UmweltschutzAn der Verjüngung des Waldes führt kein Weg vorbei

Umweltschutz / An der Verjüngung des Waldes führt kein Weg vorbei
Im Rahmen des Internationalen Tages des Baumes besuchten Erbgroßherzog Guillaume und Umweltminister Serge Wilmes (CSV) den Grünewald Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am 21. März war der Internationale Tag des Baumes. Eine gute Gelegenheit, sich nach dem Zustand des Luxemburger Waldes zu erkundigen. Zwar ist der Wald ziemlich krank, doch dank zahlreicher Initiativen besteht weiterhin Hoffnung.

Von der UNO ins Leben gerufen, gilt der 21. März seit 1971 als der Internationale Tag des Waldes. Der damalige Generalsekretär Qu Dongyu wird in einer Veröffentlichung der Organisation mit den Worten zitiert: „Gesunde Wälder bedeuten gesunde Menschen. Wälder versorgen uns mit frischer Luft, nahrhaften Lebensmitteln, sauberem Wasser und Raum für Erholung, sorgen aber auch für den Fortbestand der Zivilisation.“ Doch der Wald ist alles andere als in einem guten Zustand, wie eine rezente Analyse der Firma Oxygen im Auftrag der „Lëtzebuerger Privatbësch Asbl.“ zeigt. Etwa zwei Drittel der Bäume in Luxemburgs Wäldern sind deutlich oder stark geschädigt. Experten gehen davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren rund ein Drittel der heutigen Wälder absterben könnte. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf, das weiß auch Michel Leytem, der Direktor der Natur- und Forstverwaltung (ANF): „Der Wald liefert uns Sauerstoff und Trinkwasser. Zusätzlich speichern die Bäume CO2 in der Rinde. Wir können also sagen, der Wald ist Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Aus diesem Grund muss der Wald breit gefächert aufgestellt werden.“

„Insbesondere die im Ösling häufigen Fichtenwälder – mit zunehmenden Schädlingsproblemen und immer größer werdenden Kahlflächen – stellen kein tragfähiges Modell mehr dar. Auch die im Gutland dominante Buche ist diesen klimatischen Bedingungen nur bedingt gewachsen. Zudem haben weitere Baumarten wie Douglasie und Stieleiche zunehmend Probleme“, heißt es von der ANF. Obwohl immer noch rund 30 Prozent des Waldes in Europa mit Rotbuchen bewachsen sind, könnte wegen des Klimawandels die europaweite Vorherrschaft der Buchen ein jähes Ende finden.

Da es immer wieder zu längeren Dürrephasen während der Sommermonate kommen kann, befürwortet die „Fondation Hëllef fir d’Natur“ den Anbau von dürreresistenten Arten. Nicht heimische Baumarten sollten lediglich zur Ergänzung und Durchmischung angebaut werden. Allerdings stehen die einheimischen Arten wegen ihres Geschmacks bei den Wildtieren ganz weit oben auf der Speisekarte. Deshalb fordern Experten, dass in Zukunft sogenannte Schalenwildtiere, wie z.B. Rehe oder Hirsche, aber auch Wildschweine, verstärkt gejagt werden. „Wildfleisch ist das gesündeste Fleisch, das man hier in unseren Gegenden essen kann. Bedauerlicherweise kommt Wildfleisch oft nur über die Weihnachtsfeiertage auf den Tisch. Hier wünschen wir uns ein Umdenken bei den Konsumenten und hoffen, dass die Fleischliebhaber in Zukunft verstärkt das ganze Jahr nach Wildfleisch in den Geschäften fragen werden“, so ein Vertreter des Dachverbands der Luxemburger Jagdsyndikate.

Leben im Todesholz 

Zurzeit ist in Luxemburg eine Fläche von 92.150 Hektar bewaldet. 52 Prozent der Wälder befinden sich in privater Hand, aufgeteilt auf über 14.000 Privatwaldbesitzer. Das größte zusammenhängende Waldstück ist der Grünewald (Gréngewald). Rund 850 Hektar, des etwa 2.500 Hektar großen Waldstücks sind immer noch im Besitz der großherzoglichen Familie. Allerdings kümmert sich der Staat um den Unterhalt. Der Wald ist das ganze Jahr über für die Bevölkerung zugänglich. Am 21. März, im Rahmen des Internationalen Tages des Waldes, besuchte Erbgroßherzog Guillaume den Grünewald, um sich vor Ort ein Bild dessen Zustandes zu machen. Die Waldarbeiter lassen hier nämlich das Unterholz liegen und schaffen so neue Lebensräume für Insekten und andere Kleintiere. „Wir reden immer von Todesholz, doch das ist gar nicht wahr. Hier leben 40 Prozent aller Waldbewohner und die gilt es auch zu schützen“, erklärte Laurent Schley, der Vizedirektor der „Administration de la nature et des forêts“.

Wegen der hohen Kosten sind die Waldbesitzer auf finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite angewiesen, diese wurde in dem vor der Sommerpause gestimmten neuen Waldgesetz festgehalten. Der neue Gesetzestext besteht aus zwei Teilen. Im ersten sind die Regeln und Vorschriften festgehalten. So wird zum ersten Mal definiert, was man unter einem Wald versteht und was nicht. Der zweite Teil des Gesetzestextes befasst sich mit den Auflagen. Besonders hervorzuheben sind hier neue Regeln, die bei Waldarbeiten gelten. So sollen giftige Pestizide und Dünger verboten werden. Kahlschläge auf einer Fläche, die größer als ein Hektar ist, sind auch verboten. Die staatlichen Zuschüsse, die auch nach Nachhaltigkeitskriterien verteilt werden, werden dem neuen Gesetz angepasst. Zusätzlich müssen Waldbesitzer Forstwirtschaftspläne ab einer Größe von 20 Hektar vorzeigen.

Die toten Äste bleiben im „Gréngewald“ liegen. Sie bieten rund 40 Prozent aller Waldbewohner ein Zuhause.
Die toten Äste bleiben im „Gréngewald“ liegen. Sie bieten rund 40 Prozent aller Waldbewohner ein Zuhause. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante