Zwar hat Romain Wester eine CSV-Karte, aber die spielte lange Zeit in der Majorzgemeinde keine Rolle. Da wählt man die Menschen und nicht die Partei. Bei Personen ist eher abzuschätzen, was man bekommt oder eben nicht. In ehemalig kleinen und ländlich geprägten Gemeinden beeinflusst das die Wahlentscheidung. Mit „einmal Gemeinderat, dreimal Schöffe, einmal Bürgermeister und jetzt die zweite Amtszeit“ fasst der aktuelle Rathauschef seine lange politische Karriere in der Ortschaft mit noch 17 aktiven Landwirten zusammen.
Er ist einer der Bauern und, wie er sagt, „sehr diversifiziert“. Das ergibt zusammen 32 Jahre Gemeindepolitik. Als die Gemeinde 2023 in den Proporz rutscht, verweigert er sich der Parteidisziplin. Er ist Mitglied der CSV. Stattdessen geht er als Spitzenkandidat mit der Bürgerliste „Är Ekipp“, in der alle politischen Farben vertreten sind, ins Rennen und gewinnt. Zusammenarbeit, die Dinge nach vorne treiben und weiterdenken sind ihm wichtig.
Überdurchschnittliches Wachstum

„Wir ziehen hier alle an einem Strang“, sagt Wester. Die Betonung liegt auf „alle“. Das gilt auch für die insgesamt 33 Mitarbeiter in der Verwaltung, „Service technique“ inklusiv. Für sie ist er voll des Lobes. Im Rathausteam sitzen lauter „Lokomotiven“, wie er sagt. „Waggons“, die man mitziehen muss, kann er nicht gebrauchen. Zu viele Projekte stehen gerade an.
Wenn er seine Rolle als Rathauschef beschreiben müsste, dann versteht er sich vor allem als Manager seiner Mitarbeiter. „Pflege und Motivation dieses Teams ist meine größte Aufgabe“, sagt Wester. „Es muss mitdenken und es soll mitdenken.“ 2023 ist er zum zweiten Mal mit einem klaren Ziel angetreten. Die drei Bereiche „Arbeit, Wohnen und Freizeit“ sollen in der Gemeinde nicht nur aufgewertet werden, sondern auch funktionieren.
Das Wachstum liegt über dem Landesdurchschnitt. Und zwar erheblich. Allein zwischen 2023 und 2025 ist die Gemeinde um rund vier Prozent mehr Einwohner gewachsen und hat aktuell 4.357. Der Landesdurchschnitt liegt bei 1,5 Prozent. Die Zahlen weist der „Rapport comparatif“ des Statec aus. Zwischen 2022 und 2025 sind rund 1.000 Arbeitsplätze hinzugekommen, mehr als 3.000 sind es aktuell, was in einem guten Verhältnis zur Einwohnerzahl steht.
Gute Proportion Einwohner/Arbeitsplätze

Die Arbeitsinitiative „Forum pour l’emploi“ ist mit 600 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber und sitzt einen Steinwurf weit weg vom Rathaus. Hinzu kommen rund 25 weitere Betriebe in der regionalen Gewerbezone „Op der Héi“, von denen die allermeister zwischen 100 und 200 Mitarbeiter beschäftigen. Neben einem Arbeitsplatz brauchen die Einwohner gute Schul- sowie Betreuungseinrichtungen für ihre Kinder.
Park Hosingen zeichnen noch zwei weitere statistische Charakteristika aus. Das Durchschnittsalter der Einwohner liegt bei 38 Jahren und 12 Prozent der Einwohner sind im grundschulpflichtigen Alter. Die Umsetzung des Versprechens des Bürgermeisters „wir garantieren, dass die Unterbringung ihrer Kinder geregelt ist“, ist in Arbeit. Zwei „Crèches“ öffnen im September und Oktober dieses Jahres ihre Türen und verdoppeln die Plätze für dieses Alter von derzeit 75 auf 160 Plätze.
Schul- und Betreuungskapazitäten werden erweitert

Zwei neue Schulgebäude entstehen gerade neben dem bestehenden Sport- und Schulkomplex, die „Maison relais“ an gleicher Stelle wird vergrößert. Schlussendlich können dann rund 800 Kinder dort unterrichtet, verpflegt und während der Arbeitszeiten der Eltern betreut werden. Um Wohnraum zu schaffen, betreibt die Gemeinde eine aktive Anti-Spekulationspolitik und lässt sich das einiges kosten. 138 Baugrundstücke hat sie in den vergangenen Jahren zum Selbstkostenpreis weitergegeben.
Die Gemeinde hat sie gekauft, erschlossen und ohne Aufschlag an Privatleute verkauft. Knapp 15 Millionen Euro hat sie das gekostet. Allerdings ist das Bauen dort mit Auflagen verbunden. Werden diese nicht erfüllt, erhebt die Gemeinde Geldbußen und hat sich auf allen Grundstücken das Vorkaufsrecht gesichert. „Wir setzen die Strafen durch“, sagt Wester. Noch einmal etwa 150 weitere Wohneinheiten kommen in den nächsten zehn Jahren nach Gemeindeangaben hinzu.
„Centre médical“ kostet 15 Millionen Euro

Diese Flächen hat die Gemeinde zusammen mit der „Société nationale des habitations à bon marché S.A.“ (SNHBM) gekauft. Bei den vielen laufenden und geplanten Bauaktivitäten ist auch der „Fonds du logement“ mit im Spiel. In einer Konvention mit dem Bildungsministerium baut die Gemeinde mitten im Zentralort Hosingen eine Betreuungseinrichtung für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Die fehlt im Norden.
Eine weitere mit nochmal 18 Plätzen ist in Dorscheid, im Ortsteil Lehmkaul, in Planung. Der Ausbau zweier weiterer Fördereinrichtungen in Park Hosingen läuft ebenfalls. Außerdem finanziert die Gemeinde ein „Centre médical“ mit Apotheke, Allgemeinmedizinern und Fachärzten auf einem vier Hektar großen Gelände gegenüber dem neuen Rathaus.

„Die Praxen der Allgemeinmediziner hier platzen aus allen Nähten“, sagt Bürgermeister Wester. „Und wir brauchen Fachärzte.“ Vianden ist vor kurzem denselben Weg gegangen. Hosingen kostet das „Centre“ rund 15 Millionen Euro. Wenn es fertig ist, haben die Einwohner eine medizinische Versorgung an sechs Tagen die Woche.
Vor drei Jahren hat Wester gegenüber dem Tageblatt die Parole „Wir wollen nicht zur Schlafgemeinde werden“ ausgegeben. Er und sein Team arbeiten konsequent an diesem Ziel. Die hier erwähnten Vorhaben sind nur ein Ausschnitt aus einer Liste anstehender Projekte.
De Maart

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