Cyclocross-LandesmeisterschaftDuell der Generationen: Kann Schreiber schon in diesem Jahr Majerus gefährlich werden?

Cyclocross-Landesmeisterschaft / Duell der Generationen: Kann Schreiber schon in diesem Jahr Majerus gefährlich werden?
Wer jubelt am Samstag bei der Damen-Elite? Marie Schreiber (links) oder Christine Majerus?  Fotos: Jerry Gerard/Luis Mangorrinha

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Seit 2010 trägt Christine Majerus (SAF Zéisseng/SD Worx) das Landesmeistertrikot im Cyclocross. Die 34-Jährige dominiert die nationale Szene, bekommt aber nun mit Marie Schreiber (Tormans) eine ernstzunehmende Gegnerin. Am Samstag kommt es bei den Landesmeisterschaften in Ettelbrück zum Duell zwischen den beiden Radsportlerinnen. Kann die 18-jährige Schreiber bereits in diesem Jahr zur Gefahr für Christine Majerus werden?

Christine Majerus will das Landesmeistertrikot behalten
Christine Majerus will das Landesmeistertrikot behalten Archivbild: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

Christine Majerus muss einen kurzen Moment überlegen, aber dann erinnert sie sich. „Es war 2009, als Suzie (Godart; Anm. d. Red.) in Dippach gewann und ich Zweite wurde“, sagt Majerus. 13 Jahre ist es also her, dass Majerus das letzte Mal bei Cyclocross-Landesmeisterschaften geschlagen wurde – seitdem beherrscht sie die nationale Szene. Doch auch wenn in den letzten Jahren wenig Gegenwehr geleistet wurde, empfindet Majerus die Rennen nicht als fade. „Gewinnen ist nie eintönig. Man sollte alle Radsportlerinnen respektieren, das habe ich auch immer gemacht. Ich habe die Rennen nie auf die leichte Schulter genommen und werde das in Zukunft auch nicht tun. Gerade beim Cyclocross, wo es sehr auf die Technik ankommt, muss man stets konzentriert bleiben – auch wenn ich in einigen Jahren vielleicht nicht die größte Konkurrenz hatte.“ 

In diesem Jahr wird es beim Elite-Rennen der Damen auf das Duell zwischen Majerus und dem Nachwuchstalent Marie Schreiber ankommen. Beim Weltcup in Hulst (NL) am vergangenen Wochenende kam die 18-Jährige nur 16 Sekunden nach Majerus im Ziel an. Hat Schreiber also bereits in diesem Jahr das Potenzial, Majerus bei den Landesmeisterschaften zu schlagen? „Auf gewissen Strecken hat sie das sicherlich“, sagt Majerus selbst. „Der Tag, an dem ich verlieren werde, wird sicherlich irgendwann kommen. Ich hoffe nur nicht, dass es schon in diesem Jahr der Fall sein wird. Aber verlieren gehört zum Sport dazu. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich es in diesem Jahr vermeiden kann.“

Erfahrung als großer Vorteil

Suzie Godart (CCI Differdingen), die neunfache Cyclocross-Landesmeisterin, spricht Majerus die Favoritenrolle zu. „Ich habe ein wenig meine Bedenken, ob Marie (Schreiber) bereits in diesem Jahr Christine (Majerus) schlagen kann“, sagt Godart. „Christine bekommt es auf jeden Fall nicht so leicht gemacht wie in den letzten Jahren.“ Gerade die große Erfahrung wird laut Godart, die am Samstag ebenfalls in Ettelbrück antreten wird, einen starken Vorteil für Majerus bringen. „Bei den letzten Rennen in dieser Saison hat man gesehen, dass sie ihre Routine sehr gut ausspielen kann. Erfahrung ist extrem wichtig: Ich war vor meinem Start am vergangenen Sonntag bei der LG Alzingen zwei Wochen krank – ich wurde dennoch nicht überrundet. Was ich damit sagen will: Gute Technik und Erfahrung machen im Cyclocross viel wett. Mehr als auf der Straße.“ 

Suzie Godart wird am Samstag ebenfalls starten
Suzie Godart wird am Samstag ebenfalls starten Archivbild: Gerry Schmit

Als letzte Bezwingerin von Majerus weiß Godart, wie man die 34-Jährige schlägt – auch wenn sie 2009 auf eine ganz andere Christine Majerus traf. „Christine ist mittlerweile ein alter Fuchs geworden und hat sich seit 2009 extrem entwickelt. Ich würde Marie raten, observierend hinter Christine zu fahren – und nicht von vornherein wegzufahren. Sie sollte schauen, wo Christine Fehler machen könnte.“ Mit 59 Jahren ist Godart aber auch erfahren genug, um niemanden zu unterschätzen. Neben den beiden Favoritinnen traut sie Isabelle Klein Chancen zu. „Im Fall von Problemen bei Christine oder Marie, die beim Cyclocross immer auftreten können, kann sie als erfahrene Mountainbikerin vielleicht davon profitieren.“

Majerus optimistisch

Majerus’ Dominanz

2020 in Mersch:
1. Christine Majerus in 41:18 Minuten
2. Elise Maes +8:13 Minuten
2019 in Brouch:
1. Christine Majerus in 40:34 
2. Elise Maes +5:00
2018 in Kayl:
1. Christine Majerus in 47:35
2. Nathalie Lamborelle +6:02
2017 in Remerschen:
1. Christine Majerus in 43:24
2. Nathalie Lamborelle +2:42
2016 in Alzingen:
1. Christine Majerus in 46:26 
2. Edie Antonia Rees +4:56
2015 in Brouch:
1. Christine Majerus in 44:22
2. Suzie Godart +6:05
2014 in Cessingen:
1. Christine Majerus in 41:59
2. Suzie Godart +5:19
2013 in Beles: 
1. Christine Majerus in 36:06 
2. Suzie Godart +2:37
2012 in Kayl:
1. Christine Majerus in 32:56
2. Suzie Godart +5:13
2011 in Pratzerthal:
1. Christine Majerus in 35:02
2. Nathalie Lamborelle +2:40
2010 in Hesperingen:
1. Christine Majerus in 33:59
2. Anne-Marie Schmitt +3:53

*2021 fand aufgrund der Corona-Pandemie keine Landemeisterschaft statt

Majerus weiß, dass am Samstag in Ettelbrück eine andere Landesmeisterschaft als in den letzten Jahren auf sie wartet – dennoch ist sie zuversichtlich genug, den Titel zu verteidigen. „Marie ist sehr gut unterwegs, vor allem auf solchen Strecken wie Hulst – da ist sie besser als ich. Das ist so und das akzeptiere ich. Ich nehme die Herausforderung am Samstag mit viel Motivation an. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich meine Leistung abrufen kann. Meine Form ist gut und ich habe gut trainiert – wenn auch nicht immer Cyclocross-spezifisch“, sagt Majerus.  

Sieben Renntage im Cyclocross stehen bei Majerus in dieser Saison bereits im Kalender. Neben dem Sieg beim Grand Prix Garage Collé (C2) am 1. Januar konnte sie beim Weltcup in Dendermonde (B) auf den 18. Platz fahren. „Es hängt bei mir von der Strecke ab, wie ich mich fühle“, sagt Majerus. „Ich hatte einige Rennen, bei denen ich mich wirklich gut fühlte, wie eben in Dendermonde oder in Petingen. Das sind Rennen, die sehr physisch sind. Auf schnellen Strecken wie Hulst (24. Platz beim Weltcup) komme ich nicht richtig in meinen Rhythmus. Das war in den letzten Jahren auf solchen Strecken ähnlich. Da habe ich mich nicht wohlgefühlt.“ Zum Vergleich: Schreiber hat in dieser Saison 18 Renntage, nahm dabei bis auf zwei Rennen an allen Weltcup-Veranstaltungen teil. 

Aufgrund der Erfahrung und der Qualität von Majerus wird es für Schreiber sicherlich am Ende auf die Tagesform, aber vor allem die nötige Portion Glück ankommen. 

Marie Schreiber gilt als die größte Konkurrentin von Christine Majerus
Marie Schreiber gilt als die größte Konkurrentin von Christine Majerus Archivbild: Luis Mangorrinha/Le Quotidien