Escher StädtepartnerschaftenAus 11 mach 15: Auf Stryj und João Monlevade sollen Liverpool und Gubbio folgen

Escher Städtepartnerschaften / Aus 11 mach 15: Auf Stryj und João Monlevade sollen Liverpool und Gubbio folgen
Partnerschaft besiegelt: Die Bürgermeister Oleg Kanivets (Skryj) und Georges Mischo (Esch) vor zwei Wochen  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Zwei neue Städtepartnerschaften ist Esch in diesem Jahr eingegangen. Beides sind Premieren für Luxemburg. Mit Stryj ist erstmals eine ukrainische, mit João Monlevade eine brasilianische Stadt mit einer Gemeinde im Großherzogtum verbunden.

Die Idee zu Städtepartnerschaften entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Initiative des Europarats sollten sie nach den Kriegsschrecken zur Versöhnung und langfristigen Befriedung des europäischen Kontinents beitragen. So entstand als einer der ersten Partnerschaften 1946 eine Verbindung zwischen Köln (D) und Liverpool (GB). In Luxemburg ist die Stadt Esch rekordverdächtig mit ihren 13 „Jumelages“. Vor zwei Wochen unterzeichneten die Bürgermeister Oleg Kanivets und Georges Mischo die Partnerschaft zwischen der ukrainischen Stadt Stryj und Esch. Im März war Esch bereits eine Städtefreundschaft mit dem brasilianischen João Monlevade eingegangen.

Nun sollen die neuen und alten Städtepartnerschaften mit Leben gefüllt werden. Unter anderem deshalb hat die Gemeinde mit dem früheren Schöffen und Gemeinderat Dan Codello eine Person eingestellt, die sich genau darum kümmern soll. „Ziel ist es, dass unsere Vereine und Vereinigungen den Kontakt zu den Partnerstädten aufnehmen und den regelmäßigen Austausch, der in den letzten Jahren etwas eingeschlafen war, wieder aufnehmen. Die Vereine sollen auf den Weg gehen, dass sie zuallererst die Partnerstädte einladen, wenn sie ein internationales Turnier organisieren“, sagt Codello. Solche oder ähnliche Vorhaben im Zusammenhang mit den Partnerstädten unterstützt die Gemeinde deswegen auch mit Zuschüssen von bis zu 2.000 Euro.    

Codello erinnert sich an die „goldenen Zeiten“, als in den 1980er Jahren eine „Semaine Eschoise“ in Lille organisiert wurde. Die Hauptstadt Nordfrankreichs gehört zu den Metropolen, die in der zweiten Welle Ende der 1950er Jahre Städtepartner von Esch wurden. Damals schlossen sich oftmals die zweitgrößten Städte der sechs Länder der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS/CECA) zusammen. So entstanden die Partnerschafts Eschs mit Rotterdam (NL), Köln (D), Lüttich (B) und Turin (I). Mitte der 1950er Jahre war Esch bereits „Jumelages“ mit kleineren Städten wie Offenbach (D), Puteaux (F), Mödling (AUT), Zemun (SRB) und Velletri (I) eingegangen. Genauso wie mit Tilburg (NL), St. Gilles (B) und dem Londoner Stadtteil Tower Hamlets (GB). Diese drei Partnerschaften lösten sich im Laufe der Zeit aus unterschiedlichen Gründen auf.  

Dan Codello
Dan Codello Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

Liverpool und Gubbio

Lange tat sich nichts mehr, ehe 2005 das portugiesische Coimbra hinzukam. Die frisch gebackene Universitätsstadt Esch schloss sich somit einer der ältesten Universitätsstädte Europas an, zudem wurde damit der großen portugiesischen Gemeinschaft der Stadt Rechnung getragen. Nun kommen João Monlevade und Stryj hinzu. Die Stadt in Brasilien ist genau wie Esch von der Stahlindustrie und der Arbed geprägt und weist eine ganze Reihe Parallelen zur Minettemetropole auf. Der Kontakt kam auf Basis der Doktorarbeit von Dominique Santana von der Uni.lu zustande (das Tageblatt berichtete). Die Idee zur Partnerschaft mit Stryj entstand nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. „Die Partnerschaft mit João Monlevade mit Leben zu füllen, wird nicht einfach“, sagt Dan Codello und spielt damit auf die große räumliche Distanz zwischen beiden Städten an. Angedacht ist zunächst einmal ein Künstleraustausch mit dem ‚Bridderhaus’. Alles Weitere werde man sehen, so Codello. „Was die Ukraine betrifft, so gab es 1927 in Esch eine ukrainische Bibliothek und vor dem Zweiten Weltkrieg zwei ukrainische Vereine. Stryj hat heute eine große Fußball-Akademie und eine sehr aktive Kulturszene“, zeichnet Codello die zukünftigen Möglichkeiten zum Austausch auf.       

Dabei soll es nicht bleiben. Die nächsten beiden Partnerschaften werden momentan vorbereitet. Kandidaten sind das englische Liverpool und Gubbio in Italien. Mit Liverpool verbindet Esch die Vergangenheit als Industriestadt (und europäische Kulturhauptstadt), zudem jährt sich 2023 das Fußball-Europapokalduell zwischen Jeunesse Esch und dem FC Liverpool (1:1, 0:2) zum 50. Mal. Die italienische Einwanderungswelle ist derweil die Motivation der Gespräche mit Gubbio.

Falls alles glatt läuft, hat Esch demnächst 15 Partnerstädte. „Das ist viel. Deswegen soll für jede Stadt eine Strategie ausgearbeitet werden, mit jeweiligen Themen-Schwerpunkten. Im Fall Gubbio zum Beispiel die Ahnenforschung, bei Coimbra die Universität“, sagt Dan Codello abschließend.