PflanzengesundheitUngeliebte Tierchen: Prävention ist die beste Art der Schädlingsbekämpfung

Pflanzengesundheit / Ungeliebte Tierchen: Prävention ist die beste Art der Schädlingsbekämpfung
Mangos gehören mit zu den problematischsten Obstsorten; sie werden besonders gut vom Pflanzenschutzdienst überwacht © Luc Pesch/ASTA

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Laut der „Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen“ fallen jedes Jahr 40 Prozent der Nahrungsmittelpflanzen Schädlingen zum Opfer. Zum internationalen Tag der Pflanzengesundheit am 12. Mai hat das Landwirtschaftsministerium die weltweite Sensibilisierungskampagne unterstützt; u.a. sollen Privatpersonen auf die Risiken von Pflanzenimporten aufmerksam gemacht werden. Denn es gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge.

Das Bakterium Xylella fastidiosa, auch Feuerbakterium genannt, hat in der süditalienischen Region Apulien 2019 mehr als 21 Millionen Olivenbäume befallen. Der wirtschaftliche Schaden wird auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Besorgniserregend bei der Geschichte ist die Tatsache, dass das Bakterium von außerhalb nach Italien eingeschleppt worden ist, nämlich aus Amerika.

In Luxemburg gibt es zwar keine Olivenbäume, doch andere Nutzpflanzen, die Opfer von Schädlingen werden können. Der Import von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen wird deshalb auch streng kontrolliert. Mit Routinekontrollen am Flughafen wird die Gesundheit der eingeführten Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen überwacht. Mit am problematischsten gelten z.B. Mangos: „Bei diesen Früchten überwachen wir 100 Prozent aller Sendungen“, sagt Nadine Kieffer vom Pflanzenschutzdienst der ASTA. Werden bei den Kontrollen potenzielle Schädlinge entdeckt, werden Proben in einem Laboratorium untersucht. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass das Resultat erst vorliegt, wenn die Nahrungsmittel schon überreif sind, was dann ein Verlust für den Importeur bedeutet.

Problematischer als Importe per Frachtflugzeug sind allerdings die Pflanzen, die sich Privatpersonen aus dem Ausland mit nach Hause bringen. „Viele Pflanzen, die über die Grenze gebracht werden, brauchen einen EU-Pflanzenpass. Bei Pflanzen aus dem Handel klebt dieser in der Regel auf den Pflanzentöpfen. Doch viele Privatpersonen sind sich dessen gar nicht bewusst und kaufen Pflanzen auf Märkten oder graben sie sogar am Urlaubsort aus.“ Ohne es zu wissen, können die Leute so Schädlinge einschleppen.

Hierzulande ist die Abteilung des Pflanzenschutzdienstes der „Administration des services techniques de l’agriculture“ (ASTA) für die Pflanzengesundheit zuständig. Da alljährlich, laut Food and Agriculture Organisation, weltweit 40 Prozent der Nahrungsmittelpflanzen durch Krankheit verloren gehen, hat die Organisation den 12. Mai zum internationalen Tag der Pflanzengesundheit ausgerufen. Das Landwirtschaftsministerium hat sich einer Sensibilisierungskampagne zu dem Thema angeschlossen.

„Vorsorge ist der beste Schutz“, sagt Nadine Kieffer. „Wenn sich ein Schädling bis ausgebreitet hat, ist es sehr kompliziert, ihn loszuwerden.“ Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge, in der Fachsprache „Quarantäneschadorganismen“ genannt, sind durch verschiedene EU-Richtlinien geregelt. Kommt es zu Schädlingsbefall, helfen in der Regel nur radikale Maßnahmen: von der Zerstörung der betroffenen Pflanzen bis hin zur chemischen Keule. Außerdem wird je nach Schädling eine Pufferzone um das betroffene Gebiet eingerichtet. „Müssen aber in einem Wald mehrere Bäume gefällt werden, ist niemand froh.“

Da eine Schädlingsbekämpfung aber oft gar nicht möglich ist, setzen die Behörden auf vorbeugende Maßnahmen. Überwacht werden z.B. gefährdete Pflanzen mittels Schädlingsfallen, um festzustellen, ob der Übeltäter bereits hierzulande präsent ist.

Eine Schädlingsfalle des Pflanzenschutzdienstes
Eine Schädlingsfalle des Pflanzenschutzdienstes © ASTA

Da Schädlinge aber nicht nur importiert werden, sondern auch auf natürlichem Wege „wandern“, ist eine Zusammenarbeit mit den Nachbarländern sinnvoll. „Als kleines Land haben wir den Vorteil, dass wir große Nachbarn haben, bei denen Schädlinge in der Regel bereits auftauchen, bevor sie bei uns ankommen.” Der Pflanzenschutzdienst arbeitet deshalb eng mit den zuständigen Abteilungen aus Frankreich und den angrenzenden deutschen Bundesländern zusammen.

Jede Person, die beruflich mit Pflanzen zu tun hat, ist übrigens gesetzlich dazu verpflichtet, einen Befall von Quarantäneschaderregern zu melden, Privatpersonen hingegen nicht. Aber auch vonseiten des Handels gebe es wenig Meldungen, sagt Kieffer. Der Grund dafür sei, dass die Leute eben nicht genügend über die Schädlinge und ihre Risiken informiert seien. Ein großer Teil ihrer Arbeit sei deshalb auch der Informationsarbeit gewidmet, so Kieffer. Da in der entsprechenden EU-Direktive rund 200 Schadorganismen aufgelistet sind, sei es nicht einfach den Überblick zu behalten. Nach und nach will der Pflanzenschutzdienst Flyer zu den häufigsten Schädlingen veröffentlichen.

Ein Tierchen, das die Pflanzenschützer momentan besonders im Visier haben, ist der Japankäfer, dem sowohl einige Obst- wie auch Gemüsesorten schmecken. Um ihn nachzuweisen, wurden an einer Dutzend Stellen im Land Fallen mit Lockstoffen aufgestellt. Falls aufmerksame Beobachter ihn entdecken, sollten sie ihn allerdings nicht einfangen, rät die Expertin. Man wolle vermeiden, dass andere, harmlose Käfer, die dem Schädling ähneln, unnütz aus dem Verkehr gezogen werden.*

Zu Schäden wie denen in Italien sei es bislang nicht in Luxemburg gekommen, doch man habe schon Angst um den Weinbau an der Mosel. „Wenn die ganze Moselgegend von einem Schädling befallen würde, dann hätten wir ein großes Problem“, sagt Kieffer.

* Der Pflanzenschutzdienst bittet Beobachter, ihm eventuell Fotos der Schädlinge zu schicken: phytopathologie@asta.etat.lu