KinderwissenWir alle brauchen Erdöl

Kinderwissen / Wir alle brauchen Erdöl
Erdöltanks von TotalEnergies Raffinerie im deutschen Leuna Foto: AFP

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Tag für Tag hören wir jetzt, dass die Europäische Union wegen des Krieges in der Ukraine ein Ölboykott gegen Russland verhängen will. Doch was ist eigentlich Erdöl, und warum brauchen wir es so dringend, wollte Elke Bunge wissen.

Um zu verstehen, was der für uns so wichtige Rohstoff Erdöl ist, müssen wir Millionen von Jahren zurück in die Geschichte unseres Planeten gehen. Zu dieser Zeit starben Meerestiere und Pflanzen, sogenanntes Plankton, ab und sanken auf den Grund der Meere. Dort wurden sie von Sand und Schlamm bedeckt.

Normalerweise verrotten Tier- oder Pflanzenüberreste. Dazu benötigen sie jedoch Sauerstoff. Auf dem Grund der Meere und von Sand bedeckt, konnte dieser Vorgang jedoch nicht vonstattengehen. So verfaulten die organischen Überreste. Hoher Druck und hohe Temperaturen, die auf dieses Material ausgeübt wurden, pressten sie zu großen Klumpen zusammen.

Manchmal tritt diese ölige Masse von allein an die Oberfläche. Dies nutzten Menschen, vor allem im alten China, in Ägypten oder bei den Römern, dann aus, um Fackeln herzustellen oder Feuer unter Kochstellen zu unterhalten. Man kannte sogar schon Möglichkeiten, Heilmittel aus diesem schwarzen Erdöl herzustellen.

Erdöl als Energieträger

Das Erdöl, das von selbst an die Oberfläche kommt, reicht aber nicht aus, um unseren Bedarf zu decken. Deswegen haben Ingenieure sowohl an Land als auch auf hoher See Bohrungen vorgenommen, um das Öl aus der Erde zu fördern. Große Vorkommen gibt es in der arabischen Welt, in Russland, in Amerika und auch in der Nordsee.

Das geförderte Erdöl kann man mit unterschiedlichen Temperaturen trennen. Den Vorgang nennt man destillieren. Dabei löst sich schon beim Erwärmen auf 30 Grad Celsius ein Gas aus dem Öl, Butan – das kann man zum Kochen nehmen. Bei weiterem Erhitzen trennt sich Benzin, später Kerosin und schließlich schweres Heizöl aus dem ursprünglich geförderten Erdöl. Mit diesen Stoffen kann man Autos oder Flugzeuge, mit dem schweren Heizöl auch große Last- und Tankschiffe bewegen. Mit leichterem Heizöl – auch Diesel genannt – lassen sich sowohl Häuser heizen, aber auch Lastwagen und Traktoren betreiben. Auch viele Autos fahren mit Diesel.

Erdöl im Alltag

Doch eigentlich ist es viel zu schade, das Erdöl nur als Energieträger zu verwenden. Denn die Vorräte sind begrenzt, und wie schon gesagt, dauert es Millionen von Jahren, bis wieder neue fossile Stoffe entstehen.

Mit besonderen chemischen Verfahren – man nennt sie „cracking“, vom englischen Wort für „knacken“ – kann man das Erdöl in noch feinere Bestandteile zerlegen. Dies sind ganz kleine Bausteine aus Kohlenwasserstoff, zum Beispiel Ethylen. Chemiker können aus den Ethylen-Bausteinen lange Ketten herstellen, mit dem griechischen Wort „poly“ für „viele“ bezeichnet man so Polyethylene, das sind Plastikstoffe. Daraus kann man weiche Fasern für Bekleidung, dichtere für Tüten und Taschen und noch härte Plastikstoffe für alle möglichen Geräte und Gehäuse herstellen. Wenn ihr einmal mit den Fingern schnippt und euch dabei vorstellt, dass alles, was aus Plastik ist, auf einmal verschwindet, sähe es ganz schön leer aus in eurem Kinderzimmer. Auch euer Kleiderschrank wäre sicher um einiges ärmer, denn viele Pullover und Jacken, Turnschuhe und Flip-Flops sind aus Kunstfasern produziert worden. Von den Spielsachen mal ganz abgesehen! Und auch in der Küche und im Wohnzimmer würden viele Gegenstände fehlen: kein Kühlschrank, kein Fernseher, keine Küchenmaschinen und vieles mehr. Draußen stünden die Autos ohne Reifen da, denn auch die werden aus Erdölprodukten hergestellt. Aber nicht nur wegen fehlender Reifen wäre das Auto nicht mehr fahrbereit, denn besonders hier sind sowohl unter der Motorhaube als in der Fahrgastzelle Unmengen Kunststoffe verbaut. Sollte das jetzt Mama oder Papa Kopfschmerzen machen – eine Aspirin gäbe es dann auch nicht. Denn auch Medikamente bestehen zum großen Teil aus organischen Verbindungen und diese werden wiederum aus Erdöl hergestellt.

Wenn also das Erdöl plötzlich fehlt, wird unsere Welt nicht mehr so funktionieren, wie wir sie gewohnt sind, und unser alltägliches Leben viel schwerer und unbequemer.

Ja, selbst diesen Beitrag könntet ihr dann nicht einmal lesen: Denn auch euer Computer oder euer Handy enthält viel Plastik, das aus Erdöl hergestellt wurde. Und wenn ihr das gedruckte Magazin lest, dann würden dort die Druckfarben fehlen und ihr hättet nur noch leere weiße Seiten vor euch.