Der motorisierte Grenzverkehr ist für die einen ein notwendiges Übel, für die anderen eine tägliche Belastung. Besonders entlang der Mosel zwischen Deutschland und Luxemburg spitzt sich die Lage zu. Auf Straßen und in Ortschaften kommt es regelmäßig zu Staus. Von Wasserbillig bis Schengen sind die Probleme ähnlich.
Hauptverursacher sind die zahllosen Pendler in ihren Pkws sowie der Transitverkehr schwerer Lastwagen. Sieben Brücken stehen dem Verkehr in dem Landesteil zur Verfügung: zwei Autobahnbrücken – die Sauertalbrücke oberhalb von Wasserbillig und das Viadukt von Schengen – sowie fünf innerörtliche Grenzbrücken in Wasserbillig, Grevenmacher, Wormeldingen, Remich und Schengen. Was einst als strategisch günstige Lage galt, verstärkt heute das wachsende Verkehrschaos.
Anwohner sind entnervt, Lokalpolitiker oft ratlos. In Gesprächen mit ihnen geht es um Lösungen: Brücken, Umgehungsstraßen und – um einen Tunnel.
Wormeldingen: „Tunnel ist keine sinnvolle Idee“
„Nichts gegen kreative Ideen“, sagt Claude Pundel, Bürgermeister von Wormeldingen. „Aber sie müssen sinnvoll, realisierbar und finanzierbar sein.“ Ein Tunnel sei das nicht.
Tatsächlich gab es vor einigen Jahren eine solche Idee in seiner Gemeinde. Eine Einwohnerin brachte sie ins Gespräch. Sie habe sogar ein Ingenieurbüro mit Studien beauftragt, heißt es. Details dazu sind auf der Website letzbeone.com zu finden. Ihr Vorschlag: Ein rund 500 Meter langer Tunnel sollte das sogenannte „Wormer Karussell“ überflüssig machen – jene Schleife, die Autofahrer durch das Dorf nehmen müssen, um zur Moselbrücke zu gelangen. Die unterirdische Verbindung hätte nicht nur eine direktere Route zwischen der Brücke, dem Plateau de Dreiborn und der Autobahn geschaffen, sondern auch Wormeldingen und umliegende Dörfer vom Durchgangsverkehr entlastet.
Die Initiatorin hatte offensichtlich intensiv zu Tunnelbauten und deren Kosten recherchiert und wollte per Fundraising Geld sammeln. Das Projekt blieb ein Wunschtraum.
Ein Tunnel hätte Wormeldingens Verkehrsprobleme ohnehin nicht gelöst, sagt Bürgermeister Pundel. Stattdessen soll nun die Neugestaltung der rue Principale für etwas Linderung sorgen. Die Straße bleibe eine Einbahnstraße, werde aber sicherer für alle Verkehrsteilnehmer. Aktuell gilt dort Tempo 50, eine Reduzierung auf Tempo 30 sei denkbar.
„Theoretisch gibt es immer Ideen, aber praktisch sind sie kaum umsetzbar“, so Pundel. Eine Umgehungsstraße sei wegen der schwierigen Topografie schwierig, eine zusätzliche Brücke schlicht zu teuer. Man könne selbstverständlich darüber nachdenken – „aber sobald der erste Pfeiler gesetzt werden soll, geht das Geschrei los“.
Die bestehende Moselbrücke zu schließen, sei ebenfalls keine Lösung: „Dann verschwindet der Verkehr hier – aber wohin verlagert er sich?“ Letztlich müsse man den Verkehr hinnehmen, wie er kommt, auch wenn er durch den Ausbau des Wohngebiets „Op Mont“ in Wincheringen (D) weiter wachsen werde. „Das ist eben Wohnen in der Großregion“, sagt Pundel.

Grevenmacher: „Weniger Pendler, mehr Lkw-Verkehr“
In den letzten Jahren ist, laut Informationen aus dem Rathaus, in Grevenmacher beobachtet worden, dass der Pendlerverkehr leicht zunimmt, während der Lkw-Verkehr geringfügig zurückgeht. Morgens käme es auf deutscher Seite zu Rückstaus in Richtung Luxemburg, während sich ab 15 Uhr der Verkehr am Kahlenberg staue, bis hin zum Potaschberg in Richtung deutsche Grenze. Problematischer würde es, wenn sich am Potaschberg größere Staus bilden: „Dann steigt die Verkehrsbelastung in Grevenmacher und auf den umliegenden Straßen spürbar an.“ Viele Autofahrer würden ausweichen, indem sie nicht mehr am Potaschberg die Autobahn verlassen, sondern in Mertert abfahren und versuchen, auf alternativen Routen schneller zur Grenzbrücke in Grevenmacher zu gelangen.

Wasserbillig: „Chaos durch Lkw-Transitverkehr“
Das größte Problem in der Gemeinde Mertert-Wasserbillig? „Ganz klar der Lastwagenverkehr“, sagt Bürgermeister Jérôme Laurent. Der „normale“ Verkehr auf der Nationalstraße, die Pkws scheinen ihn kaum zu stören. „Das gehört eben zu einer Grenzortschaft. Und wir sind ja froh, dass diese Menschen bei uns im Land arbeiten.“ Der Transitverkehr der Lkws aber liegt ihm schwer auf dem Magen – und das seit Jahren. Ebenso lange appelliert die Gemeinde fast schon verzweifelt an die wechselnden Minister. Bislang ohne Erfolg.
Im letzten Schreiben vom August 2024 an Ministerin Yuriko Backes (mit Kopie an Léon Gloden) fordert die Gemeinde erneut Maßnahmen zur Reduzierung der negativen Auswirkungen des Lkw-Transitverkehrs. Die Situation habe sich weiter verschärft, sagt Bürgermeister Jérôme Laurent. „Da sind riesige Lastkraftwagen“, beschreibt er. Immer häufiger verlassen sie die Autobahn A1, rollen durch die Ortschaft, tanken auf und versorgen sich mit Essen. An Tankstellen und auf Parkplätzen sorgen sie für Staus, Lärm und Müll. Beim Wenden oder Warten entstehen gefährliche Situationen. Waren liefern, umladen oder abholen? Das tun wohl die wenigsten, vermutet der Bürgermeister.
„Die Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorschriften für den Transitverkehr ist allgegenwärtig – tagsüber wie nachts, werktags wie an Sonn- und Feiertagen“, heißt es in dem Schreiben. Die Folgen spüre die ganze Gemeinde: Die Straßeninfrastruktur leide, verschleiße schneller und verursache hohe Kosten für Wartung und Reparaturen. Auch die Einwohner und die sogenannte sanfte Mobilität würden darunter leiden. Fast flehentlich heißt es in dem Schreiben: „Aus diesen Gründen ersuchen wir Sie, Maßnahmen zur Reduzierung des Lkw-Transitverkehrs zu ergreifen.“ Konkret fordert die Gemeinde Verkehrsschilder, die das Verlassen der Transitstrecke für schwere Lkws ausdrücklich verbieten. Zudem sollen Informationskampagnen Fahrer, Tankstellen und Mineralölkonzerne an die luxemburgischen Transitvorschriften erinnern. Auch systematische Kontrollen und repressive Maßnahmen werden verlangt.

Remich: „Umgehungsstraße und neue Brücke nötig“
Je nach Tageszeit wird Remich zum Nadelöhr. Gefüllt mit Autos, Lastwagen und Bussen – mal aus deutscher Richtung, mal aus der anderen. Der Verkehr hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen und beeinträchtigt die Lebensqualität und Sicherheit der Bürger immer stärker. Bürgermeister Jacques Sitz und Schöffe Jean-Paul Kieffer fordern deshalb dringend Maßnahmen gegen das Verkehrschaos. „Es reicht uns, es muss etwas passieren! Das haben wir schon vor dem tödlichen Unfall am Marktplatz gesagt – und heute sagen wir es umso entschiedener.“
Die 2017 erhoffte Entlastung durch den Ausbau der Saarautobahn und den kostenlosen öffentlichen Transport sei ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Grenzbrücke in Remich diene weiterhin als offizielle Umleitungsstrecke bei Störfällen auf der A13. Zusätzlicher Druck entstehe durch die systematischen Grenzkontrollen an der Autobahnbrücke Schengen.
Für die beiden Kommunalpolitiker liegt die Lösung auf der Hand: Eine Umgehungsstraße muss her – mit einer zusätzlichen Moselbrücke zwischen Remich und Bech-Kleinmacher. So könnte der Transitverkehr über die Umgehungsstraße in Richtung Scheierbierg und den Verteiler Perl/Besch direkt auf die A13 gelenkt werden. Die bestehende Grenzbrücke in Remich könnte dann exklusiv für den öffentlichen Verkehr sowie für Fußgänger und Fahrradfahrer genutzt werden.
Jean-Paul Kieffer betont zudem, dass ohne eine echte Verkehrsentlastung der Hauptachsen der Stadt auch geplante Maßnahmen wie Busspuren oder Verkehrsberuhigungskonzepte nicht greifen würden.
Seit über 15 Jahren liegen Lösungsansätze auf dem Tisch und es habe intensive Gespräche mit Ministerien und Verwaltungen gegeben. Ohne Erfolg. „Keine realistische Analyse, keine aktive Planung“, so Kieffer. „Nichtstun heißt, die Augen vor der Realität zu verschließen“, sagt Jacques Sitz. Die Forderung ist klar: Die Politik muss handeln. Remich dürfe als Dreiländereck nicht stiefmütterlich behandelt werden.

Schengen: „Tempo 30 in der rue Robert Goebbels“
Ähnliche Töne auch in der Gemeinde Schengen. Der Verkehr zwischen dem Saarland und Luxemburg nehme stetig zu, so Bürgermeister Michel Gloden. Die Saarautobahn fange vieles auf. Feststellen müsse man aber, dass immer mehr Autos durch die Dörfer fahren und die Moselbrücke in der Ortschaft Schengen nehmen. Es mag an den Kontrollen auf der Autobahn in Richtung Deutschland liegen oder an der Attraktivität der bekannten Geschäfte in Perl (D), jedenfalls staue es öfters.
Ein anderes Problem seien die Lastwagen, die ihre Transitstrecke auf der Autobahn verlassen, um im Dorf zu tanken. „Bürger unserer Gemeinde beklagen sich, dass sie in Schengen entlang der Mosel keine Parkplätze mehr bekommen, weil viele Grenzgänger dort parken, um anschließend vom kostenlosen öffentlichen Transport in Luxemburg zu profitieren.“ Diese Parkplätze liegen außerorts und fallen unter die Zuständigkeit der Straßenbauverwaltung. „Wir haben dieses Problem noch im vergangenen Dezember mit der Transportministerin angesprochen, geschehen ist bisher nichts.“

Wichtig, so Michel Gloden, wäre die Schaffung eines Park and Ride, idealerweise auf deutscher Seite. „Dort müssen die Menschen dann auf unseren kostenlosen öffentlichen Transport umsteigen können. Auch diese Idee haben wir bereits mit der zuständigen Ministerin besprochen.“
Einen Hoffnungsschimmer gebe es, so der Bürgermeister: Die rue Robert Goebbels beim Europamuseum könnte in naher Zukunft eine Tempo-30-Zone werden.

Fazit der Moseltour
Die Verkehrsprobleme entlang der Mosel belasten alle – mal mehr, mal weniger. Die Reaktionen der Gemeindeverantwortlichen schwanken zwischen Empörung und Resignation. Lösungen gäbe es durchaus: mehr Kontrollen und Sanktionen, ein Verbot für Schwertransporter in den Ortschaften, neue Brücken und Umgehungsstraßen. Auch Auffangparkplätze in Deutschland, etwa in Perl und Nennig, mit direkter Anbindung an den Luxemburger öffentlichen Transport, könnten Entlastung bringen.
Doch an eine rasche Umsetzung der großen Vorhaben glaubt kaum jemand. Zu oft sei die Verkehrspolitik verschleppt worden, zu lange wurden Probleme ignoriert. Dennoch: Mehr politischer Wille und kleinere gezielte Maßnahmen könnten bereits spürbare Verbesserungen bringen. Viele Hoffnungen ruhen nun auf Transportministerin Yuriko Backes. Nicht nur bei den Kommunalpolitikern, sondern vor allem bei den Menschen, die in den Moselorten tagtäglich unter dem Verkehr leiden.
Warum all diese Aufregung,natürlich jeden Arbeitstag morgens
und abends im Stau,das nervt enorm,andereseits sind viele
Luxusbürger unterwegs zu den Grenzdiscountern am
Wochenend auch mit Staus verbunden,was aber auch dem
geschäftlichen Einkommen zugute kommt, umgekehrt dasgleiche, also sollte man die Grenzregion aufrecht erhalten
und Verkehrsprobleme versuchen zu lösen. Es ist schon
armselig genug wie man mit Europa am Abgrund da steht.
"„Das gehört eben zu einer Grenzortschaft...." 17 Tankstellen und Supermärkte,gute Einkünfte auch für die Gemeindekasse. Seit dem Wegfall der Zollkontrollen müsste es eigentlich besser laufen in Wasserbillig.Tut es aber nicht. Die LKW tanken für 0,01 € weniger bei der einen oder anderen Tankstelle.Das macht bei einem LKW-Tank eine Menge Geld. Nach Diesel und Tabak geht's dann zurück auf demselben Weg.Doppelbelastung. Für den Transit bräuchte es nur ein Verbot des Ministeriums für Wasserbillig.Wir haben ja die Autobahn gebaut und die Abfahrt liegt,logischer Weise und Dank des Widerstandes der Wasserbilliger,am Hafen von Mertert und beim Kalkwerk an der Sauer.Letztere Abfahrt war wohl ein Zugeständnis an den damaligen Geschäftsverband.Man fürchtete die Austrocknung der Wasserbilliger Geschäfte was aber unsinnig war.Mehr PKW fürs Dorf,sonst nichts. So geht Wohnqualität nicht.
Ohne Grenzgänger wàre Luxusburg am Ende,sollte doch
jedem klar sein,dieses Verkehrproblem besteht doch seit Jahren,
nimmt doch ständig zu,Politiker und Gemeindeoberhäupter
diskutieren auch seit Jahren,aber über Lösungen fällt denen
leider nix ein,alles konzeptloses Gelaaber,konkrete Planungen
und Ideen sind Mangelwahre,Park & Ride-Systeme,
Auffangparkinge usw. dreimal nix,nur Dörfer sowie einige
Parkplätze werden zugeparkt,für Bewohner der verschiedenen
Gemeinden ist das chaotisch,Kommunikation unter Staat
und Gemeinden funktiuniert überhaupt nicht, alles armseliges
Getue und Getöns. All Kommentar überflüssig.