Dienstag4. November 2025

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Konklave 2025Aus den USA: Der Überraschungspapst – kein Geschenk für Trump

Konklave 2025 / Aus den USA: Der Überraschungspapst – kein Geschenk für Trump
Papst Leo XIV. bei seinem Auftritt auf der Loggia der Peterskirche Foto: Vatican Media

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Es ging schnell. Schneller, als selbst Optimisten gedacht hätten. Und dann war es auch noch einer, den kaum jemand ernsthaft auf der Liste hatte: ein US-Amerikaner.

Als um 18.08 Uhr weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtina aufstieg, ging ein Raunen durch Rom – ein kollektives Innehalten, dann brach das Chaos aus. Die Massen rannten los. Ziel: Petersplatz. Im Nu war der Platz voll, kein Durchkommen mehr. Auch in den umliegenden Straßen stauten sich die Menschenmengen. Grund waren die Sicherheitskontrollen – so streng wie nie, hieß es.

Der Rauch brachte die Gewissheit: Ein Papst ist gewählt. Wer – das wussten zu diesem Zeitpunkt nur die Kardinäle. Und die durften noch nicht mit der Außenwelt sprechen. Über der Stadt kreisten Hubschrauber. Die Carabinieri rückten in Galauniformen an, begleitet von Musikkapelle und Blaulicht und zogen in Richtung Petersplatz.

Wer wird der neue Papst sein? Die Frage zog durch die Reihen der Schaulustigen. Niemand konnte eine Antwort geben, nur spekulieren. Vielleicht jener oder dieser. Im Vorfeld waren Vatikankenner davon ausgegangen, dass, wenn es schnell gehen sollte, es eigentlich nur einer aus dem ganz engen Favoritenkreis sein könne, an erster Stelle ein Italiener: Pietro Parolin, 70, Kurienkardinal und Diplomat der „Santa Sede“ und bis zum Tod von Papst Franziskus Kardinalstaatssekretär. Er ist einer der wenigen, den die meisten der wahlberechtigten Kardinäle bereits vor dem Konklave kannten.

Habemus Papam

Als es gegen 19 Uhr heißt: Habemus Papam, brandet euphorischer Jubel auf dem Platz und in den Straßen auf. Flaggen aus aller Welt werden geschwenkt und in die zahlreichen Fernseh- und Mobilfunkkameras gehalten. Auch der rote Löwe ist zu erkennen. Es müsste sich um Familie Gruber-Gansen gehalten haben, die extra zur Papstwahl nach Rom gereist war. Die normalen Funknetze waren da bereits zusammengebrochen. Alle Blicke und Handys waren auf die Loggia der Peterskirche gerichtet. Als der Name des auserwählten Kardinals in lateinischer Sprache verkündet wird, scheint es, als ob die Menschen einen kurzen Moment nachdenken müssen. Eine gewisse kollektive Verwirrung. Erst dann jubeln sie – aber etwas verhaltener als zu Beginn.

Auch der Luxemburger Pfarrer Nico Schartz stutzt zunächst. Der Name muss sich erst setzen. Robert Francis Prevost. Ein Amerikaner. Der erste Papst aus den USA. Ihm waren höchstens Außenseiterchancen eingeräumt worden, ernsthaft hat niemand daran geglaubt. Als sich dann der neue Papst Leo XIV. auf dem Balkon zeigt, sind die Zurufe nicht mehr zu bremsen.

„Erfrischend normal“

Die ersten Worte des neuen Papstes waren geprägt von Tradition, Emotionen und Hoffnung auf Reformation. Welche Richtung er aber genau einschlagen wird, weiß man nicht genau. Auch darüber wird viel spekuliert. Es ist eine Frage, die man demnächst Erzbischof Jean-Claude Hollerich stellen wird. Und damit verbunden auch die Frage, ob er denn nun, wie manche vermuten, eine noch größere Aufgabe innerhalb der Kurie, der Vatikanregierung, bekommen wird.

Robert Francis Prevost gehört zum Orden der Augustiner und gilt als unkompliziert, offen – „erfrischend normal“ heißt es. Er könne sich auch auf Deutsch unterhalten, wird erzählt. Laut Pressebüro des Vatikans hat Papst Leo XIV. sich noch am Abend seiner Wahl unters Volk gemischt. Er wurde mit Applaus empfangen. Er habe Besuchern die Hände geschüttelt, mit ihnen gescherzt und sie gesegnet. Ein Papst zum Anfassen, wie es aussieht.

Antwort auf Trump

In einem sind sich viele Kommentatoren am Freitag einig: Der neue Papst liege auf einer Linie mit seinem Vorgänger Franziskus. Erahnen, was sein Programm sein könnte, kann man, wenn man sich den Papstnamen ansieht: Leo. Der letzte Papst, der ihn trug, war Leo XIII. Er ging als „Arbeiterpapst“ und „sozialer Gewissensruf der Kirche“ in die Geschichte ein. Auch etwas anderes scheint vielen klar: Der neue Papst ist eine Antwort auf Trump. Der US-amerikanische Präsident will trennen. Der Papst aus den USA stattdessen zusammenführen. Auch Pfarrer Nico Schartz teilt diese Meinung: „Den Trump krut eng ausgewëscht, halleluja“, sagte er am Donnerstagabend.

Übrigens: Robert Francis Prevost, der beim Besuch von Papst Franziskus in Luxemburg auch zugegen war, wollte angeblich bereits als kleiner Junge Priester werden und habe zu Hause Messe „gespielt“. Zumindest das hätte er dann mit Kardinal Hollerich gemeinsam.

In Rom ist am Freitagmorgen eine gewisse Normalität eingekehrt. Der neue Papst ist irgendwie schon Alltag. Wann die offizielle Amtseinführung stattfinden wird, ist bisher nicht bekannt.

Dunord Hagar
10. Mai 2025 - 8.31

Irgendwie kommt der Eindruck auf, dass im Vatikan mittlerweile mehr politische als geistliche Ziele verfolgt werden.

Hottua Robert
9. Mai 2025 - 21.18

Der neue Brückenbauer sollte sich als "sozialer Gewissenruf der Kirche" präventiv mit den seit 1933 maroden Moselbrücken zwischen Luxemburg und Deutschland auseinandersetzen. MfG, Robert Hottua

Grober J-P.
9. Mai 2025 - 13.45

Karenzzeit 100 Tage, wie bei Donald und Co.? Dann warten wir mal ab. Hatte auf simple Kleidung verzichtet, nicht wie Bergoglio!

JJ
9. Mai 2025 - 13.02

Jaja. Den Trump krut eng ausgewëscht.Halleluja.
The Donald wird sich hüten dem neuen Oberhaupt der Christen zu widersprechen.Glauben doch 60% der Amis an Engel und Wunder aller Art.
Der Reformer kann gleich in den USA anfangen zu reformieren denn was da abgeht ist nicht mehr normal. Ein Irrer zerlegt das Land und die Schäfchen schauen zu. Der von Gott gesandte Trump wird dem Vertreter Gottes auf Erden zuhören müssen.Oder sollte auch Gott von allen guten Geistern verlassen sein?