„Allein vom Sportlichen macht es Sinn“

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Die ehemalige Weltranglisten-41. Claudine Schaul gehörte im Jahr 2001 zu den zehn besten Juniorinnen der Welt. Die Luxemburgerin legte auf diesem Niveau den Grundstein für ihre spätere Karriere. Die mittlerweile 34-Jährige verrät im Tageblatt-Interview, dass sie viele positive Erkenntnisse und Erfahrungen aus dieser Zeit mitnehmen konnte.

Am Sonntag wird sich die Spielerin der „Schéiss“ etwas in ihre Jugendzeit zurückversetzt fühlen, wenn sie ihre Teamkollegin Eléonora Molinaro bei den French Open der Junioren unterstützen wird.

Tageblatt: Deine Zeit als Juniorin liegt bereits gut 18 Jahre zurück. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Claudine Schaul: Das sind viele gute Erinnerungen … Ich weiß noch, dass es eine wirklich tolle Zeit war.

Standen für dich auch die Grand-Slam-Turniere auf dem Programm?
Ich habe während meiner Juniorenzeit an allen vier Grand-Slam-Turnieren teilgenommen. Ich bin der Meinung, dass es gut ist, daran teilzunehmen. Es hilft einem für die spätere Karriere und man lernt, wie gewisse Dinge ablaufen. Sie finden immer in der zweiten Turnierwoche statt, sodass noch viele Profispieler zugegen sind. Man sieht, wie diese trainieren. So kann man sich einiges von ihnen abschauen. Außerdem herrscht auf diesen großen Anlagen immer eine spezielle Atmosphäre. Als Jugendspieler beeindruckt das einen schon. Alles in allem weiß man somit ein wenig, was einen nachher auf der WTA-Tour erwartet.

Was war dein größter Erfolg bei einem Major-Turnier auf diesem Niveau?
Mein bestes Resultat lieferte ich im Jahr 2001 ab, als ich das Halbfinale von Roland Garros erreichen konnte. Hier musste ich mich allerdings der Russin Swetlana Kuznetsowa (Anm. d. Red.: ehemalige Weltranglisten-Zweite) geschlagen geben.
War es deiner Meinung nach sinnvoll, so lange wie möglich auf dem Junioren-Circuit zu spielen?
Ja, definitiv. Schon alleine vom Sportlichen her macht es Sinn. Man misst sich nämlich in dieser Alterskategorie mit den besten Spielerinnen der Welt. Das zeigt einem, auf welchem Niveau man sich bewegt. Des Weiteren gibt es bei den Mädchen noch Einschränkungen von der WTA. Bis zum 18. Lebensjahr darf man nur an einer gewissen Anzahl an Turnieren (Anm. d. Red.: 16) teilnehmen. Wenn man also während des ganzen Jahres Turniere bestreiten möchte, muss man so oder so auf die Wettbewerbe im Juniorenbereich zurückgreifen. Der richtige Mix zwischen Junioren- und Profiturnieren muss also gefunden werden. Diesem Prinzip geht auch Eléonora (Molinaro) nach.

Wie groß ist der Leistungsunterschied zwischen dem Junioren- und dem ProfiCircuit?
Das ist sehr schwer zu beurteilen. Es gibt nämlich viele Spielerinnen in jungen Jahren, die sowohl bei den Junioren-Turnieren als auch bei den Profis antreten. Manche sind sogar so gut, dass sie die Qualifikation für die Grand-Slam-Turniere spielen können. Scheiden sie jedoch dort aus, werden sie späterhin noch an den Grand-Slam-Turnieren bei den Junioren an den Start gehen. Hier wird jedoch auch auf einem guten Niveau gespielt. Die wissen schon alle, wie man Tennis spielt. Es fehlt ihnen vielleicht in manchen Bereichen an Erfahrung. Auf taktischer oder physischer Ebene hapert es noch ein wenig. Das ist nicht nur wegen des jungen Alters normal, sondern auch weil sie nicht die nötige Routine besitzen. Sie wissen nicht genau, wann sie mit mehr Variation agieren müssen oder mehr Risikobereitschaft zeigen sollen.

Eléonora steht jetzt auf dem neunten Platz im Junioren-Ranking. Du hast ebenfalls als ehemalige Nummer zehn der Welt der Junioren-Elite angehört. Gibt das einem eine Art Garantie, dass man später eine ordentliche Karriere schaffen kann?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele haben eine gute Laufbahn hingelegt, andere haben nie den Durchbruch geschafft. Ich nehme hier meine Fed-Cup-Kollegin Mandy Minella als Beispiel. Ohne ihr zu nahe treten zu wollen, würde ich sagen, dass sie bei den Junioren nicht die großen Resultate aufweisen konnte, aber bis jetzt eine ansehnliche Karriere bei den Profis hinlegt hat. Bei den einen setzt die spielerische Entwicklung bereits sehr früh ein, bei anderen eher später oder gar nicht. Wenn man jedoch zu den besten zehn der Welt bei den Junioren gehört, zeigt das schon, dass diese Spielerinnen die besten Voraussetzungen auf eine erfolgreiche Karriere mit sich bringen.

War es vorauszusehen, dass Eléonora eine derart starke Saison hinlegen würde?
Eléonora hat alle Erwartungen übertroffen. Seitdem sie aus Frankreich nach Luxemburg zur „Schéiss“ zurückgekehrt ist, ging es mit ihrer Entwicklung immer bergauf. Sie musste bisher keine Rückschläge hinnehmen. Bereits vor einigen Jahren war klar, dass sie sehr viel Talent besitzt. Aber dieses Jahr hat sie einfach einen Riesensprung gemacht. Jetzt gilt es aber, weiter an sich zu arbeiten.

In dieser Saison hat sie es sogar geschafft, eine Spielerin aus den Top 200 zu schlagen. Das zeigt, auf welchem Niveau sie sich momentan befindet.
Das ist an sich ein normaler Werdegang. Das habe ich zu meiner aktiven Zeit auch erlebt. Am Anfang hofft man, gegen stärkere Kontrahentinnen ein gutes Spiel abliefern zu können. Man glaubt jedoch nie richtig daran, auch gegen diese gewinnen zu können. Mit der Zeit wird einem aber bewusst, dass der Leistungsunterschied nicht so flagrant ist und man beginnt dran zu glauben. Diese mentale Hürde hat Eléonora jetzt bereits geschafft.