RadsportSirtaki zur Rennvorbereitung: Matthieu Rompion über das Leben als Busfahrer und Betreuer

Radsport / Sirtaki zur Rennvorbereitung: Matthieu Rompion über das Leben als Busfahrer und Betreuer
Matthieu Rompion war als Betreuer unter anderem bei EF Education tätig Foto: Privat

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Matthieu Rompion war als Betreuer und Busfahrer verschiedener WorldTour-Teams tätig. Der 36-jährige Franzose, der in Junglinster lebt, erinnert sich gerne an die Zeit zurück, die er im Profisport erlebt hat. 

Es gibt Momente im Leben, bei denen man nicht weiß, warum sie passieren. Meistens geschehen sie einfach. Bei einer Ausgabe der Tour de Romandie erlebte Matthieu Rompion, Betreuer und Busfahrer eines WorldTour-Teams, einen solchen Moment. Nur eine Stunde vor dem Start seines Zeitfahrens kam ein Fahrer auf die Idee, im Bus Musik zum griechischen Volkstanz „Sirtaki“ anzumachen und dazu zu tanzen. Warum ausgerechnet Sirtaki? Nun, das weiß man nicht genau – der Fahrer immerhin war weit davon entfernt, Grieche zu sein. „Vielleicht, um sich zu entspannen“, schmunzelt und vermutet Rompion, der sich an diesen Tag noch genau erinnert. Ohne den Namen des Fahrers nennen zu wollen, sagt Rompion, dass er eine sehr spezielle Persönlichkeit gewesen sei.

„Er tanzte im Bus und vergaß dabei völlig, auf die Uhr zu schauen“, sagt der Franzose. Nur einige Sekunden vor dem Start schaffte es der Fahrer dann doch rechtzeitig auf die Rampe – um dann das folgende Zeitfahren noch zu gewinnen. „Überall sind Uhren und Zeiten. Im Bus sind mehrere Uhren, beim Aufwärmen auch. Es gibt also keine Ausreden, den Start zu verpassen“, lächelt Rompion. Zu vertieft sei der Fahrer wohl in seinen Tanz gewesen. 

Rompion war einige Jahre als Betreuer in verschiedenen WorldTour-Mannschaften tätig. Er fing bei Garmin an, wechselte dann zu BMC, später zu EF. Bei BMC hatte er unter anderem mit Jempy Drucker zu tun. „Ein sehr organisierter und aufgeräumter Typ, der nie Probleme gehabt oder gemacht hat“, erinnert sich Rompion.  Bei vielen Teams übernehmen die Betreuer aber auch das Steuer des Mannschaftsbusses. „Es hat sich noch nie jemand über meinen Fahrstil beschwert“, lacht Rompion. „Es wird eher die Länge der Transfers bemängelt. Für die Organisatoren wird es immer schwieriger, passende Hotels nah am Ziel zu finden. Das haben wir auch gespürt.“

Rompion, der mittlerweile mit seiner Frau und zwei Kindern in Junglinster lebt, war selbst Amateur-Radfahrer und Teil des Reserveteams von Bouygues Télécom. Über diesen Weg erhielt er Kontakte und die Möglichkeit, den Beruf des Betreuers auszuüben. Neunmal hat er die „Grande Boucle“ schon miterlebt. „Der Betreuer-Job ist schon aufregender“, sagt der Franzose. „Man ist im Herzen des Rennens dabei und der Tag ist sehr belebt. Als Busfahrer stehst du nur an Start und Ziel.“ Neben den Verpflegungen während der Etappe geht es abends zu den Massagen. „Da gibt es schon intime Momente“, sagt Rompion. „Abends wartet immerhin rund eine Stunde Massage. Es kommt aber auch immer darauf an, wie der Fahrer gelaunt ist. Manchmal spricht man sehr viel, manchmal aber auch gar nicht.“ 

Während des ersten Trainingslagers der Saison, das meistens im Winter stattfindet, massieren die Betreuer die Fahrer des Teams – und finden dabei heraus, mit welchem Profi sie über die Saison enger zusammenarbeiten können. „Über diese zwei Wochen im Trainingslager findet man dann heraus, welche Fahrer die Massagen von den jeweiligen Betreuern schätzen. Wir haben genug Zeit, unsere Massagen an allen Fahrern auszuprobieren. Nach den 15 Tagen wissen wir dann, wem es gefallen hat und wem nicht.“ 

Mittlerweile ist Rompion nicht mehr in der Welt des Radsports tätig. Durch die Geburt seines zweiten Kindes hat er andere Prioritäten gesetzt. Doch wer weiß, vielleicht tanzt irgendwann im Hause Rompion der Nachwuchs Sirtaki. Warum? Das weiß man nicht genau. Denn es gibt Momente, die einfach so passieren.