LebensmittelversorgungErste Getreide-Exporte seit Kriegsbeginn über Schwarzmeerhäfen – Halbierung der Ernteerträge

Lebensmittelversorgung / Erste Getreide-Exporte seit Kriegsbeginn über Schwarzmeerhäfen – Halbierung der Ernteerträge
Ukrainisches Getreide wird in ein türkisches Frachtschiff in einem Hafen in der Region Odessa verladen Foto: Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

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Der Krieg in der Ukraine hat massive Auswirkungen auf die Ernte des Landes und damit die weltweite Versorgung mit Getreide. Präsident Wolodymyr Selenskyj twitterte am Sonntag, der Ertrag werde im laufenden Jahr nur halb so hoch ausfallen wie gewöhnlich. Die Türkei rechnet unterdessen am Montag mit dem Auslaufen eines ersten Frachters mit Getreide aus einem ukrainischen Schwarzmeerhafen.

Selenskyj zufolge stemmt sich die Ukraine gegen eine weltweite Nahrungsmittelkrise, die von der russischen Invasion ausgelöst worden sei. Die Ukraine zählt – wie Russland – bisher zu den größten Getreide-Exporteuren. Die Häfen am Schwarzen Meer wie Odessa können aber wegen der Blockade durch russische Streitkräfte seit Kriegsbeginn Ende Februar nicht wie gewohnt genutzt werden. Das hat bereits zu steigenden Preisen und Engpässen in einigen vornehmlich ärmeren Ländern geführt.

Millionen Tonnen Getreide hängen in ukrainischen Schwarzmeerhäfen fest. Selenskyj hatte am Freitag mitgeteilt, es sei alles bereit für die ersten Transporte seit Kriegsbeginn. Gewartet wird aber noch auf Startsignale der Türkei und der Vereinten Nationen (UN). 17 Schiffe mit fast 600.000 Tonnen Getreide an Bord stehen bereit zur Ausfahrt.

Unter der Schirmherrschaft der Türkei und der UN hatten die Kriegsparteien zuletzt ein Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Getreide-Exporte vorsieht. Über sichere Routen sollen aus drei Häfen Ausfuhren möglich werden. Ein Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sagte im türkischen Fernsehen, die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass ein erster Frachter am Montag auslaufen könne. Spätestens einen Tag später solle es so weit sein. Einige Details müssten noch geklärt werden, etwa zu den konkreten Routen der Schiffe.

Besitzer eines Getreidekonzerns getötet

Russland griff in der Nacht und am Sonntagmorgen vor allem die Hafenstadt Mykolajiw an. Auch Nikopol war Ziel russischer Raketen. Der Bürgermeister von Mykolajiw, Olexander Sjenkewytsch, sagte im Fernsehen, es handle sich wahrscheinlich um den bisher schwersten Angriff auf die Stadt. Zwei Menschen seien getötet und drei verletzt worden, als zwölf Raketen Wohnhäuser und Lehreinrichtungen getroffen hätten. Der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Valentyn Resnitschenko, schrieb auf Telegram, bis zu 50 Raketen hätten Wohngebiete in Nikopol getroffen. Eine Person sei verletzt worden.

In Mykolajiw wurde der Gründer und Besitzer von Nibulon getötet, einem der größten Getreidekonzerne der Ukraine. Oleksij Wadaturski und seine Frau seien zu Hause getötet worden, teilte der Gouverneur von Mykolajiw, Witali Kim, via Telegram mit. Das Unternehmen hat eine eigene Schiffsflotte für den Export von Weizen, Gerste und Mais. Selenskyj sprach in einer Erklärung von einem großen Verlust für die ganze Ukraine.

Russlands Präsident Wladimir Putin unterschrieb derweil am Sonntag zum Marine-Ehrentag in Sankt Petersburg eine neue 55-seitige Doktrin. Darin wird der Anspruch formuliert, eine Seemacht mit weltweitem Einfluss zu sein. Den Krieg in der Ukraine, der in Russland militärischer Sondereinsatz genannt werden muss, erwähnte Putin in einer Rede nicht. Die neue Doktrin spricht aber von einer geplanten Stärkung der geopolitischen Position im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer, das im Krieg heftig umkämpft und strategisch wichtig ist.

Romain C.
1. August 2022 - 12.56

Aber Vorsicht! Minen, wer auch immer sie gelegt hat.