Dienstag4. November 2025

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Escher ResistenzmuseumAusstellung über Frauen im Widerstand: Geschichte, die erzählt werden muss

Escher Resistenzmuseum / Ausstellung über Frauen im Widerstand: Geschichte, die erzählt werden muss
Laut Forschungen und Berichten aus Gedenkstätten wurden etwa 200 Frauen aus Luxemburg ins Konzentrationslager nach Ravensbrück deportiert Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mutige Frauen im Widerstand: Eine Ausstellung über Freiheitskampf, Verfolgung, Deportation und Überleben im Zweiten Weltkrieg. Eindrucksvoll beleuchtet das Resistenzmuseum in Esch das Schicksal der Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück. 7.000 waren es insgesamt, darunter 200 Luxemburgerinnen.

Welche Rolle spielten Frauen in der „Résistance“? Diese Frage beleuchtet die Ausstellung „Widerstand, Verfolgung und Deportation“, die am vergangenen Samstag im „Musée national de la Résistance et des Droits Humains“ (MNRDH) in Esch eröffnet wurde. Erneut rückt das Museum jene Menschen ins Zentrum, die in der gängigen Erzählung über den Zweiten Weltkrieg oft übersehen werden. Nachdem im März des vergangenen Jahres die „Vergessenen Opfer des Naziregimes“ thematisiert wurden, stehen nun die Frauen im Fokus, die im aktiven Widerstand ihr Leben für Freiheit und gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft einsetzten.

Die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an ihren Mut, sondern liefert auch wertvolle Einblicke in ihre Schicksale und Handlungsspielräume. Sie bildet zugleich den Auftakt des historischen und künstlerischen Ausstellungszyklus „Women in Conflict“, der den weltweiten Kampf von Frauen in Konflikten, damals wie heute, dokumentiert.

In französischer und deutscher Sprache erzählt die Wanderausstellung die Geschichten von rund 7.000 Frauen, die unter deutscher Besatzung aus Frankreich und Luxemburg, meist aus politischen Gründen, in das Konzentrationslager Ravensbrück (D) deportiert wurden. Sie zeigt die Vielfalt ihrer sozialen und nationalen Hintergründe und verdeutlicht, wie Widerstand und Verfolgung von tradierten Geschlechterrollen beeinflusst wurden. Anhand ausgewählter Biografien werden verschiedene Facetten von Widerstand, Inhaftierung und Überleben greifbar gemacht.

200 Luxemburgerinnen

Laut Forschungen und Berichten aus Gedenkstätten wurden etwa 200 Frauen aus Luxemburg nach Ravensbrück deportiert, wie Kuratorin Mechthild Gilzmer bei der Ausstellungseröffnung betonte. Sie wurden von der Gestapo verhaftet und von den Nationalsozialisten weiter deportiert. 47 von ihnen überlebten das Lager nicht.

Die luxemburgischen Frauen hatten gegenüber anderen Häftlingen einen entscheidenden Vorteil: ihre Mehrsprachigkeit. „Sie verstanden Deutsch, konnten in der Lagerverwaltung eingesetzt werden und fungierten zum Beispiel als Übersetzerinnen“, erklärt die Historikerin Elisabeth Hoffmann. Dadurch erhielten sie nicht nur schneller Informationen, sondern konnten auch anderen Frauen helfen, sich in der lebensfeindlichen Umgebung besser zurechtzufinden oder sie aus gefährlichen Situationen zu retten.

Die Frauen stammten aus unterschiedlichen sozialen Schichten, viele waren ohne Beruf, oft dem politisch linken Spektrum zugehörig. Stellvertretend für ihren Kampf und ihr Vermächtnis stehen Persönlichkeiten wie Yvonne Useldinger-Hostert, die nach dem Krieg Präsidentin des Frauenverbandes „Union des femmes luxembourgeoises“ wurde, oder Madeleine Weis-Bauler, die mit ihrem Buch „Aus einem anderen Leben“ einen bedeutenden Beitrag zur Erinnerungskultur leistete.

Mahnende Stimmen

Für die Ausstellung wurden insgesamt 30 Biografien ausgewählt, die jeweils thematisch miteinander verknüpft wurden. Daraus entstanden 15 Einheiten, die sich entlang einer chronologischen Zeitleiste in drei Kapiteln gliedern: frühes Engagement und Widerstand, Deportation und Haft sowie das Leben nach dem Krieg.

Interaktive Elemente bereichern die Ausstellung: Literarische Texte, Interviews, Zeichnungen und Briefe machen die Erlebnisse dieser Frauen unmittelbar erfahrbar. Überlebende kommen selbst zu Wort – ihre Stimmen sind Mahnung und Zeugnis zugleich.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10.00-18.00 Uhr, montags geschlossen. Die Ausstellung ist bis zum 15. September 2025 zu sehen. Weitere Informationen: mnr.lu