Luxemburg-StadtAusgelassene Stimmung beim Live-Konzert von Sido – Impfbus stand für Besucher bereit

Die Stadt Luxemburg hat am Donnerstagabend ein Live-Konzert mit Sido als Hauptact und De Läb als Vorband im Rahmen der Initiative „d’Stad lieft“ organisiert. Die Veranstaltung fand unter CovidCheck-Bedingungen statt. Ein Impfbus stand vor dem abgesperrten Konzertgelände am Glacis: Hier konnten sich Passanten kostenlos und unangemeldet impfen lassen.

Das Publikum war gelassen, Menschen tranken gemeinsam Alkohol und unterhielten sich – maskenfrei. Den Künstlern von De Läb merkte man ihre Freude, wieder aufzutreten, an. Jazz- und Soul-Elemente sowie ihr Rap auf Luxemburgisch im „Minetter Slang“ sind typisch für die Luxemburger Erfolgsband. Langsam füllte sich dann auch die Bühne, Menschen rückten näher zusammen für den Hauptact.

Die Luxemburger Musiker wurden von der deutschen Rap-Legende Sido abgelöst. Er müsse nach seinem ersten Lied erst mal etwas trinken, meinte der einstige Skandalrapper, weil es sein erstes Konzert seit einer Ewigkeit sei.

„Ich brauch einfach die Leute für meine Musik. Danke, dass ihr da seid! Es ist so geil, hier zu sein“, rief der Musiker den Zuschauern zu und betonte, wie sehr er das vermisst habe. In einem Moment der Euphorie verkündete er: „Ich ziehe nach Luxemburg.“

Ronny (31), Jeff (27) und Sally (28) saßen beisammen, tranken ihr Bier und hörten sich den Auftritt von De Läb an. Sie waren alle drei bereits geimpft: Ronny hatte sich auf die Freiwilligenliste für eine AstraZeneca-Impfung setzen lassen, die beiden anderen wurden etwas später mit Johnson geimpft. Sie fanden es richtig gut, dass so viele Menschen vor dem Impfbus Schlange standen: „Wir finden die Initiative der Stadt Luxemburg, den Impfbus mit dem Konzert zu verbinden, genial und würden uns heute sicherlich auch anstellen, wenn wir noch nicht geimpft wären.“ Das Ambiente sei sehr einladend, da habe man sich ein cleveres Konzept ausgedacht.

„Als geimpfter Bürger ist es toll, wieder sorglos zu Veranstaltungen wie am heutigen Abend gehen zu können: Wir freuen uns so sehr auf das Sido-Konzert, ohne Impfung wäre das nicht möglich“, sagten die drei Freunde. Natürlich habe man nicht nur Vorteile auf Veranstaltungen, auch im Ausland oder während des Alltags könne man sein Leben wieder sorgenfreier gestalten. Ronny war als einziger von den dreien schon im Sommerurlaub und habe dort massiv davon profitieren können, bereits geimpft zu sein. Er betonte, wie viel freier man sich als geimpfter Mensch bewegen könne, und seine Freunde stimmten ihm zu.

Auch Sonia und Dean waren zum Zeitpunkt des Konzerts bereits geimpft. Sonia wurde mit Johnson vor zirka drei Wochen geimpft und Dean hatte sich freiwillig auf die AstraZenenca-Liste eingetragen. Da er bei einem Arzt arbeite, wolle er bestmöglich auf die Patienten achten. „Wären wir nicht geimpft, hätten wir uns sicherlich heute beim Impfbus angestellt. Wir finden es toll, dass junge Leute sich derart spontan impfen lassen können und man kann deutlich sehen, dass das Thema Impfen durch die mobile Initiative noch mehr Präsenz in der jungen Bevölkerung erhält“, meinten sie. Sie beiden hätten zwar keine große Angst vor einer Ansteckung gehabt, aber dennoch profitieren sie nun von ihren neuen Freiheiten und seien sehr dankbar, den Schritt bereits gemacht zu haben.

Mattis studiert Kinematografie in Montpellier und arbeitet im CovidCheck. Hier macht er die Schnelltests für die Stadt Luxemburg, damit auch Nicht-Geimpfte an Veranstaltungen teilnehmen könnten, wenn sie ein negatives Testergebnis haben. „Ich lebe momentan in Montpellier, weil ich dort studiere, und habe bereits meine erste Dosis Pfizer erhalten“, sagte er. Er finde die Initiative absolut genial, dass sich Menschen vor Ort quasi im Vorbeigehen impfen lassen können. „Schließlich möchten wir alle die Schwächeren in der Gesellschaft schützen und Leben retten“, sagte der Studien. Gerade als kulturell Interessierter sei es toll, wieder ein Publikum jubeln zu sehen. „Das Event des Abends bereitet mir richtig viel Freude. Ich bin glücklich, mit meinem Sommerjob einen Teil beitragen zu können, dass solche Veranstaltungen wie die heutige wieder stattfinden können“, sagte Mattis. „Es ist fast wie früher, ich habe es vermisst.“

Eine vierköpfige Familie teilte ihre Erfahrung ebenfalls mit dem Tageblatt: „Es ist das allererste Konzert unserer Kinder. Wir freuen uns so sehr, heute gemeinsam hier sein zu dürfen. Es ist fantastisch.“ Jasmin, die als Erzieherin arbeitet, sei mit AstraZeneca geimpft worden, ihr Mann mit Pfizer. Sie habe anfangs heute etwas Bedenken gehabt, weil so viele Leute hier vor Ort beisammen seien, gestand die Mutter der beiden jungen Kinder. Der Impfbus und die Organisation der Stadt Luxemburg rund um das Event inklusive CovidCheck hätten ihr die Angst aber etwas nehmen können. „Wir haben die Kinder testen lassen und halten heute Abend einfach gemeinsam etwas Abstand von der Masse, wir müssen schließlich auch die Großeltern schützen“, erzählte Jasmin. Sie fühle sich so einfach sicherer, weil man die Kinder momentan noch nicht impfen könne. Kaia und Levy meinten, dass es „so toll“ sei, an der Veranstaltung teilnehmen zu können. „Wir waren noch nie auf einem Konzert und haben richtig die Musik gespürt, ganz anders als die Musik im Radio zu hören“, erzählten sie. „Wir konnten wieder etwas mit den Kindern erleben und als Familie eine ganz neue Erfahrung sammeln“, sagten ihre Eltern.

„Ich bin geimpft, habe es aber sehr schlecht vertragen“, erzählte Martine. Sie verstehe die Zweifel von Menschen an der Impfung, würde aber allgemein sagen, dass das Vakzin ihr viel mehr Schutz als Leid gebracht habe. Martine, die in einem Lyzeum arbeitet, lobte deswegen auch die Impf-Aktion der Stadt Luxemburg. „Ich habe die Hoffnung, besonders an Abenden wie diesen, dass wir zur Normalität zurückkehren kommen, vor allem hier in Luxemburg.“

Lydie Polfer, Bürgermeisterin von Luxemburg-Stadt, zeigt sich im Gespräch mit dem Tageblatt erfreut und emotional zugleich. Sie sei stolz, so viele Menschen auf dem Sido-Konzert im Rahmen des Projektes „d’Stad lieft“ zu sehen. „Mir hat diese ausgelassene Stimmung selber sehr gefehlt und ich freue mich, nach diesen schwierigen Zeiten endlich wieder glückliche Menschen zu sehen. Man ist nur einmal jung und das ist natürlich genau die Phase im Leben eines Menschen, die man zum Ausgehen, Feiern und Sozialisieren nutzt.“ Umso mehr freue sie sich, dass dies nach anderthalb Jahren wieder möglich sei.