StreikBelegschaft von Ampacet legt Arbeit nieder – „Wir wurden bedrängt und sogar belästigt“ 

Streik / Belegschaft von Ampacet legt Arbeit nieder – „Wir wurden bedrängt und sogar belästigt“ 
Rund 50 Mitarbeiter und unzählige Sympathisanten blockierten am Montag das Portal zu dem Werk. Plastikgranulat wird zurzeit keines hergestellt Foto: Editpress/Alain Rischard

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Nachdem eine überwältigende Mehrheit der Belegschaft von Ampacet am Freitag für einen Streik gestimmt hatte, stand in Düdelingen am Montag die gesamte Produktion des US-Unternehmens still. Bei Schnee und Regen harrten die Streikenden vor dem Portal aus. Viele von ihnen haben sich auf einen harten und langen Arbeitskampf eingestellt.

Seit sechs Uhr am Montagmorgen steht die Produktion bei der amerikanischen Firma Ampacet in Düdelingen still. „Die Nachtschicht hat die Produktion angehalten und die Morgenschicht hat ihren Dienst erst gar nicht angetreten. Mittlerweile steht das ganze Werk still. Die Direktion hat zwar noch versucht, Streikbrecher in das Werk zu schicken, die haben wir jedoch nicht reingelassen. Von den rund 60 Mitarbeitern haben sich uns mehr als 50 angeschlossen“, erklärt Stefan Osorio vom OGBL. Weltweit arbeiten 2.000 Menschen für das Unternehmen. In Düdelingen betreibt die Firma ihren Europasitz sowie ein Produktionswerk. Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen betrifft allerdings nur das Produktionswerk.

Die Arbeiter und ihre Sympathisanten harrten am Montag stundenlang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wacker vor dem Portal des Unternehmens aus. Die meisten hatten eine rote Warnweste des OGBL an. Gegen die Kälte schützte diese allerdings nicht. So bildeten sich immer wieder Menschentrauben um die Heizstrahler und in den drei Pavillons. Vereinzelt wurden gegen Mittag einige Böller gezündet. Besondere Vorkommnisse wurden nicht gemeldet. Lastwagen, die das Unternehmen ansteuern wollten, wurden auf der Straße von den Streikposten in Empfang genommen und nach einigen Diskussionen weggeschickt. „Wir lassen hier niemanden durch, bis wir das wiederbekommen, was uns zusteht“, erboste sich ein sichtlich durchgefrorener Streikposten, während er sich dabei seinen Schal von einem belgischen Fußballklub tief ins Gesicht zog. „Normalerweise müsste ich am Dienstag die Mittagsschicht übernehmen, doch ich gehe davon aus, dass wir auch morgen noch streiken werden“, fügte er noch hinzu. 

Vergangene Woche entschieden die Arbeiter, ob es zu einem Streik kommen sollte oder nicht. Die Arbeitnehmer wurden vor der anonymen Wahl jedoch derart von der Direktion unter Druck gesetzt, dass der OGBL beschloss, die Wahl auf neutralem Boden abzuhalten. Saliha Belesgaa von der Belegschaft geht es deshalb nicht nur um die entstandenen finanzielle Einbußen, sondern auch um das Menschliche: „Wir wurden bedrängt und sogar belästigt. Sie wollen uns mit ihren Maßnahmen brechen, doch das wird ihnen nicht gelingen. Wir fordern zudem den Respekt, der uns als Arbeitnehmern zusteht. Wir sind der Reichtum des Unternehmens und haben eine bessere Behandlung verdient.“

Solidarität mit den Streikenden 

Eigentlich laufen die Geschäfte richtig gut für das US-Familienunternehmen. Ampacet stellt Plastikgranulat her und hat seinen Gewinn in den letzten Jahren verdoppelt. Im Jahr 2019 konnte es einen Gewinn von 1,6 Millionen Euro einfahren. Vergangenes Jahr waren es sogar 3,7 Millionen Euro. Zusätzlich hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Euro in den Standort Düdelingen investiert. Trotzdem wurde der bestehende Kollektivvertrag im Sommer aufgelöst. Auch kleine Geschenke, wie zum Beispiel eine Geschenkkarte im Wert von 100 Euro für Weihnachten, wurden gestrichen. Für Osorio eine regelrechte Frechheit: „Wer einen Kollektivvertrag kündigt, der stellt sich gegen alle Kollektivverträge aller Firmen im Land und damit auch gegen alle Arbeitnehmer. Wir fordern in diesem Fall das, was den Arbeitern zusteht. Doch wir sind auch hier, um das Luxemburger Sozialmodell zu verteidigen. Es ist offensichtlich, dass die Direktion von Ampacet momentan keinen Dialog will. Das ist eine Schande und das hat es in dieser Form so in Luxemburg noch nie gegeben. Wir werden nicht aufgeben, bis die Direktion sich bewegt.“

Aus diesem Grund ist die Solidarität mit den Streikenden im Internet und auf der Straße groß. Immer wieder fuhren hupende Fahrzeuge an den Streikposten vorbei. Und auch der Düdelinger Gemeinderat zeigt sich solidarisch mit den Streikenden. So nahmen die Düdelinger Gemeindevertreter vergangenen Freitag einstimmig eine Motion an. Dieser Antrag war von den Linken auf die Tagesordnung gesetzt worden und soll als moralische Unterstützung aller streikenden Mitarbeiter von Ampacet dienen. 

Grober J-P.
27. November 2023 - 20.56

Was sagt die Belegschaft aus Metzig eigentlich?
Ein ziemlich undurchsichtiger Betrieb, wenn man die Führungsetage betrachtet.