Lebensmittelverschwendung91 Prozent der Bevölkerung wirft regelmäßig Lebensmittel weg

Lebensmittelverschwendung / 91 Prozent der Bevölkerung wirft regelmäßig Lebensmittel weg
Die allermeisten von uns tun es mehr oder weniger regelmäßig Grafik: Shutterstock

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Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist sich zwar des Problems bewusst, trotzdem ist die Lebensmittelverschwendung in Luxemburg sehr hoch: 91 Prozent der Haushalte wirft regelmäßig Nahrung weg. Es bleibt demnach viel Luft nach oben, um die Sitution zu verbessern.

Seit dem Krieg in der Ukraine sind Themen wie Lebensmittelsicherheit und -knappheit auch in Europa aktuell. Eng damit verbunden ist die Lebensmittelverschwendung, und die ist in Luxemburg hoch. 118 Kilogramm Nahrung werden hierzulande pro Jahr und Person weggeworfen, obwohl fast die Hälfte dieser Abfälle vermeidbar wäre, schrieb das Landwirtschaftsministerium Anfang dieses Jahres in einer Mitteilung. Eine Sache ist es zu wissen, dass dies geschieht, eine ganz andere, es zu vermeiden.

Um die Motive dahinter zu verstehen und wie man dagegen vorgehen kann, hat das Ministerium eine entsprechende ILRES-Umfrage dazu in Auftrag gegeben. Anlässlich des dritten „Internationalen Tages gegen Lebensmittelverschwendung“ hat Minister Claude Haagen am Donnerstag die Resultate der Untersuchung vorgestellt.

91 Prozent aller befragten Haushalte werfen demnach mehr oder weniger regelmäßig Lebensmittel in die Tonne. 69 Prozent machen es mindestens einmal im Monat, rund ein Viertel der Befragten gab sogar an, dass es bei ihnen einmal die Woche vorkommt. Nur eine sehr kleine Minderheit von neun Prozent gab in der Befragung an, nie Lebensmittel wegzuschmeißen.

Anders ausgedrückt: Sozusagen jeder von uns schmeißt Lebensmittel weg. Claude Haagen macht da keine Ausnahme, wie er selbst sagte. Auch ihm sei es schon vorgekommen, dass er zu viel Brot gekauft habe als eigentlich nötig, und dann die hart gewordenen Reste wegwarf. (Brot zählt laut Umfrage zu den am meisten weggeworfenen Lebensmittel, neben den Resten zubereiteter Mahlzeiten sowie Obst und Gemüse.)

Dass die Verschwendung ein Problem in unserer Gesellschaft darstellt, ist den meisten Befragten bewusst. 84 Prozent sind der Meinung, dass man die Bevölkerung mehr sensibilisieren müsse, um das Problem zu bekämpfen. Die Studie zeigt allerdings auch, wie das so oft bei gesellschaftlichen Themen der Fall ist, dass das Problem hauptsächlich bei anderen gesehen wird. Danach gefragt, wie hoch sie den Wert ihrer monatlich weggeworfenen Lebensmittel beziffern würden, meinten die Befragten durchschnittlich 20 Euro; ihrer Einschätzung nach würden andere Haushalte hingegen für umgerechnet 45 Euro an Nahrung wegschmeißen.

Man ist sich des Problems bewusst, aber …

Die Studie kommt zu der widersprüchlichen Schlussfolgerung, dass sich einerseits die meisten Menschen hierzulande zwar bewusst sind, dass Lebensmittelverschwendung ein Problem darstellt, andererseits die Quantität der weggeworfenen Nahrungsmittel trotzdem sehr hoch ist. Laut Landwirtschaftsministerium stammen 75 Prozent des Lebensmittelabfalls aus Haushalten, 10 Prozent aus Gemeinschaftsküchen, acht Prozent aus Gaststätten und sieben Prozent aus dem Handel. Der „Verschwendungsanteil“ scheint auch höher in Familien mit Kindern zu sein, was einerseits damit zusammenhängt, dass weniger Zeit für die Vorbereitung der Mahlzeiten zur Verfügung steht, und andererseits ganz einfach die Augen der Kinder größer sind als ihr Magen.

Es gehe bei dieser Umfrage nicht darum, irgendjemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern darum, die Gründe für ein solches Verhalten zu erfahren. Der Widerspruch zwischen guten Vorsätzen und der effektiven Verschwendung sei wohl auch auf einen Mangel an Wissen und Informationen bezüglich der Nahrungsmittel und deren Lagerung zurückzuführen, meinte Claude Haagen. So ergab die Studie z.B. auch, dass ein Großteil der Menschen offenbar nicht den Unterschied zwischen Verfallsdatum und Mindesthaltbarkeitsdatum kennt (s. Kasten). Auch durch diese Unkenntnis würde wohl eine Menge Nahrung verloren gehen, ließ der Minister durchblicken.

Um das Verschwenden zu verringern, setzt die Regierung auf Informations- und Sensibilisierungskampagnen, wie z.B. die rezente Aktion „Gielt Band“, die das Landwirtschaftsministerium zusammen mit dem Gemeindesyndikat Syvicol ins Leben gerufen hat. An Bäumen, die mit einem gelben Band gekennzeichnet sind, darf jeder gratis Obst pflücken. Einen nationalen Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung plane die Regierung allerdings nicht, sagte Claude Haagen.

Landwirtschaftsminister Claude Haagen kämpft gegen die Lebensmittelverschwendung 
Landwirtschaftsminister Claude Haagen kämpft gegen die Lebensmittelverschwendung  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Verfalls- und Mindesthaltbarkeitsdatum

Nur 21 Prozent der Befragten konnten die richtige Definition des Verbrauchsdatums angegeben, nämlich dass es das Datum ist, nachdem der Verzehr eines Produkts gesundheitsschädlich sein kann.

• MHD: Mindestens haltbar bis = (fr. „durabilité minimale“, „à consommer de préférence avant …“); dieses Mindeshaltbarkeitsdatum besagt nicht, dass nach diesem Datum die Lebensmittel automatisch verdorben sind. Bevor man ein Lebensmittel nach Ablauf des MHD wegwirft, sollte man seine Sinne zur Hilfe nehmen. Die goldene Regel lautet: sehen – riechen – schmecken.

• VD: Verbrauchsdatum (Verfallsdatum, fr. „date limite de consommation“, „à consommer jusqu’au …“). Diese Angabe findet sich z.B. auf Produkten wie Hackfleisch, Geflügel, Fertigsalaten oder Rohmilch. Es handelt sich hierbei um Lebensmittel, auf denen sich Keime und Bakterien leicht vermehren.

Die Resultate der Umfrage sowie Ratschläge zur Aufbewahrung von Lebensmitteln auf www.antigaspi.lu

ARM
30. September 2022 - 10.40

91% der befragten Haushalte. Dieser Prozentsatz sagt gar nichts aus so lange nicht bekannt ist wie viele denn überhaupt befragt wurden. Also purer Nonsens!

JJ
30. September 2022 - 9.21

Da Frischware eben frisch sein sollte,wird wohl vieles davon entsorgt.Was mache ich mit einem Rest Tomatensalat? Nach Afrika schicken? Aber richtig,es gibt auch die Überproduktion und die Wahnverpackung in der verderbliche Ware lange hält. Auch die Einkaufsmethode und-Menge sollte überdacht werden.Verpackungsvermeidung durch Frischeinkauf,auch wenn man dabei anstehen muss. Und dann wären da noch Gesetze die den Läden verbieten überschüssige Ware an Bedürftige zu verteilen.

Jolly
30. September 2022 - 8.25

Das ist unsere neue Parvenus-Gesellschaft, nichts ist mehr gut genug,wird unüberlegt und verschwenderisch eingekauft, in den Restos kann man nicht mehr zusehen wie die Tellern zum Schluss aussehen, man bekommt einen geschwollenen Hals,muss aber teuer bezahlt werden,alles scheint eine normale Sache zu sein,niemand hat was beigelernt trotz Corona und die aktuelle Krisensituation,aber gemeckert wird andauernd, Index usw.Komplette desorganisierte Wohlstandsgesellschaft.