Das etwas andere Café in Esch1.200 Brettspiele und vieles mehr: „Bei de Minettsdäpp“ feiert zweiten Geburtstag

Das etwas andere Café in Esch / 1.200 Brettspiele und vieles mehr: „Bei de Minettsdäpp“ feiert zweiten Geburtstag
Bei den „Minettsdäpp" hat man die Qual der Wahl: Rund 1.200 Brettspiele stehen den Besuchern zur Verfügung Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es wird gewürfelt, es wird gezockt und obendrein gibt es kühles Bier. Im Escher Café „Bei de Minettsdäpp“ stehen Spiel und Spaß im Vordergrund. Ein Konzept, das sich seit inzwischen zwei Jahren bewährt hat.

Zwei schmale Orientteppiche schmücken den offenen Eingangsbereich. Ein Kronleuchter wirft sein weißes Licht auf eine gut fünf Meter lange Regalwand. Und die ist von oben bis unten mit bunten Schachteln gefüllt. Brettspiele. „1.200 Stück. Mehr oder weniger“, sagt Jacquie Poupart. Sie ist die Besitzerin vom Café „Bei de Minettsdäpp“ in Esch. Es ist ein Eldorado für Brettspiel-Enthusiasten, das einzige dieser Art in Luxemburg.

„Bei de Minettsdäpp“ versteckt sich in einem graubraunen Ziegelsteinbau, nicht weit vom Escher Bahnhof. „Das hier ist kein normales Café“, sagt Chefin Jacquie. Wer kommt, um sich die Kante zu geben, „ist hier fehl am Platz“, sagt sie. Das „Bei de Minettsdäpp“ habe sich zwar auf Brettspiele spezialisiert, doch einige Gäste kämen auch nur, um sich mit Freunden zu treffen. Sie ist sehr stolz auf die Gemeinschaft, die sie mitgeholfen hat, aufzubauen. Sie lobt die Kollegialität und Hilfsbereitschaft unter ihren Gästen. Ihre Umgangsart sei „ganz respektvoll, man ist füreinander da, es ist wirklich verrückt“.

Jacquie Poupart, Besitzerin des „Bei de Minettsdäpp“
Jacquie Poupart, Besitzerin des „Bei de Minettsdäpp“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Nur noch eine Runde

Sowohl Brettspiel-Novizen als auch Experten kommen bei den „Minettsdäpp“ auf ihre Kosten. Die Spiele sind sogar mit runden Aufklebern nach Schwierigkeitsgrad geordnet. Natürlich stehen da die Klassiker, wie „Mensch ärgere dich nicht“, „Trivial Pursuit“ und „Monopoly“. Aber es gibt noch Material für echte Profis, die nicht vor komplizierten Regeln und unübersichtlichen Spielfeldern zurückschrecken.

Mit einem Lächeln im Gesicht erinnert sich Jacquie an ein Event im vergangenen Sommer. Einmal im Jahr, im Juni, bleiben die „Minettsdäpp“ die ganze Nacht über geöffnet. Eine Gruppe Brettspiel-Enthusiasten hatte ein Exemplar aus der eigenen Kollektion mitgebracht: „Twilight Imperium“, ein strategisches Science-Fiction-Epos. Drei Stunden hätte das Vertrautmachen mit dem Regelwerk ihnen abverlangt. 13 Stunden lang war die Gruppe am Werk. Bis sie letztlich Schluss machte – aus Müdigkeit und Konfusion über die komplizierten Spielregeln. Zu Ende gespielt hatten sie jedoch nicht.

Jacquie ist gut gelaunt. Denn ihr Laden feiert an diesem Abend Jubiläum. „Das hätte ich nie so erwartet“, sagt sie. Seit zwei Jahren gibt es die „Minettsdäpp“. Die Vorbereitungen für die kleine Feier laufen auf Hochtouren. Jacquies Mitarbeiter Raqu und Murielle beladen eifrig einen mit einer lilafarbenen Tischdecke umhüllten länglichen Tisch mit frisch polierten Gläsern. Anschließend machen sie sich an die Zubereitung der „croque-monsieurs“ für den Abend.

Ein Ort für jedermann

Ein klassischer Tresen darf natürlich in keinem Café fehlen. Wegen der anstehenden Feierlichkeiten mussten die Barhocker jedoch ausnahmsweise dem eigens aufgestellten Tisch weichen. Schmunzelnd blickt Jacquie in Richtung Theke, wo sich regelmäßig am Sonntagabend zwei bis drei ältere Gäste einfach zu einem Bierchen treffen.

Ihr Café ist ein Platz für jedermann: Senioren, Familien mit Kindern und sogar Expats gehen hier ein und aus – so auch an diesem Tag. Zwei Gäste an einem Ecktisch diskutieren auf Englisch die Regeln des Kartenspiels Fluxx. Viele von Jacquies Expat-Gästen kamen zum ersten Mal allein in den Laden und machten dort schnell neue Bekanntschaften.

Wo befindet sich das Café?

Adresse:
Bei de Minettsdäpp
8, rue Berwart
L-4043 Esch

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag: 16.00 bis 00.00 Uhr
Samstag: 14.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag: 14.00 bis 22.00 Uhr

Die Brettspiele sind mehr als eine Nebensächlichkeit. Es ist nicht die Besitzerin selbst, die entscheidet, welche neu in die Sammlung aufgenommen werden. Diese Rolle übernehmen ihre „Game Masters“. Sie sind mit den Regeln der geführten Spiele bestens vertraut und erklären sie jeden Freitag den Besuchern. Die „Game Masters“ sind hauptsächlich Mitglieder des Brettspiel-Clubs „Social Gaming Luxembourg“. Die Hälfte aller Spiele in der Regalwand gehören dem Club.

Der Schlüssel zum Erfolg

2023 war eigentlich ein dunkles Jahr für Luxemburgs Spiele-Fans: Gleich zwei Spieloasen schlossen ihre Türen für immer, der „Gamestower“ in Mersch und das „Respawn“ im Luxemburger Bahnhofsviertel. Die „Minettsdäpp“ feiern hingegen Jubiläum. Worin liegt ihr Erfolgsrezept? Die Frage bringt die Besitzerin zum Grübeln. „Ich denke, wir sind breit gefächert“, meint sie schließlich. Das Café bietet inzwischen eine ganze Bandbreite an unterschiedlichen Aktivitäten: Karaoke-, Quiz- und Krimi-Abende, einen Escape-Room, der nur im Sommer auf ist. Außerdem kann der Laden für private Events gebucht werden, beispielsweise für Geburtstage.

Künftig will das Café auch Team-Building-Events für Firmen und Schulklassen organisieren. „Das steckt aber alles noch in den Kinderschuhen“, meint Jacquie. All diese Events trügen wesentlich dazu bei, die Spieloase finanziell über Wasser zu halten.

Die Tür öffnet sich. Zwei Männer treten ein. Sie liefern eine Dekopflanze für die Feierlichkeiten und stellen sie neben einem Standtisch im Eingangsbereich ab. Eigentlich wollen die „Minettsdäpp“ ihr zweijähriges Bestehen ohne großes Aufsehen feiern. Deshalb haben sie auch keine Ankündigung in den sozialen Netzwerken oder bei der Presse gemacht. Nur ihre Stammklientel und treue Unterstützer seien gezielt angesprochen worden. Dennoch erwartet die Besitzerin am Abend volles Haus. Etwas Größeres könne man für das fünfjährige Jubiläum organisieren. „Wenn wir dann noch da sind“, sagt Jacquie lachend.