Luxemburg und Kap VerdeAn „Sodade“ scheiden sich die Geister – Skulptur soll an 60 Jahre Immigration erinnern

Luxemburg und Kap Verde / An „Sodade“ scheiden sich die Geister – Skulptur soll an 60 Jahre Immigration erinnern
Die Statue soll auf der place du Parc in Luxemburg-Bonneweg aufgestellt werden Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller

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„Sodade“ ist die kapverdische Ausprägung der portugiesischen „Saudade“ – und der Name einer Bronze-Statue, die morgen anlässlich des Staatsbesuchs von Kap Verdes Präsident José Maria Neves in Luxemburg eingeweiht werden soll.

Die Heimat hat ihn nicht losgelassen. Tony Rocha kommt noch fast jedes Jahr nach Santo Antão, die nördlichste Insel von Kap Verde. Von dort aus waren seine Eltern vor mehr als 50 Jahren aufgebrochen, um im Großherzogtum ihr Glück zu versuchen. Tony kam nach und wurde in Luxemburg ein bekannter Hairstylist mit Promifaktor. Nun wollte er den beiden Ländern, die für ihn Heimat bedeuten, etwas zurückgeben. Es sollte eine Skulptur sein, geschaffen von einem kapverdischen Künstler und aufgestellt in Luxemburg.

Die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) und ihr Schöffenrat war von der Idee angetan und sagte die Finanzierung zu. „Begonnen hat es bereits 2018“, erinnert sich Tony Rocha. „Doch dann kam die Pandemie dazwischen und alles verzögerte sich.“ Der Initiator fand auch einen Künstler, den Bildhauer Severo Delgado aus Santo Antão. Der setzte die Idee von der etwa zwei Meter hohen Skulptur um, die eine Frau darstellt. Ursprünglich wollte Rocha die Figur „Criola“ nennen. Die kapverdische Kommunität war entsetzt, schließlich hatte das Wort eine diskriminierende Konnotation. „Sie ist abwertend“, sagt Henrique de Burgo, Präsident der „Fédération des associations capverdiennes du Luxembourg“ (FACVL), „und auf die Zeit der Sklaverei zurückzuführen.“ In dasselbe Horn blies die kapverdische Botschaft. Aus „Criola“ wurde schließlich „Sodade“.

Föderation wünschte sich Wettbewerb

Die Föderation habe die Initiative von Rocha durchaus begrüßt, sagt Henrique de Burgo. „Allerdings hätten wir uns einen Wettbewerb unter Künstlern gewünscht, die hier in Luxemburg leben.“ Dies sei jedoch nicht möglich gewesen, sagt Rocha. Oder einen unter kapverdischen Künstlern in Kap Verde. Schließlich gebe es dort viele Künstler, so der Initiator. Seine Wahl fiel auf Severo Delgado. „Wir waren ganz und gar nicht gegen das Projekt, auch nicht gegen die fertige Skulptur“, so Henrique de Burgo. „Aber gegen die Art und Weise, wie es über die Bühne ging“, fügt der Maler Nelson Neves, Luxemburger mit kapverdischen Wurzeln, hinzu. Von Gemauschel ist mittlerweile die Rede, das zurückzuführen sei auf die guten Kontakte Rochas zur Bürgermeisterin.

Kein Problem sieht CSV-Schöffe Maurice Bauer in der Vorgehensweise. „Wir haben die kapverdische Gemeinschaft in Luxemburg eingeweiht und sie getroffen“, sagt er. Allerdings sei dies erst im September vergangenen Jahres gewesen, kritisieren Neves und de Burgo. Zu diesem Projekt sei das Projekt schon abgeschlossen gewesen. Auch sah der Schöffenrat keine Notwendigkeit, über das Vorhaben im Gemeinderat abstimmen zu lassen. Schließlich gibt es ein Gentleman’s Agreement zwischen dem Innenministerium und der Gemeinde, dass dies erst ab Beträgen von mindestens 100.000 Euro nötig sei.

Die Skulptur kostet hingegen 60.000 Euro. „Wir finden das auch nicht gut“, sagt die grüne Gemeinderätin Eduarda Macedo. „Aber neu ist diese Vorgehensweise des Schöffenrats nicht. Wir wurden jedenfalls nicht darüber informiert, sondern erhielten nur eine Einladung für die Inauguration.“ Der Enthüllung des Kunstwerks, das schließlich aus einer Gießerei in Frankreich kam und das auf der place du Parc in Bonneweg aufgestellt wird, will die Fraktion von „déi gréng“ am Donnerstagabend nun fernbleiben. Ähnliches war von der FACVL zu hören. Und auch von der LSAP-Fraktion war zu erfahren, dass sie nicht eingeweiht wurde. Aus der schönen Geste ist ein Politikum geworden. Oder wie Nelson Neves dazu sagt: „Eigentlich war die Skulptur dafür gedacht, die Gemeinschaft der Kapverdier in Luxemburg zu einen. Stattdessen hat das Projekt zu Spaltung beigetragen.“