Tokyo 2020Nach „schlaflosen Nächten“: Kein Zurück mehr bei Olympia

Tokyo 2020 / Nach „schlaflosen Nächten“: Kein Zurück mehr bei Olympia
„Eine kraftvolle Botschaft in die Welt“: IOC-Präsident Thomas Bach Foto: dpa/kyodo

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Olympia in Tokio ist für IOC-Chef Thomas Bach ein wichtiges Signal in der Corona-Pandemie. Auch Japans Regierungschef setzt fest auf den Erfolg der umstrittenen Sommerspiele. Schon am Mittwoch will das IOC Weichen bis ins Jahr 2032 stellen.

Im edlen Bankettsaal des Fünf-Sterne-Hotels „Okura“ berichtete Thomas Bach von „schlaflosen Nächten“. Nach 16 Monaten voller Sorgen trennen den IOC-Chef und die Olympia-Macher von Tokio nur noch wenige Stunden von der Eröffnung der umstrittenen Sommerspiele in Japan. Also erlaubte sich der Präsident zum Auftakt der 138. Session des Internationalen Olympischen Komitees am Dienstag noch einmal ganz viel Pathos. Olympia in Tokio werde „den Menschen Vertrauen in die Zukunft geben“, versprach der 67-Jährige. „Eine kraftvolle Botschaft in die Welt“ erhofft sich Bach.

Auch für Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga gibt es trotz des Corona-Notstands in Tokio und der anhaltenden Umfrage-Mehrheiten gegen die Spiele jetzt kein Zurück mehr. Die Bedeutung der Spiele werde durch die schwierigen Umstände „weder belastet noch verringert“, beteuerte der Regierungschef bei seinem Grußwort an die IOC-Mitglieder. Seine Gesundheitsberater halten die Austragung des Mega-Spektakels mit Zehntausenden Ausländern für keine gute Idee, doch Suga setzt auf den Erfolg der Spiele.

Die Corona-Impfungen, die in Japan bisher nur langsam vorangingen, ließen einen „Ausweg aus einem langen Tunnel in Sicht“ kommen, dichtete der Ministerpräsident und beteuerte: „Wir werden die Gesundheit und die Sicherheit des japanischen Volkes schützen.“

Macht der Bilder

Dafür wurden alle Zuschauer aus den Arenen in Tokio ausgeschlossen. Das bedauere man zutiefst, sagte Organisationschefin Seiko Hashimoto. Erst nach Ende der Olympischen Spiele solle entschieden werden, ob bei den Paralympics zumindest einige Fans auf die Tribünen dürfen.

IOC-Chef Bach indes glaubt auch mit leeren Stadien an die Macht der Bilder. Milliarden Menschen würden die Spiele verfolgen und „bewundern, was die Japaner geleistet haben“, sagte der Deutsche. Eine lange Reise liege hinter den Organisatoren der Spiele. „Keiner von uns hat sich die beispiellosen Herausforderungen vorstellen können, denen wir uns stellen mussten“, sagte Bach und verwies auf die Katastrophe von Fukushima und die Folgen der Corona-Pandemie, die Japan seit der Olympia-Vergabe im September 2013 in Krisen stürzten.

Immer wieder hat Bach in den vergangenen Monaten die Solidarität der olympischen Welt beschworen. Auf seinen Vorschlag änderte die Session nun sogar das olympische Motto von „schneller, höher, stärker“ in „schneller, höher, stärker – gemeinsam“.

Brisbane 2032

Auch bei der wichtigsten Entscheidung der IOC-Vollversammlung wird es am Mittwoch wohl wenig kontrovers zugehen. Brisbane kann zum Abschluss der Session fest mit dem Zuschlag für die Sommerspiele 2032 rechnen, auch wenn IOC-Sprecher Mark Adams versicherte, die Sache sei noch nicht gelaufen.

Doch die Metropole im australischen Bundesstaat Queensland geht als bevorzugter und damit einziger Bewerber in die Entscheidung. Dass im sogenannten „zielgerichteten Dialog“ als neuem Vergabe-Verfahren eine Reihe andere Interessenten wie die deutsche Rhein-Ruhr-Region unerwartet schnell auf der Strecke blieben, hat dem IOC Kritik eingebracht.

Zumindest einen Beigeschmack hinterlässt die Tatsache, dass der australische IOC-Vizepräsident John Coates das neue Verfahren federführend entwickelte – und der erste Sieger nun ausgerechnet sein Heimatland ist. „Da gibt es keinen Interessenskonflikt“, versicherte IOC-Sprecher Adams. Coates habe bei keiner Entscheidung mit abgestimmt. Unabhängige Berichterstatter werden die Wahl am Mittwoch indes nicht am Ort verfolgen können. Im luxuriösen IOC-Hotel sind mit Verweis auf die Corona-Regeln keine Journalisten zugelassen. (dpa)

Unternehmen gehen auf Distanz

Nach dem Autoriesen Toyota gehen auch andere führende Vertreter der japanischen Wirtschaft auf Distanz zu den Olympischen Spielen in Tokio. Der Elektronikriese Panasonic, wie Toyota ein Top-Sponsor der Spiele, gab am Dienstag bekannt, Konzernchef Yuki Kusumi werde der Eröffnungszeremonie am Freitag fernbleiben. Auch der Vorsitzende des mächtigen Wirtschaftsdachverbandes Keidanren, Masakazu Tokura, will sich die Zeremonie von zu Hause aus anschauen. Die Chefs des Unternehmerverbandes und der Industrie- und Handelskammer, Kengo Sakurada and Akio Mimura, haben ebenfalls kein Interesse, an der Eröffnungsfeier im Olympia-Stadion teilzunehmen. Am Vortag hatte bereits Toyota mitgeteilt, dass vorbereitete Werbespots mit Bezug zu den Spielen nicht ausgestrahlt würden. Zudem würden Konzernchef Akio Toyoda sowie andere Vertreter nicht an der Eröffnungszeremonie am 23. Juli teilnehmen. Es würden Spiele werden, bei denen vieles auf Unverständnis stoße, hieß es zur Begründung. Dass führende Wirtschaftsvertreter auf Distanz zu dem umstrittenen Spektakel gehen, ist bitter für die Organisatoren. Offenbar sorgt man sich in Japans Wirtschaftskreisen um einen möglichen Imageschaden. Toyota und Panasonic gehören zu rund 60 japanischen Unternehmen, die für die Spiele eine Rekordsumme von zusammen mehr als drei Milliarden Dollar für die Sponsorenrechte hingeblättert hatten. Doch die Pandemie und eine Reihe von Pannen und Skandalen im Vorfeld der Spiele haben das größte Sportereignis der Welt überschattet. (dpa)

werner
22. Juli 2021 - 1.23

Japans Regierungschef hat nichts zu sagen, der IOC hat laut Vertrag das alleinige Recht die Spiele abzusagen. Aber wenn man erst bestochen ist, dann bleibt man es, die Sponsoren sind die Chefs, die Leute können ruhig sterben, Hauptsache die Kasse stimmt.