„Ich will nur ein ruhiges Leben.“ Diese Worte von Geflüchteten habe ich schon oft gehört. „Vor allem möchte ich Sicherheit für mich und meine Familie“, fährt Rafael Gonzalez fort. Wir haben uns für den Feierabend verabredet und treffen uns im hauptstädtischen Bahnhofsviertel. Der Weg von der Arbeit nach Hause ist für Rafael unterschiedlich weit, je nachdem, wo er gerade eingesetzt wird. Der 36-jährige Venezolaner arbeitet als Malerlehrling auf den Baustellen, wo ihn sein Ausbildungsbetrieb gerade einsetzt. Diesmal ist es Mersch. Rafael ist im dritten Lehrjahr. Im Sommer will er seine Ausbildung abschließen. Es sind kleine Schritte in eine neue Zukunft, die hier in Luxemburg sein soll. Kleine Träume.
Er fährt mit dem Zug in die Hauptstadt und dann weiter mit dem Bus nach Hesperingen. Sein Zuhause? Vorläufig wohnt er noch zusammen mit seiner Frau in der Hesperinger Einrichtung für Asylbewerber. Aber nachdem sein Antrag auf internationalen Schutz zum dritten Mal abgelehnt worden war, hat man ihn aufgefordert, die Unterkunft bis zum 24. Februar zu verlassen.
Die Situation beunruhigt ihn, denn der Zeitdruck ist enorm. Er weiß, wie schwierig es ist, eine Wohnung zu finden. Dass er nur einen Lehrvertrag hat und keinen unbefristeten Vertrag (CDI) erschwert die Suche. „Ohne CDI hat man keine Chance“, weiß der 36-Jährige. Zum Glück hat ihm eine gute Freundin und Arbeitskollegin ein Zimmer angeboten, wo er mit seiner Frau bis zum Abschluss der Lehre wohnen kann. Unterdessen sind seine Schwester und sein 14-jähriger Sohn Fabián in einer Struktur in Differdingen untergebracht.
Wahlbetrug und Repression
Seit fünf Jahren lebt Rafael nun in der Ungewissheit. Damals kam das Ehepaar mit dem Flugzeug via Istanbul nach Europa. Und warum ausgerechnet nach Luxemburg? „Es ist ein kleines, ruhiges Land“, sagt er. „Das genaue Gegenteil von Venezuela.“ Das südamerikanische Land durchlebt eine turbulente Zeit. Der linksnationalistische Staatschef Nicolás Maduro, seit 2013 Nachfolger des charismatischen Präsidenten Hugo Chávez, hat sich im Laufe der Zeit zu einem autokratischen Machthaber gewandelt.
Die Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr hat Maduro nur mit Hilfe von Wahlbetrug gewonnen. Die Zukunft des einst durch seine riesigen Erdölvorkommen reichen Landes ist ungewisser denn je. Die Wirtschaft liegt am Boden. Die Versorgung mit Strom und Wasser ist nicht dauernd gewährleistet, sowohl das Gesundheits- als auch das Schulwesen sind Opfer der grassierenden Korruption und der Misswirtschaft. Durch die in den vergangenen Jahren gestiegene Kriminalität gehört Venezuela momentan zu den unsichersten Ländern Südamerikas.

Derweil wird die politische Opposition verfolgt. Maduro geht repressiv gegen seine Kritiker vor, etliche Demonstranten gegen ihn wurden von den sogenannten Sicherheitskräften getötet. Viele Regimegegner sind ins Ausland geflohen. Die meisten davon fanden in den anderen lateinamerikanischen Ländern Zuflucht, 2,9 Millionen im Nachbarland Kolumbien. Insgesamt hatten schon bis Ende 2023 sieben bis acht Millionen Menschen Venezuela verlassen, geht aus den Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) hervor. Darunter befanden sich Menschen, die bereits einen Asylantrag in den Zielländern gestellt hatten, aber auch jene, die noch keinen Flüchtlingsstatus beantragt hatten. Die meisten sind schon seit Jahren auf der Flucht.
Doch nicht nur im Land ist Kritik an der Regierung gefährlich. Die Schergen des Regimes suchen auch Angehörige der Geflüchteten auf. So erging es etwa Rafaels Mutter, die kurzzeitig festgenommen wurde. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen. Nichtregierungsorganisationen verlieren nach einem von Maduros Regierung erlassenen Gesetz ihren Rechtsstatus, wenn sie sich kritisch äußern. Durch dieses Anti-NGO-Gesetz werden sie kriminalisiert.
Kaum Chancen auf Anerkennung
Mittlerweile beträgt die Armutsrate in Venezuela mehr als 90 Prozent. Doch die Betroffenen als Wirtschaftsflüchtlinge abzutun, wie es jüngst der luxemburgische Innenminister Léon Gloden (CSV) tat, ist nicht die ganze Wahrheit. Zwar gibt es keinen Krieg, aber das Land gehört zu der wachsenden Zahl von Staaten, die sich in eine Autokratie verwandelt haben. Das heißt, es gibt dort eine Verfolgung Andersdenkender.
Ich will nur ein ruhiges Leben. Vor allem möchte ich Sicherheit für mich und meine Familie.
Dagegen behauptet Gloden, Venezuela sei ein sicheres Land. Im vergangenen Jahr kamen 115 Venezolaner nach Luxemburg, um einen Antrag auf internationalen Schutz zu stellen, womit sie die viertgrößte Nationalität hinter den Eritreern, Syrern und Algeriern bilden. Ihre Anträge würden zu so gut wie hundert Prozent abgelehnt. Der Minister weist zudem darauf hin, dass sie ohne Visum nach Europa kommen können. Er will, dass die Venezolaner in ihr Land zurückgebracht werden.
Doch Rafael kann sich die Rückkehr nicht vorstellen. Auch wenn er nicht in seinem früheren Beruf als Mathematiklehrer arbeiten kann, will er in Luxemburg eine Existenz aufbauen. Er kommt aus Monagas im Nordosten Venezuelas, jener Region, wo einst riesige Erdölvorkommen gefunden wurden. Doch das „schwarze Gold“ hat dem Land kein Glück gebracht. Die Produktion ging weit zurück, weil nicht in die Erneuerung der Anlagen investiert wurde. Rafael will hingegen in Luxemburg in die gemeinsame Zukunft seiner Familie investieren.

De Maart

Nomi, komplett d'accord, soss neischt aaneschtes.
Natirléch huet d'Politik neischt beigeléiert oder well neischt
beiléieren.
Die Frage lautet: Solle mer se ereinlasse?
Das Problem ist dass wir im Lande nicht alle Not der Welt aufnehmen können, wir haben nicht einmal einen Wohninfrastruktur um die eigenen Bevölkerung unterzubringen, d.h. sozialer bezahlbarer Wohnraum für die eigene Bevölkerungen
Een deen schaft well sech integrei'eren, an soll kennen bleiwen.
Een deen net well schaffen, kriminell ass soll direkt zereck ob d'Scheff !