COSL50 Sportler und vier Mannschaften im Elitekader, Paris im Blickpunkt

COSL / 50 Sportler und vier Mannschaften im Elitekader, Paris im Blickpunkt
Die Olympischen Spiele in Paris werfen bereits ihre Schatten voraus Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Es bleibt eine gewisse Konstanz, das ist das Fazit der traditionellen Kaderrevision des Nationalen Olympischen Komitees. In diesem Jahr haben es 50 Sportler und vier Mannschaften in den Elitekader geschafft, im Promotionskader stehen 52 junge Talente. Doch auch Paris 2024 wirft schon seine Schatten voraus.

Paris 2024: Es ist der Sporthöhepunkt des Jahres, die Olympischen Spiele im Sommer in Paris. Klar, dass im Rahmen der Kaderrevision auch die Sommerspiele ein großes Thema waren. Seit dem Wochenende sind sechs Luxemburger qualifiziert. Die beiden Leichtathleten Bob Bertemes und Patrizia van der Weken, Springreiter Victor Bettendorf, ein Dressurreiter, wobei die Wahl aktuell auf den besser im Ranking platzierten Nicolas Wagner-Ehlinger fallen würde, sowie zwei Radsportler, eine Frau und ein Mann, die ebenfalls noch zu benennen sind. Wie Raymond Conzemius, Technischer Direktor des COSL, am Freitag erklärte, hofft man, am Ende mit zehn, wenn nicht sogar mit zwölf Sportlern dabei sein zu können, womit der Teilnahmerekord von Tokio eingestellt werden würde. Beste Chancen hat derzeit Triathletin Jeanne Lehair, für die die Qualifikation nur noch reine Formsache ist. Auch Mittelstreckenläufer Charel Grethen und Tischtennisspielerin Ni Xia Lian werden derzeit im „Projet olympique“ aufgeführt, womit ihre Teilnahme durchaus wahrscheinlich ist. 

Anpassung der Kriterien: In den letzten Jahren wurden die Zulassungskriterien für den Elitekader neu angepasst. Wie Raymond Conzemius erklärte, waren es nicht weniger als 19 innerhalb der letzten zwei Jahre. Dabei wurde eine datenbasiertere Vorgehensweise gewählt, wodurch internationale Wettkämpfe und Rankingsysteme analysiert wurden. Den nun strengeren Kriterien fielen dann auch einige Sportler zum Opfer, wie etwa Leichtathletin Charline Mathias, die sich in den letzten Jahren auch immer wieder mit Verletzungen herumplagte. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Sportler nicht auch weiter in einer gewissen Form unterstützt werden. Mathias, die etwa erst am Sonntag beim CMCM Meeting in der Coque einen neuen Landesrekord über 800 Meter aufgestellt hat und noch Chancen auf eine Qualifikation für Paris hat, erhält durch das „Projet de qualification olympique“ weiterhin eine Förderung. Auch Radsportler Luc Wirtgen oder Karateka Pola Giorgetti, die im letzten Jahr durch Verletzungen nicht die erhofften Leistungen bringen konnten, erhalten ein sogenanntes „Karenzjahr“ und dürfen damit noch ein weiteres Jahr im Elitekader bleiben. 

Duo: Um sich besser in die Details der verschiedenen Sportarten und die doch sehr unterschiedlichen Kriterien einarbeiten zu können, haben sich Raymond Conzemius und Laurent Carnol, der seit zwei Jahren beim COSL als stellvertretender Technischer Direktor fungiert, die Verbände aufgeteilt. Beide präsentierten somit am Freitag die Ergebnisse der Kaderrevision.

Konstanz: Nachdem es im letzten Jahr vor allem im Promotionskader viele Neuaufnahmen gegeben hatte, gibt es im Jahr 2024 keine zu großen Bewegungen. Im Elitekader finden sich 50 Einzelsportler wieder, was fünf weniger sind als im Vorjahr. Im Promotionskader sind es 52, was ein Plus von sieben darstellt.

Die Aufsteiger: Unter den 50 Sportlern, die in diesem Jahr im Elitekader sind, gibt es nur zwei neue. Radsportler Michel Ries hat den Sprung vom Promotionskader eine Etage höher geschafft. Mit Motorradpilot Chris Leesch hat es zudem ein Sportler aus der „Mesure de développement individuel“ heraus in den Elitekader geschafft. Diese kommt Sportlern zugute, die es in keinen Kader schaffen, in denen die Verantwortlichen des COSL dennoch Potenzial sehen. Zurzeit erhält diese noch Tennisspielerin Marie Weckerle, die damit dann auch von der nötigen Infrastruktur und der Unterstützung des LIHPS („Luxembourg Institute for High Performance in Sports“) profitieren kann. 

Ausgeschieden: Bei den sieben Einzelsportlern, die kein weiteres Jahr im Elitekader Aufnahme fanden, sind einige große Namen zu finden. Neben Charline Mathias sticht hier besonders Motorsportler Dylan Pereira hervor, immerhin der Sportler des Jahres 2022. Der Sportsoldat, der keine weitere Saison im Porsche Supercup antrat und nicht wie erhofft bei einem Team als Werksfahrer unterkam, startete vor allem im GT World Challenge, einer Endurance-Serie. Laut Carnol reichten die Leistungen hier jedoch nicht, um genügend Punkte in der Gesamtwertung zu erhalten und damit im Elitekader bleiben zu können. Eine Entscheidung, die den Verantwortlichen durchaus schwergefallen ist. Mit Judoka Claudio Nunes dos Santos fehlt ein weiterer vielversprechender Athlet in diesem Jahr im Elitekader. Doch wie Conzemius am Freitag betonte, stockt seine Entwicklung inzwischen seit einigen Jahren. Mit dieser Entscheidung will man gleichzeitig auch den Druck vom Athleten nehmen, innerhalb eines Jahres wieder die Kriterien erfüllen zu müssen, wie Conzemius weiter betont. Nunes dos Santos erhält jedoch weiterhin Unterstützung von der Armee und dem LIHPS. Ziel ist es, den Judoka behutsam aufzubauen, um ihn damit in Zukunft vielleicht wieder zurückbegrüßen zu können. 

Das Aushängeschild: Zwei Athleten, die bereits für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert sind, regelmäßig neue Landesrekorde, Topplatzierungen bei internationalen Wettbewerben – die Leichtathleten haben in den letzten Jahren ein Ausrufezeichen gesetzt. Ein Trend, der sich auch in der Besetzung der Kader des COSL widerspiegelt, denn mit acht Athleten im Elite- und sieben im Promotionskader liegt die FLA quantitativ gesehen gleich zweimal an der Spitze, obwohl mit Charline Mathias und Noémie Pleimling zwei Athletinnen aus dem Elitekader ausgeschieden sind. Mit David Friederich, Jory Teixeira und David Wallig gibt es gleich drei neue Leichtathletik-Gesichter im Promotionskader zu sehen, kein anderer Verband darf sich hier über mehr Neuaufnahmen freuen. Dabei lagen auch noch weitere Kandidaturen auf dem Tisch, wie Conzemius erklärte.

Die Aufstrebenden: Zwei Randsportarten sind im Promotionskader hinter der Leichtathletik und dem Radsport inzwischen quantitativ am stärksten vertreten. Badminton kommt hier derzeit auf vier Sportler, Golf auf drei. Die Feluba darf sich zudem mit Kim Schmidt über eine Athletin im Elitekader freuen, die noch immer Restchancen auf eine Qualifikation für Paris besitzt. Im Golfsport hat mit Marie Baertz derweil erstmals eine Frau den Sprung in den Promotionskader geschafft. 

Frauenanteil: 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer im Elitekader, im Promotionskader ist der Anteil an Frauen etwas niedriger und liegt bei 37 Prozent. In Hochleistungssport steht in Sachen Gleichstellung also noch Arbeit an.

Elitekader (50 Sportler, 4 Mannschaften)

Leichtathletik (8): Bob Bertemes, François Grailet, Charel Grethen, Vivien Henz, Vera Hoffmann, Ruben Querinjean, Victoria Rausch, Patrizia van der Weken
Radsport (7): Kevin Geniets, Bob Jungels, Alex Kirsch, Christine Majerus, Michel Ries, Marie Schreiber*, Luc Wirtgen
Bogenschießen (5): Jeff Henckels, Arnaud Hocevar, Pit Klein, Gilles Seywert, Mariya Shkolna
Reitsport (5): Victor Bettendorf, Charlotte Bettendorf, Marie Schiltz, Fie Christine Skarsoe, Nicolas Wagner-Ehlinger
Triathlon (5): Eva Daniëls, Bob Haller, Jeanne Lehair, Gregor Payet, Stefan Zachäus, 
Schwimmen (4): Ralph Daleiden-Ciuferri, Rémi Fabiani, Julien Henx, Max Mannes
Tischtennis (4): Sarah De Nutte, Tessy Gonderinger, Luka Mladenovic, Ni Xia Lian
Karate (2): Pola Giorgetti, Jenny Warling
Ski alpin (2): Matthieu Osch*, Gwyneth ten Raa*
Badminton (1): Kim Schmidt
Eisschnelllauf (1): Peter Murphy*
Fechten (1): Flavio Giannotte
Motorsport (1): Grégoire Münster
Motorradsport (1): Chris Leesch
Schießsport (1): Lyndon Sosa
Skeleton (1): Jeff Bauer*
Turnen (1): Céleste Mordenti

Mannschaften (4): Tennis-Nationalmannschaft (Herren), Tischtennis-Nationalmannschaft (Damen), Tischtennisdoppel (Ni/De Nutte), Tischtennis-Mixed-Doppel (Ni/Mladenovic)

* Die Wintersportarten werden erst im Mai 2024 evaluiert


Promotionskader (52 Sportler)

Leichtathletik (7): Fanny Arendt, Enguerran Bossicard, Mathis Espagnet, David Friederich, Jory Teixeira, David Wallig, Gil Weicherding
Radsport (7): Nina Berton, Loïc Bettendorff, Arthur Kluckers, Mathieu Kockelmann, Mil Morang, Tom Paquet, Mats Wenzel
Badminton (4): Mara Hafner, Jérôme Pauquet, Kinga Toth-Kuthy, Noah Warning
Golf (3): Marie Baertz, Stefan Rojas, Charles Weis
Judo (3): Kenza Cossu, Anetta Mosr, Micha Welter
Schwimmen (3): Maud Allar, João Carneiro, Finn Kemp
Tischtennis (3): Enisa Sadikovic, Maël van Dessel, Gene Wantz
Bogenschießen (2): Kenza Pop, Lea Tonus
Karate (2): Alexander Davies, Laura Hoffmann
Ski alpin (2): Joachim Keghian*, Joyce ten Raa*
Sportschießen (2): Lena Bidoli, Andy Thein
Squash (2): Elisenda Ruiz-Kayser, Amir Samimi
Tennis (2): Alex Knaff, Chris Rodesch
Triathlon (2): Mara Krombach, David Lang
Turnen (2): Quentin Brandenburger, Mathis Kayser
Eiskunstlauf (1): Ysaline Hibon*
Fechten (1): Anna Zens
Gewichtheben (1): Mara Strzykala
Klettern (1): Nathan Martin
Motorsport (1): Charles Münster
Taekwondo (1): Sekou Coulibaly 

* Die Wintersportarten werden erst im Mai 2024 evaluiert

Mésure de développement individuel: 
Marie Weckerle (Tennis)


„Spannender als die Eurovision“

Sportminister Georges Mischo verriet bei der Kaderrevision des COSL ein paar Details über seine Prioritätenliste, die er der Chamberkommission vorgelegt hat. So gehört der Spitzensport zu den fünf wichtigsten Punkten seiner Mission. Dem „Bénévolat“ will Mischo während seines Mandats ein angenehmes Klima und Arbeitsumfeld bereitstellen, was den Einsatz in Verein oder Verband attraktiv machen soll. Zudem hat sich der Sportminister vorgenommen, die Berufe in der Sportwelt auszubauen und das Konzept von „Lëtzebuerg lieft Sport“ weiter zu fördern. „Unsere ganze Gesellschaft soll sich bewegen“, sagte der Escher, der zum ersten Mal zuhörte, welche Topathleten im olympischen Jahr in den Genuss von COSL-Förderplänen kommen. „Das ist spannender als die Eurovision“, meinte er mit einem Augenzwinkern. (chd)