Loris Spina. Wichtig dabei sei auch, den Menschen zu erklären, warum ihr Projekt nicht ausgewählt wurde. Die zuständige Mitarbeiterin habe jeden Teilnehmer persönlich kontaktiert und die nötigen Ausführungen dazu gegeben. Dieser Austausch sei sehr wichtig. 

Seit 2015 setzt die Gemeinde verstärkt auf die Kompetenzen der Einwohner, beispielsweise bei der Ausarbeitung des „Plan d’aménagement général“ (PAG) oder des geplanten Öko-Viertels „Neischmelz“, aber auch beim sogenannten Bürgerrat und Bürgerpanel. Das Bürgerbudget ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich alle Düdelinger an der Zukunft ihrer Stadt beteiligen können.